Kalter ZUCKER-Entzug
Ich muss es zugeben: Die ersten zwei bis drei Tage ohne meine süßen Kleinigkeiten sind mir schwer gefallen. Nahezu ständig musste ich daran denken, hatte Lust auf was Süßes – und musste mir standhaft auf die Finger klopfen. Das war nicht schön, aber glücklicherweise ziemlich bald vorbei.
Als Ersatz für Süßigkeiten habe ich mir an diesen Tagen je zwei Mal Obst gegönnt. – Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so scharf darauf sein würde, und dass es so schwierig sein könnte, nach zwei Portionen Obst nicht noch eine dritte oder vierte zu verdrücken. Ich hätte ständig essen können. Wohl auch deshalb habe ich nach anderen Möglichkeiten gesucht, mich kulinarisch zu befriedigen. Also habe ich mehr gekocht: herzhafte warme Gerichte. Und ich habe Salat zubereitet.

Meine Lösung: Jeden Tag einen anderen Salat machen!
Das Schnippeln von Salatzutaten hat mich abgelenkt. Und ins Dressing kommt ja immer auch etwas Zucker oder Honig oder Ahornsirup. Inzwischen habe ich das als Ersatzhandlung schon ziemlich gut etabliert. Aber dazu später mehr.
Außerdem habe ich wieder angefangen, Keimlinge und Sprossen zu ziehen. Das sind frisch-knackige Ergänzungen in meinen Salaten. Und weil sich nicht nur Gemüsesamen keimen lassen, sondern auch Hülsenfrüchte und Getreide, kann ich damit viel Abwechslung auf den Tisch bringen.
Gekeimte Gemüsesprossen, Hülsenfrüchte und Getreide Kleine Nährstoff-Kraftprotze: Keimlinge und Sprossen
Frisch gekeimte Sprossen bringen Abwechslung, viel Geschmack und reichlich Vitamine sowie Mineralstoffe auf unsere Teller. Und Spaß macht das Selbstziehen auch noch.
Entsetzen über die tägliche ZUCKER-Menge
Meine stetige Lust auf Süßes während der ersten "zuckerfreien" Tage hat mir gnadenlos vor Augen geführt, wie oft ich tatsächlich etwas Süßes esse.
- Der Morgen startet mit Marmeladenbrötchen (an den Wochenenden).
- Nach dem Mittagessen gibt es noch einen süßen Abschluss: Kekse, Stück Schoki oder so.
- Am Nachmittag gönne ich mir ein Stück Kuchen oder was anderes Süßes zum Kaffee dazu.
- Am Abend "belohne" ich mich gern mit Schokolade.
Das sind mindestens vier Mal täglich zusätzlicher Zucker! Und oftmals noch eine Kleinigkeit oben drauf, einfach so zwischendurch, ohne drüber nachzudenken. Hammer! Das hatte ich tatsächlich verdrängt, beziehungsweise ich habe mich geweigert, das bewusst wahrzunehmen. – Jetzt hat mir der kalte Entzug gezeigt, wie "abhängig" vom Zucker ich wirklich war und vielleicht noch bin. Klar, es sind die Gewohnheiten, die mich hier fest im Griff haben. Und die gilt es zu ändern.
Das Hoch nach dem ZUCKER-Tief
Nach drei Tagen leiden war es vorbei! Juchhu! – Ich fing an, mich wacher und aktiver zu fühlen. Kann sein, dass das einfach nur vom Hochgefühl kam, es bis hierhin geschafft zu haben. Kann auch sein, dass mein verändertes Essverhalten damit zu tun hat, weil mein Blutzucker nicht ständig hoch schnellte und wieder runter rauschte.
Auf jeden Fall hält meine gute Laune seitdem an. Ich brauche auch nicht mehr täglich Obst. Ich vermisse meine süßen Snacks nicht und genieße tatsächlich meine Salate, die ja eine süß-saure Geschmackskomponente haben. Darauf konzentriere ich mich beim Essen. Gern auch mal ein Müsli oder Joghurt mit Obst.

Und allein das Wissen darum, dass ich mir einmal pro Woche eine süße Ausnahme gönnen dürfte - diese Option hatte ich mir ja ausdrücklich eingeräumt - hat mir geholfen, das nicht in Anspruch zu nehmen. Bislang war der Ehrgeiz größer, auch ohne Zucker durchzuhalten, wenn die Lust auf Süßes durchkam. Glücklicherweise hat mich das nie lange beschäftigt.
Mehr versteckter ZUCKER-Zusatz als gedacht
Stattdessen habe ich mal nachgeschaut, in welchen industriell produzierten Lebensmitteln sogenannter versteckter Zucker drin ist. Zwar wusste ich, bei welchen Produkten sich das Nachschauen lohnen würde. Dennoch war ich ein paarmal über die hohen Mengen überrascht.
100 Gramm fertiger Weißkrautsalat enthalten 14 Gramm Zucker. Wer davon eine überschaubare Portion von 200 Gramm isst, konsumiert direkt 28 Gramm Zucker – ohne viel davon zu merken. Rotkohl im Glas bringt es auf 11 Gramm Zucker pro 100 Gramm.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hält 25 Gramm Industriezucker täglich für vertretbar.
Interessant ist diesbezüglich auch folgender Vergleich: Süße Fruchtjoghurts enthalten weniger Zucker als Krautsalat, nämlich 13 Gramm auf 100 Gramm.
Auch in Fertigsuppen ist erstaunlich viel Zucker: 22 Gramm beispielsweise in einem Teller Rote-Bete-Suppe, 12 Gramm in einer Portion Tomatensuppe, im Teller jeweils 250 Gramm Suppe.
Vegetarische Aufstriche enthalten zum Beispiel 8 Gramm Zucker, manchmal noch mehr.
Selbst Brötchen kommen nicht ohne Zucker aus: 3,5 Gramm Zucker stecken in einem Aufbackbrötchen, mehr als 5 Gramm in einem Burger Bun.
Tipp: In der Nährwerttabelle auf der Lebensmittelverpackung nachlesen. Unter dem Stichwort "Kohlenhydrate" stehen dort sämtliche enthaltene Zucker extra ausgewiesen. Nervt, weil oft kleingedruckt - lohnt aber.

Wer sich die Mühe des Nachlesens macht, erfährt auch, dass 25 Gramm Zucker in 100 Gramm gesundem Müsli versteckt sind, obwohl es ohne zugesetzten Zucker ist und nur aus Getreideflocken und Trockenfrüchten besteht. Trockenfrüchte sind Zuckerbomben. Das unterschätzen wir gern.
Statt ZUCKER-Mahlzeit eine Ersatzhandlung etablieren
Wenn ich aus Gewohnheit zu etwas Süßem greifen möchte, tue ich bewusst etwas anderes auf den Teller oder verzichte auch mal bewusst. Meine Ersatztätigkeiten sehen so aus:
- Statt Marmeladenbrötchen: ein pochiertes oder gekochtes Ei.
- Statt Mittagskeks: eine Tasse Tee oder Kaffee.
- Statt Nachmittagskuchen schnipple ich Salat, den ich entweder sofort oder am Abend esse.
- Statt Schokolade am Abend: etwas unternehmen.
Bei mir klappt das derzeit prima. Bin gespannt, ob das so bleibt. Grundsätzlich habe ich inzwischen gemerkt, dass es bei meiner Lust auf Süßes gar nicht ums Süße geht, sondern darum, etwas Leckeres zu Naschen beziehungsweise zu genießen.
Und dieser zusätzliche Genuss muss gar keine Süßigkeit sein - sie war nur einfach sofort verfügbar, und schmeckt natürlich immer.