Marktcheck lässt Rotweine aus Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg gegeneinander antreten. (Foto: unsplash/Kelsey Knight)

Wein für die Feiertage

Rotwein-Test: Was ist der beste Tropfen aus dem Südwesten?

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Annika Erbach

Festtagsbraten brauchen passende Begleiter - und deutsche Rotweine werden immer besser. Marktcheck testet Weine aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, in mehreren Preisklassen. Wer gewinnt?

Marktcheck macht den Ländervergleich: Woher kommt der beste Rotwein im Südwesten? Ein spannender Wettbewerb - eines ist schon sicher: Es gibt auch Geheimtipps für die Weinliebhaber.

Weinanbau im Südwesten

In Rheinland-Pfalz werden mehr als 65 Prozent des deutschen Weines produziert. Anbaugebiete gibt es hier jede Menge – zum Beispiel Rheinhessen, die Pfalz, die Mosel, die Nahe, der Mittelrhein, die Ahr. Der Hauptanteil des rheinland-pfälzischen Weines ist eigentlich Weißwein. Trotzdem gibt es ein paar Spezialisten für Rotwein. Finden wir hier auch den besten Roten im Südwesten - oder kommt der eher aus Baden-Württemberg?

In Baden-Württemberg liegt das südlichste Weinanbaugebiet Deutschlands: Baden. Die Region hat mit ihrer einzigartigen geographischen Lage die meisten Sonnenstunden und das wärmste Klima Deutschlands. Aber auch der nördliche Teil, Württemberg, hat jede Menge Wein zu bieten. Angebaut wird hier vor allem Rotwein.

20 Rotweine aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz konkurrieren beim Marktcheck-Test im Deutschen Weininstitut. (Foto: SWR, SWR Marktcheck)
20 Rotweine aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz konkurrieren beim Marktcheck-Test im Deutschen Weininstitut.

Vorauswahl beim Deutschen Weininstitut: Der beste im Südwesten?

Je drei Rotweine aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz wollen wir testen lassen. Welche Weine wir ins Rennen schicken, lassen wir Experten vom Deutschen Weininstitut - im rheinhessischen Bodenheim und zuständig für die Vermarktung aller 13 Anbaugebiete in Deutschland – entscheiden. Aus zwanzig Weinen in verschiedenen Preisstufen sollen sie eine Vorauswahl treffen - ohne zu wissen, was sie gerade trinken, in einer Blindverkostung.

Ole Kohlmann, Deutsches Weininstitut, erklärt, warum die Blindverkostung wichtig ist: „Man lässt sich viel beeinflussen vom Etikett zum Beispiel, generell von der Atmosphäre, was hat man zum Essen dazu. Also da sind ganz viele Faktoren, die den Weingeschmack auch mit beeinflussen. Von daher versuchen wir, wenn es wirklich um die objektive Beschreibung der Weine geht, das blind zu machen, um nicht irgendwie von der Flaschenausstattung abgelenkt zu werden.“

Ulrike Lenhardt und Ole Kohlmann probieren Weine aus beiden Bundesländern in drei Qualitätsstufen: Premium unter 20 Euro, mittelpreisig bis 12 Euro und günstig unter 7 Euro.

Ulrike Lenhardt und Ole Kohlmann, Experten im Deutschen Weininstitut, testen Rotweine aus beiden Bundesländern in drei Qualitätsstufen. (Foto: SWR, SWR Marktcheck)
Ulrike Lenhardt und Ole Kohlmann, Experten im Deutschen Weininstitut, testen Rotweine aus beiden Bundesländern in drei Qualitätsstufen.

Vorrunden-Sieger: Drei Weine aus Baden-Württemberg

Mit Baden-Württemberg geht es los. Trollinger, Spätburgunder, Lemberger – typisch für Baden-Württemberg. Diese drei Weine schicken unsere Experten nach der Blindverkostung am Ende ins Rennen:

• Trollinger vom Weinkonvent Dürrenzimmern, für gerade mal 5,20 Euro: „Also ein toller Preis für so eine Qualität von Wein.“

• Lemberger trocken, Herzog C, von der Genossenschaft Cleebronn-Güglingen für 9,50 Euro: „Das ist sowas wie ein Local Hero. Das ist wirklich ein regionaler Held, der Lemberger.“

