
Knapp 10 Milliarden Menschen werden bis 2050 laut der UN auf der Erde leben, zwei Milliarden mehr als jetzt. Die Weltbevölkerung wächst sehr schnell und damit auch der Bedarf an Nahrung. Deshalb wird schon lange international an der Frage geforscht: Wie könnte eine nachhaltige Ernährung in Zukunft aussehen? Öfter hört man von Insekten als eine Lösung - am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung in Bremen wird hingegen zu nachhaltiger Nahrung aus dem Wasser geforscht. Mit ersten Ergebnissen…
Quallen-Chips, Seegurken-Suppe und grüner Kaviar
Wie wäre es denn als Gruß aus der Küche mit grünem Kaviar von der Alge, gefolgt von Quallen-Chips als feine Vorspeise und zum Hauptgang dann ein schmackhaftes Seegurkensüppchen? So zumindest könnte ein nachhaltiges Menü aussehen, wenn es nun nach den Meeres-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern geht. Denn: Die globale Nahrungssicherung wird in Zukunft auf jeden Fall eine Herausforderung werden und da hat das Meer einfach viel mehr zu bieten als nur Fisch.
Vieles besonders protein- und mineralstoffreich
Algen etwa weisen ein sehr breites Spektrum an nützlichen Inhaltsstoffen auf. In Asien sind sie daher bereits fester Bestandteil der Ernährung. In Bremen wird nun an einer Algenart geforscht, die umgangssprachlich „Meerestraube“ oder auch „Grüner Kaviar“ genannt wird. Die kleinen Kugeln, die wie an einer Rispe hängen, schmecken leicht salzig und zerplatzen im Mund wie Kaviar, sagen die Forscher. Dabei stecken sie voller Proteine, Mineralstoffe, Antioxidantien und mehrfach ungesättigter Fettsäuren.

Quallen und Seegurken gelten als sehr gesund
Bei Quallen sieht es ernährungsphysiologisch ähnlich aus: Sie bestehen zu 97 Prozent aus Wasser. Getrocknet bleibt dann fettarmes Eiweiß übrig, wieder verbunden mit vielen Mineralstoffen. Aus getrockneten Quallen könnte man also Chips herstellen oder sie zu Proteinpulver verarbeiten, als „kalorienarmes Superfood“, finden die Forscher.
Das wäre vielleicht erst einmal das Beste für den europäischen Gaumen – in Asien werden Quallen tatsächlich auch in Suppen oder Salate gepackt. Das gilt auch für Seegurken. Die kann man zum Beispiel kurz blanchieren, dann haben sie eine ähnliche Konsistenz wie Tintenfisch und auch die Nährstoffbilanz fällt aus Sicht der Wissenschaftler wieder sehr gut aus.
Essen aus dem Meer: Zukunftsmalerei oder schon bald Realität?
Grundsätzlich lässt sich also festhalten, dass das Meer noch weit mehr bislang bei uns weitgehend ungenutzte Nahrungsmittelressourcen bietet. Was eine maritime Nahrungsmittelproduktion zudem auch aus ökologischer Sicht interessant macht, sind Konzepte, wie man zum Beispiel Quallen kultiviert oder eine nachhaltige Aquakultur mit Seegurken aufbaut. Hierzu gibt es derzeit schon konkrete Forschungsprojekte des Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT), etwa in Vietnam.
Am Ende entscheidend sein, ob sich dieses „maritime Superfood“ auch bei uns durchsetzen wird, ist aber unsere Esskultur. In Asien stehen diese Nahrungsmittel zum Teil schon lange auf dem Speiseplan. Bei uns könnte das schon auch kommen. Seegurken beispielsweise sind in Katalonien eine sehr teure Delikatesse und in Italien gibt es schon das erste Quallen-Kochbuch – allerdings ist das ehrlicherweise bislang noch eine Nische.