Strom ist im vergangenen Jahr mehr als sechs Prozent teurer geworden – und die Preise könnten noch weiter anziehen. Davor warnt der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft BDEW. So seien die Beschaffungskosten, die die Energieversorger für Strom zahlen müssen, in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen, erklärte die Chefin des BDEW, Kerstin Andreae. Bei langfristigen Lieferungen hätten sich die Großhandelspreise seit Jahresbeginn verdoppelt. Bei kurzfristigen Verträgen sei der Strom sogar dreimal so teuer geworden. Die gestiegenen Beschaffungskosten kämen mit zeitlicher Verzögerung beim Endverbraucher an.

Preise steigen weiter - auch in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz
Nach Informationen des Portals Check24 haben deswegen bereits neun Grundversorger höhere Preise für Verbraucher angekündigt oder sogar schon eingeführt. Darunter drei Versorger aus Rheinland-Pfalz und einer aus Baden-Württemberg. So soll der Strompreis bei der Energieversorgung Oberes Wiesental GmbH ab Oktober um 11,3 Prozent steigen. In Rheinland-Pfalz haben die Stadtwerke Schifferstadt und das Elektrizitätswerk Hammermühle ihre Tarife bereits zum August um 4,3 beziehungsweise 5,5 Prozent erhöht. Bei den Stadtwerken Bad Dürkheim wurde der Strom zum September um 6,4 Prozent teurer. Im bundesweiten Schnitt bedeuten sie Preiserhöhungen für eine Familie mit einem Verbrauch von 5.000 Kilowattstunden eine zusätzliche finanzielle Belastung von 63 Euro pro Jahr.
Der Strompreis besteht zur Hälfte aus Steuern
Doch nicht nur die hohen Energiekosten machen Strom in Deutschland teuer. Etwa die Hälfte des Preises entsteht durch Steuern, Abgaben und Umlagen. Diese seien in den vergangenen zehn Jahren um rund 70 Prozent gestiegen, beklagt der BDEW. Der Bundesverband der Industrie (BDI) erwartet deswegen von der nächsten Regierung Maßnahmen gegen die steigenden Preise. Der aktuelle Höhenflug schade der Industrie massiv, so der stellvertretende BDI-Hauptgeschäftsführer Holger Lösch. Auch viele Verbraucher hoffen, dass die nächste Bundesregierung etwas gegen die hohen Strompreise unternimmt. Laut einer Umfrage des Portals Verivox würde fast ein Drittel der Deutschen dafür sogar an der Atomkraft festhalten.
Sonne und Wind könnten Strom billiger machen
Die Initiative Agora Energiewende geht hingegen davon aus, dass der Ausbau erneuerbarer Energien den Strompreis wieder stabilisieren könnte. Schon jetzt würden zum Beispiel Wind- und Solarstrom den Preisanstieg um rund die Hälfte abfedern. Der schnelle Ausbau erneuerbarer Energieträger könne den Strompreis sogar wieder senken, glaubt der Verband.