• Spätburgunder aus Baden im Premiumsegment: Endinger Engelsberg, Spätburgunder Alte Reben, 2017, Weingut Knab, Endingen/Kaiserstuhl, Preis 18,47 Euro. „Der Barrique-Spätburgunder ist immer noch günstig - für die Qualität.“

Für die Auswahl aus Baden-Württemberg sind sich die beiden Experten einig: „Zwei sehr gute, renommierte Genossenschaften und ein sehr gutes Weingut. Wir waren beide überrascht von der Qualität der Weine im jeweiligen Segment – viel Wein für wenig Geld. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt bei den deutschen Rotweinen.“

Die großen Weinregionen in Baden und Württemberg - Rotwein gibt es überall. (Foto: SWR, SWR Marktcheck)
Die großen Weinregionen in Baden und Württemberg - Rotwein gibt es überall.

Vorrunden-Sieger: Drei Weine aus Rheinland-Pfalz

Weiter geht's mit Rheinland-Pfalz. Die Experten erkennen auch in der Blindverkostung bereits an Farbe und Geruch, wo der Wein im Glas herkommen könnte. „Dunkel und beerige Nase“ etwa - Dornfelder wird häufig in Rheinland-Pfalz angebaut. Der nächste Wein: „Da würde ich mich Richtung Ahr bewegen.“ Die Ahr ist mit einem Rotweinanteil von 70 Prozent das Rotweingebiet in Rheinland-Pfalz. Und wer sind die Finalisten aus Rheinland-Pfalz?

• Im günstigen Segment: Dornfelder trocken, Winzergenossenschaft Weinbiet Manufaktur, 2018, Pfalz, 5,20 Euro.

• In der mittleren Preisklasse: ein Spätburgunder von der Winzergenossenschaft Mayschoss-Altenahr, 2018 Gründerwein, Spätburgunder trocken, 7,95 Euro.

• In der Premiumklasse ein Spätburgunder von einer Winzerin: Dernauer Spätburgunder, Julia Bertram, Ahr, 2017, 18,50 Euro

Auch in den zahlreichen Weinregionen von Rheinland-Pfalz gibt es vielseitige Rotweine. (Foto: SWR, SWR Marktcheck)
Auch in den zahlreichen Weinregionen von Rheinland-Pfalz gibt es vielseitige Rotweine.

Weinprobe Südwesten: Weinkenner Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz

Welcher der sechs Weine aus der Vorauswahl ist der beste Rotwein im Südwesten? Wir bitten Weinkenner aus Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg zur Weinprobe. Jeder Haushalt im Südwesten kauft im Schnitt monatlich vier Liter Wein.

Die Sieger der Vorauswahl beim Deutschen Weininstitut: je drei Rotweine aus Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. (Foto: SWR, SWR Marktcheck)
Die Sieger der Vorauswahl beim Deutschen Weininstitut: je drei Rotweine aus Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg.

Weinprobe Baden-Württemberg in Stuttgart

Im Weinladen „Weinmoment“ in Stuttgart sollen die Weinfreunde aus Baden-Württemberg ihre Lieblingsweine küren: ein Weinblogger, die Besitzerin des Weinladens und ein Sommelier. Sie probieren alle sechs Weine, ohne zu wissen, aus welchem Bundesland sie kommen, ebenfalls in einer Blindverkostung. Ob sie ihre Baden-Württemberg-Weine erkennen?

Die Ladenbesitzerin stellt zum Lemberger der WG Cleebronn fest: „Das wäre jetzt auch zum Beispiel ein Wein, wo wenn ich jetzt nicht wüsste, dass es deutscher Wein wäre, wo ich sagen würde, den müsste man probieren, um nicht zu sagen, dass er aus dem Süden kommt.“ Der Blogger meint dazu: „Das ist ja voll meins. Ich finde dieses Schwarzkirsch-Aroma total angenehm.“ Die drei müssen sich entscheiden: Welche Weine haben ihnen am besten geschmeckt? Für ihren Favoriten drei Korken, für Platz 2 zwei Korken und ein Korken für ihre Nummer 3.

