Henry-Oliver Jakobs
Henry-Oliver Jakobs stammt aus einer alt eingesessenen Kiez-Familie, ist in St. Pauli zwischen Zuhältern, Drogen und roher Gewalt aufgewachsen. Und stieg selbst zu einer gefürchteten Milieu-Größe auf. Bis ein Treffen mit zwei Geschäftspartnern mit einem kaltblütigen Mord endete: „Die Tat war geplant. Gefühlt habe ich dabei nichts. Ich habe zuvor schon viele Gewalttaten ausgeübt, dadurch stumpft man immer mehr ab.“ 19 Jahre saß er hinter Gittern. Heute arbeitet er in der Prävention gegen Jugendkriminalität.
Dr. Nahlah Saimeh
„Die Biographie spielt im Leben späterer Täter eine relativ große Rolle“, so die forensische Psychiaterin Dr. Nahlah Saimeh. Sie sitzt eiskalten Psychopathen und brutalen Gewalttätern gegenüber und blickt in den Abgrund ihrer Seelen. Als Gutachterin zahlreicher bekannter Kriminalfälle kennt sie die Gründe, warum Menschen zu brutalen Verbrechern werden. Auch im Fall der Greueltaten im „Horror-Haus von Höxter“ gab sie im Prozess ihre Expertise zur Schuldfähigkeit der Täter ab.
Kerstin Nitschke
Auf äußerst schmerzhafte Weise hat Kerstin Nitschke Abgründe eines Menschen kennengelernt, den sie einmal sehr geliebt hat. Anfangs waren es die ganz großen Gefühle, die sie bewogen, für ihn ihre Heimstadt zu verlassen und zu ihm zu ziehen. Aber schnell zeigte sich: Der vermeintliche Traummann, mit dem sie 20 Jahre zusammenlebte, hatte zwei Gesichter. „Ich habe mit zwei Menschen gelebt: Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Waren wir draußen, war er der liebevollste Mensch, zuhause bekam ich seinen vollen Hass zu spüren.“
Henning Taube
Henning Taube weiß, wie es sich anfühlt, wenn sich im Innersten unkontrolliert Abgründe auftun und sich im Kopf Dämonen breit machen. Er leidet an Schizophrenie und kennt extreme seelische Ausnahmezustände. Plötzlich sind da Stimmen, wo keine sind, Wahngedanken verschwimmen mit der Realität, mal hielt er sich für Jesus, mal für Satan: „Auf dem Weg lag eine Eisenstange, die habe ich hochgehoben und geschrien: Ich bin Gott, ich habe das Recht zu töten, wenn mein Reich bedroht wird.“
Gisela Friedrichsen
Als Gerichtsreporterin hat Gisela Friedrichsen schon in viele menschliche Abgründe mit abartigen Dimensionen geblickt. Seit 30 Jahren sitzt die Journalistin in Gerichtssälen und berichtet über furchtbare Verbrechen wie den Inzest-Fall Josef Fritzl oder den Kannibalen von Rotenburg: „Der Mensch ist zu allem fähig. Das wissen wir nicht erst seit Auschwitz.“ Fünf Jahre verfolgte sie den NSU-Prozess um Beate Zschäpe, aktuell beschäftigt sie sich mit dem Patienten-Massenmörder Niels Högel.
Vera Pein
Die Schützlinge, denen Vera Pein die fehlende Nestwärme gibt, wurden schon früh mit menschlichen Abgründen konfrontiert. Misshandelt, verwahrlost, geschlagen – das sind oft die Schicksale der Kinder, die in die Obhut der Pflegemutter kommen. Mehr als 60 Kinder nahm sie bereits bei sich auf: „Die Kinder kommen oft völlig apathisch, stark unterernährt oder schwer misshandelt zu mir. Es ist immer eine Herausforderung. Jeden Tag aufs Neue.“
Gäste vom 28. Juni 2019
Henry-Oliver Jakobs, vom Kiez zum Kriminellen und Mörder
Dr. Nahlah Saimeh, forensische Psychiaterin
Henning Taube, leidet nach Drogenkonsum unter schweren Psychosen
Gisela Friedrichsen, Gerichtsreporterin
Kerstin Nitschke, erlebte 20 Jahre Ehe-Hölle
Vera Pein, gab als Pflegemutter bereits 60 Kindern Nestwärme
Redaktion: Karen Rentsch, Nadine Ackermann, Marie-Luise Burgdorff, Simon Götz, Thorsten Fleischmann, Katja Stolle-Kranz