Chris Fritsche, Ronny Stein, Anna-Maria Morchner, Michael Steinbrecher (von Links) (Foto: SWR, SWR - Baschi Bender)

Sendung am 13. September 2019

Wiedersehen macht Freude

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Die SWR Talkshow Gäste bei Michael Steinbrecher

Lang ersehnt oder schon längst nicht mehr zu erhoffen gewagt – wie wundervoll kann ein Wiedersehen sein!

„Wiedersehen macht Freude“ – diesen Ausspruch kennen wir alle und meist ist an ihm viel Wahres. Wie schön ist es doch, völlig überraschend einen alten Schulfreund wieder zu treffen. Oder wie groß ist die Freude, wenn Familienmitglieder, die weit voneinander entfernt wohnen, sich zu einem schönen Anlass endlich einmal wieder alle zusammenfinden.

Besonders schön können unverhoffte Wiedersehen sein, wenn Liebe im Spiel ist. Beispielsweise wenn sich nach vielen Jahren ganz unerwartet das magische Kribbeln zur einstigen Jugendliebe wieder einstellt und ein Paar beschließt, seiner Liebe eine zweite Chance zu geben.

Tragische Fälle sind es hingegen, wenn zum Beispiel Geschwister bereits im Kindesalter schicksalhaft getrennt wurden. Oder wenn Eltern gezwungen waren, ihre Kinder zurückzulassen. Es entstehen Leerstellen, die die Betroffenen über Jahre und Jahrzehnte schmerzen. Eine Sehnsucht, die sich nicht stillen lässt, bis es endlich zum lang ersehnten Wiedersehen kommt. Und hat man sich dann endlich zurück, möchte man sich am liebsten nie wieder loslassen.

Doch manchmal lässt das erhoffte „Happy End“ allzu lange auf sich warten. Manche Menschen suchen ihr Leben lang, verfolgen jede Spur und gehen jedem noch so kleinen Hinweis nach, um endlich die Person wieder zu finden, die sie so schmerzlich vermissen. Und sie geben die Hoffnung auf ein Wiedersehen niemals auf.

Wie geht man um mit Sehnsucht und Hoffnung? Und wie gelingt es, aus einem Wiedersehen einen gemeinsamen Neuanfang zu machen? „Wiedersehen macht Freude“, das ist das Thema bei Michael Steinbrecher im NACHTCAFÉ.

Norman Wolf

Norman Wolf (Foto: SWR, SWR - Baschi Bender)
Norman Wolf

Als Norman Wolf elf Jahre alt war, verlor sein Vater seinen Job – und den Boden unter den Füßen. Die Ehe zerbrach an den Alkoholproblemen ebenso wie die Familie. Jahrelang gab es für den jungen Mann kein Lebenszeichen von seinem Vater. „Irgendwann habe ich für mich gedacht: Ich glaube nicht, dass er noch lebt.“ Doch vor zwei Jahren erfuhr Norman Wolf, dass sein Vater als Obdachloser in Hamburg lebt und begann, mit einem großen Internet-Aufruf nach ihm zu suchen.

Folker Schehlmann

Folker Schehlmann (Foto: SWR, SWR - Baschi Bender)
Folker Schehlmann

Mehr als ein halbes Jahrhundert dauerte es, bis Folker Schehlmann 2018 endlich ein Lebenszeichen von seinem Bruder Dieter erhielt: „Das Gefühl, zum ersten Mal wieder mit ihm zu sprechen, war unbeschreiblich, ich war wie in Trance.“ 1967 war Dieter in einer Nacht-und-Nebel-Aktion verschwunden und hinterließ bei Familie und Freunden keine Spur. Sämtliche Versuche, etwas über seinen Verbleib zu erfahren, schlugen fehl. Doch Schehlmann hatte die Hoffnung auf ein Wiedersehen nie aufgegeben.

Anita Gaertner

Anita Gaertner (Foto: SWR, SWR - Baschi Bender)
Anita Gaertner

„Warum?“ – Eine Antwort auf diese Frage ist es, die Anita Gaertner sich sehnlichst von ihrem ältesten Sohn wünscht. Denn seit fast drei Jahren hat sie keinen Kontakt mehr zu ihm. „Mein Sohn hat mich ausgeschaltet wie eine Lampe“; so beschreibt sie das Gefühl, das der Kontaktabbruch in ihr hinterlassen hat. Vor allem die Ungewissheit ist für die Rentnerin schwer zu ertragen. Und die Angst, dass es vielleicht nie mehr zu einem Wiedersehen kommen könnte.

Anna-Maria Morchner

Anna Maria Morchner (Foto: SWR, SWR - Baschi Bender)
Anna Maria Morchner

Bereits mit Anfang 20 war Anna-Maria Morchner mit ihrem Martin liiert. Doch nach drei glücklichen Jahren beendete ihr Freiheitsdrang das junge Glück. Ohne Erklärung verließ sie ihre große Liebe. Vergessen konnte sie ihn aber nie. Nach vierzig Jahren konnte sie sich endlich dazu durchringen, Martin anzurufen, um sich zu entschuldigen. Aus diesem Telefonat entwickelte sich eine zweite Chance für die Liebe, die sich für die Freiburgerin sofort vertraut anfühlte: „Mein Gefühl war: Ich bin wieder zuhause.“

Chris Fritsche und Ronny Stein

Chris Fritsche & Ronny Stein (Foto: SWR, SWR - Baschi Bender)
Chris Fritsche & Ronny Stein

Völlig unverhofft kam es zum Wiedersehen zwischen Chris Fritsche und Ronny Stein. Zwei Jahre lebten die beiden als Nachbarn im selben Haus und fanden sich gleich sympathisch. Doch dann fanden sie durch puren Zufall das Unvorstellbare heraus: Sie sind Brüder. „Wir haben viele Tage und Wochen gebraucht, um überhaupt zu verstehen, was für ein Glück wir am Ende hatten“, sagen die beiden Männer, die seitdem eine intensive Geschwisterbeziehung führen.

Angelika Kallwass

Angelika Kallwass (Foto: SWR, SWR  - Baschi Bender)
Angelika Kallwass

Die Psychotherapeutin Angelika Kallwass weiß: „Ob man sich bei einem Wiedersehen freut, hängt davon ab, wie die gemeinsame Vergangenheit war.“ Ein Wiedersehen könne auch enttäuschen, wenn der Mensch von heute nicht mehr derjenige ist, der er einmal war. Teilt man positive Erinnerungen, so löst das große Freude aus. Und manchmal, so Kallwass, gelingt es dann, aus einem Wiedersehen einen gemeinsamen Neuanfang zu machen.

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SWR Fernsehen