Norman Wolf
Als Norman Wolf elf Jahre alt war, verlor sein Vater seinen Job – und den Boden unter den Füßen. Die Ehe zerbrach an den Alkoholproblemen ebenso wie die Familie. Jahrelang gab es für den jungen Mann kein Lebenszeichen von seinem Vater. „Irgendwann habe ich für mich gedacht: Ich glaube nicht, dass er noch lebt.“ Doch vor zwei Jahren erfuhr Norman Wolf, dass sein Vater als Obdachloser in Hamburg lebt und begann, mit einem großen Internet-Aufruf nach ihm zu suchen.
Folker Schehlmann
Mehr als ein halbes Jahrhundert dauerte es, bis Folker Schehlmann 2018 endlich ein Lebenszeichen von seinem Bruder Dieter erhielt: „Das Gefühl, zum ersten Mal wieder mit ihm zu sprechen, war unbeschreiblich, ich war wie in Trance.“ 1967 war Dieter in einer Nacht-und-Nebel-Aktion verschwunden und hinterließ bei Familie und Freunden keine Spur. Sämtliche Versuche, etwas über seinen Verbleib zu erfahren, schlugen fehl. Doch Schehlmann hatte die Hoffnung auf ein Wiedersehen nie aufgegeben.
Anita Gaertner
„Warum?“ – Eine Antwort auf diese Frage ist es, die Anita Gaertner sich sehnlichst von ihrem ältesten Sohn wünscht. Denn seit fast drei Jahren hat sie keinen Kontakt mehr zu ihm. „Mein Sohn hat mich ausgeschaltet wie eine Lampe“; so beschreibt sie das Gefühl, das der Kontaktabbruch in ihr hinterlassen hat. Vor allem die Ungewissheit ist für die Rentnerin schwer zu ertragen. Und die Angst, dass es vielleicht nie mehr zu einem Wiedersehen kommen könnte.
Anna-Maria Morchner
Bereits mit Anfang 20 war Anna-Maria Morchner mit ihrem Martin liiert. Doch nach drei glücklichen Jahren beendete ihr Freiheitsdrang das junge Glück. Ohne Erklärung verließ sie ihre große Liebe. Vergessen konnte sie ihn aber nie. Nach vierzig Jahren konnte sie sich endlich dazu durchringen, Martin anzurufen, um sich zu entschuldigen. Aus diesem Telefonat entwickelte sich eine zweite Chance für die Liebe, die sich für die Freiburgerin sofort vertraut anfühlte: „Mein Gefühl war: Ich bin wieder zuhause.“
Chris Fritsche und Ronny Stein
Völlig unverhofft kam es zum Wiedersehen zwischen Chris Fritsche und Ronny Stein. Zwei Jahre lebten die beiden als Nachbarn im selben Haus und fanden sich gleich sympathisch. Doch dann fanden sie durch puren Zufall das Unvorstellbare heraus: Sie sind Brüder. „Wir haben viele Tage und Wochen gebraucht, um überhaupt zu verstehen, was für ein Glück wir am Ende hatten“, sagen die beiden Männer, die seitdem eine intensive Geschwisterbeziehung führen.
Angelika Kallwass
Die Psychotherapeutin Angelika Kallwass weiß: „Ob man sich bei einem Wiedersehen freut, hängt davon ab, wie die gemeinsame Vergangenheit war.“ Ein Wiedersehen könne auch enttäuschen, wenn der Mensch von heute nicht mehr derjenige ist, der er einmal war. Teilt man positive Erinnerungen, so löst das große Freude aus. Und manchmal, so Kallwass, gelingt es dann, aus einem Wiedersehen einen gemeinsamen Neuanfang zu machen.
Gäste am 13. September 2019
Folker Schehlmann, war 52 Jahre lang auf der Suche nach seinem spurlos verschwundenen Bruder
Anna Maria Morchner, gab nach über 40 Jahren ihrer Jugendliebe eine zweite Chance
Norman Wolf, fand durch einen Internet-Aufruf seinen Vater wieder, der obdachlos geworden war
Anita Gaertner, wünscht sich ein Wiedersehen mit ihrem Sohn, zu dem sie seit Jahren keinen Kontakt hat
Chris Fritsche & Ronny Stein, stellten durch Zufall fest, dass sie nicht nur Nachbarn, sondern Brüder sind
Angelika Kallwass, Psychotherapeutin
Redaktion: Sarah Dierks (Chefin vom Dienst), Barbara Christoffers, Annette Fischer, Matthias Göttfert, Martin Klein,
Sven Hauser, Johanna Stamm