„Drei Korken gehen auf jeden Fall an Nummer 4. Gar keine Frage. Der Wein mit der meisten Komplexität.“ Das wäre der Lemberger trocken, Herzog C, von der Genossenschaft Cleebronn-Güglingen. „Wir sollten mal eine Lanze für den Trollinger brechen. Deshalb denke ich auch Nummer 1 als Preis-Leistung ist ganz geil.“ Der Sommelier stimmt für Wein Nr. 1, den Trollinger vom Weinkonvent Dürrenzimmern. „Mein Favorit ist die Nummer 5. Einfach, weil die Tannine sehr ausgewogen waren in meinen Augen, die Nase und der Wein dann am Gaumen haben sehr miteinander harmoniert.“ Wein Nr. 5 ist der Spätburgunder aus Baden im Premiumsegment vom Weingut Knab, Endingen/Kaiserstuhl.

Bei den Baden-Württembergern punktgleich vorne: Der günstige Trollinger und der mittelpreisige Lemberger. Insgesamt steht es bei diesen drei Testern zwischen den beiden Bundesländern 15:3 für Baden-Württemberg zur Halbzeit.

Wer hat die Nase vorn beim Marktcheck-Rotwein-Test: Rheinland-Pfalz oder Baden-Württemberg? (Foto: SWR, SWR Marktcheck)
Wer hat die Nase vorn beim Rotwein-Test: Rheinland-Pfalz oder Baden-Württemberg?

Weinprobe Rheinland-Pfalz in Mainz

Es geht zum Heimspiel in Rheinland-Pfalz, ins Mainzer „Vinarmarium“ - gleiche Bedingungen wie in Stuttgart. Hier bei der Blindverkostung: Ein Weinliebhaber, ein Veranstalter von Wein-Events und ein Winzer verkosten kritisch die Finalweine. Auch sie verkosten kritisch die Finalweine, probieren alle sechs Weine, ohne zu wissen, was sie im Glas haben. Los geht es mit der Premiumklasse: Der Weinveranstalter meint zum Dernauer Spätburgunder von Julia Bertram, Ahr: „So als hätte er ganz kurz mal das Fass gesehen. Der hätte ruhig ein bisschen liegen können, also ich glaub, da hätte der Winzer ein bisschen experimentiert.“ Und nun die mittlere Preisklasse: Der Winzer sagt zum Lemberger der WG Cleebronn: „Das geht schon so ein bisschen in die Merlot-Schiene rein. Er ist nicht so Tannin-ausdrucksstark wie häufig die Burgunder sind.“

Wer liegt nun vorne bei den Rheinland-Pfälzer Weinfreunden? Der Weinliebhaber sagt: „Mein Platz 1 war eindeutig die Nummer 5, weil er einfach für mich rund war.“ Das wäre der Premium-Spätburgunder vom Weingut Knab in Endingen. Auf Platz 2 bei ihm: Wein Nummer 1, der Dornfelder von der WG Weinbiet. Auf Platz 3: Wein Nummer 6, der Dernauer Spätburgunder von Julia Betram. Das Urteil des Winzers: „Drei Korken kriegt von mir die Nummer 3. Aufgrund der Dichte, der Würzigkeit der Gesamt-Aromatik und weil es halt auch ein Wein ist, der nicht unbedingt easy drinking ist.“ Fehlt noch der letzte Weinfreund, der Weinveranstalter: „Es ist eine sehr schwierige Entscheidung für mich gewesen. Mein Platz 1 ist aber die Nummer 5.“ Wieder der Spätburgunder aus Baden im Premiumsegment vom Weingut Knab in Endingen.

Gesamtergebnis im Contest Rotwein aus dem Südwesten

Wir lösen auf - Wein Nummer 5 hat die meisten Korken gesammelt und ist Gesamtsieger: Endinger Engelsberg, Spätburgunder Alte Reben, 2017, Weingut Knab, Endingen/Kaiserstuhl.

Auf Platz 2 landen gleichauf der Lemberger aus der Winzergenossenschaft Cleebronn-Güglingen und der Trollinger vom Weinkonvent Dürrenzimmern - gleichzeitig unser Preis-Leistungs-Sieger. Mit 26 zu 10 Korken hat das Rotweinland Baden-Württemberg am Ende tatsächlich die Nase vorn.

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Annika Erbach