Die Gäste bei Michael Steinbrecher:
Martin Porwoll

Als Martin Porwoll entdeckte, dass sein Chef, ein Apotheker aus Bottrop, Krebsmedikamente streckte, um damit mehr Geld zu verdienen, war für ihn schnell klar: dieser Skandal muss gestoppt werden. Doch zunächst musste er unerkannt Beweise sammeln: „Ich führte ein Doppelleben: Gleichzeitig 100% für die Apotheke und 100% dagegen.“ Diese Belastung setzte ihm massiv zu, trotz der Gewissheit, das Richtige zu tun.
Helge Achenbach

Der Kunstberater Helge Achenbach war einer der ganz Großen im deutschen Kunstbetrieb, auf Augenhöhe mit den Reichen und Mächtigen. Doch auf das Hoch folgte der tiefe Fall: Wegen Betrugs in Millionenhöhe wurde er 2015 zu einer sechsjährigen Freiheitsstrafe verurteilt: eine Zäsur, die seinen Blick veränderte: „Das Sein in der Kunstwelt ist dominiert von Geld und Gier und Geilheit. Und irgendwo hat mich diese Welt auch verroht.“
Sabine Wallefeld

65 Jahre lang glaubte Sabine Wallefeld zu wissen, wer ihr Vater war. Doch ein Telefonanruf im Sommer dieses Jahres brachte diese Gewissheit ins Wanken. Denn es kam ein dunkles Familiengeheimnis ans Licht, das sie ihr ganzes bisheriges Leben mit neuen Augen sehen lässt. „Diese Lüge hatte Auswirkungen für alle Beteiligten, auf das ganze Leben und bis nach dem Tod“, sagt Sabine Wallefeld.
Martin Schmitz

war 10 Jahre alt, als sich ein katholischer Geistlicher an ihm verging. Sich an irgendjemanden aus seinem Umfeld zu wenden – für ihn lange undenkbar: „Was nicht sein darf, kann nicht sein – so war das.“ Mehr als ein Jahr lang war Schmitz dem Missbrauch ausgesetzt, an den Folgen leidet er bis heute. Jahrzehntelang wurden die Taten des Kaplans von der Kirche vertuscht – bis sich Schmitz fast 40 Jahre später an die Öffentlichkeit wandte.
May-Britt Krüger

Als DDR-Bürgerin wuchs May-Britt Krüger mit dem Wissen auf, dass man die Wahrheit nicht immer laut sagen durfte. Als sie 1989, kurz vor dem Ende des Regimes, das Land verlassen wollte, kam sie in Haft. Eine Erfahrung, die sie bis heute prägt. Und noch viele Jahre später zerbrach daran sogar eine Freundschaft. Auch deshalb setzt sich May-Britt Krüger heute für Aufklärung ein: „Es ist wichtig, dass man die Wahrheit am Leben erhält.“
Angelika Kallwass

Die Psychologin Angelika Kallwass sagt: „Es gibt ein moralisches Gebot zu Aufrichtigkeit.“ Warum dennoch alle Menschen auch lügen und ob es wirklich immer besser ist, die Wahrheit zu kennen, weiß die Psychotherapeutin ebenso wie die Antwort auf die Frage, welch fatale Folgen es mitunter haben kann, wenn man lange verborgene Wahrheiten offen ausspricht.
Die Gäste am 29. November 2019
Martin Porwoll, enthüllte, dass sein Arbeitgeber unterdosierte Krebsmedikamente verkaufte
Sabine Wallefeld, erfuhr erst mit 65 Jahren von einem schwerwiegenden Familiengeheimnis
Helge Achenbach, der frühere Kunstberater saß wegen Millionenbetrugs mehr als vier Jahre im Gefängnis
Martin Schmitz, wurde als Kind von einem Geistlichen missbraucht, der von der Kirche gedeckt wurde
May-Britt Krüger, wurde im DDR-Regime verhaftet und engagiert sich heute für Aufklärung des Unrechts
Angelika Kallwass, Psychologin und Psychotherapeutin
Redaktion: Sarah Dierks (Chefin vom Dienst), Barbara Christoffers, Annette Fischer, Matthias Göttfert, Martin Klein, Sven Hauser, Marie-Luise Burgdorff
Literatur:
Angelika Kallwass
Was am Ende zählt. Für ein erfülltes Leben.
Bastei Lübbe, 2015.
Helge Achenbach
Selbstzerstörung. Bekenntnisse eines Kunsthändlers.
riva, 2019.
Helge Achenbach
Der Kunstanstifter – vom Sammeln und Jagen.
Hatje Cantz, 2013.