Preiswert, nützlich, gut?

So finde ich das perfekte Sofa

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Marion Mayer
Sebastian Schiller
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Thomas Oberfranz

Jeder hat persönliche Kriterien, an denen er Sofas misst: Festigkeit des Polsters, Farbe, Größe. Doch ein paar objektive Qualitätsmerkmale helfen, das richtige zu finden.

Sofas gibt es in unterschiedlichen Größen und Formen. Kunden haben die Wahl zwischen beispielsweise klassischen Zweisitzern, Dreisitzern, Ecksofas in L-Form, sogenannten Big-Sofas mit besonders breiter Sitzfläche, 3-2-1 Garnituren, Schlafsofas oder auch ganze Wohnlandschaften - Sofas in U-Form. Die Form richtet sich danach, wie groß das Wohnzimmer ist, wie es geschnitten ist sowie nach der Anzahl der Personen, die Platz finden sollen.

Neben der Form ist auch die Beschaffenheit wichtig. Wie tief ist die Sitzfläche? Lümmeln Sie beispielsweise lieber, dann brauchen Sie wahrscheinlich eine tiefere Sitzfläche. Sitzen Sie dagegen lieber auf der Couch, dann sollte sie kürzer sein. In jedem Fall ist es wichtig, dass sich Kunden beim Probesitzen wohlfühlen.

Sofas haben auch unterschiedlich hohe Sitzflächen. Diese gibt es auch wiederum in verschiedenen Neigungen. Was für die Sitzfläche gilt, gilt auch für die Rückenlehne: es gibt steilere und flachere Lehnen, höhere und tiefere, weichere und härtere. Welche dieser Beschaffenheiten des Sofas einem zusagt, muss beim Probesitzen individuell herausgefunden werden.

Weiches oder hartes Polster?

Es gibt zwei unterschiedliche Polsterarten: die legere Polsterung und die straffere Polsterung. Die legere Polsterung ist weicher, man sinkt leichter in sie ein. Anders die straffe Polsterung, sie ist härter, man sinkt nicht so leicht in sie ein. Tipp: Manche weiche Polsterungen richten sich nach dem Aufstehen nicht wieder richtig auf. Deswegen sollten sie nach dem Lümmeln wieder aufgeschüttelt und aufgeklopft werden.

Stoff ist nicht gleich Stoff

Wer kein Leder oder Kunstleder möchte, kann aus unzähligen Stoffbezügen auswählen. Flachgewebe sind sehr schön anzusehen, halten dafür aber nicht so lange. Webvelours sind sehr robust und leicht zu reinigen. Flockveloursstoffe sind ebenfalls sehr pflegeleicht und noch dazu günstig. Dafür sind sie etwas anfälliger als Webvelours. Microfaserstoffe sind weich, strapazierfähig und einfach zu pflegen. Der Nachteil bei diesen Stoffen ist, dass sich nach einer gewissen Zeit Knötchen bilden können. Außerdem nimmt der Stoff Körperfette auf, was zu glänzenden Stellen führt.

Qualitätsmerkmale des Sofabezugs

Der Sofabezug sollte Strapazierfähig sein, damit er lange hält und auch lange schön aussieht. Die beiden Kriterien hierfür sind Scheuertouren und Lichtechtheit. Scheuertouren beschreibt, wie widerstandsfähig der Stoff ist. Künstliche Stoffe sind robuster als Naturfaserstoffe. Gute Sofabezüge haben mindestens 15.000 Scheuertouren, manche Stoffe haben sogar 100.000 Scheuertouren.

Stapel verschiedener Stoffbezüge für Polstermöbel (Foto: Colourbox)
Es gibt viele verschiedene Stoffe, die unterschiedliche Vorteile haben.

Die Lichtechtheit gibt an, wie lange die Farben Licht, insbesondere Sonnenlicht, standhalten - und nicht verblassen. Auf der sogenannten Wollskala können Kunden in einer Skala von eins bis acht ablesen, wie lichtbeständig der Stoff ist. Eins steht dabei für eine sehr geringe Lichtechtheit, acht für eine hervorragende. Bei Möbeln werden in der Regel Stoffe der Kategorie vier oder fünf verwendet. Die zweithöchste Stufe sagt aus, dass die Farben ein Jahr lang Sonnenlicht im Freien widerstehen können. Die höchste Stufe ist ein theoretischer Wert. Generell gilt, Naturstoffe, wie zum Beispiel Baumwolle, bleichen schnell aus. Um zu verhindern, dass das neue Sofa schnell ausbleicht, sollten Sie es nicht direkt vor das Fenster und auch nicht unter den Halogenstrahler stellen.

Federkern meistens härter als reiner Schaumstoff

Schaumstoffpolster bestehen aus einer oder mehreren Lagen Schaum. Es gibt weiche und harte Schaumstoffpolster in unterschiedlichen Qualitäten. Besonders hochwertig ist sogenannter Kaltschaum. Höherwertig sind Federkerne, die fest miteinander verbunden sind. Noch aufwendiger sind sogenannte Taschenfederkerne. Dabei sind die Federn in einzelnen Taschen getrennt voneinander. Das führt dazu, dass das Polster nur dort punktuell nachgibt, wo man gerade sitzt.

Boxspring ist eine Mischung: Es gibt ganz unten einen klassischen Federkern, darüber sind Taschenfederkerne verarbeitet. In der Kombination ist der Sitz fest und punktelastisch zugleich.

Füße oder keine Füße?

Ein Sofa, das keine Füße hat, wirkt schwerer und lässt den Raum voller wirken. Sitzmöbel mit Füßen wirken leichter. Manche Sofas haben extra Fußgleiter für verschiedene Böden dabei, je nachdem ob die Couch auf Parkett-, Fliesen- oder Teppichboden steht. Einige Modelle haben aber nur einen Standardgleiter. Wenn das Sofa nun ohne große Vorsicht verschoben wird, besteht die Gefahr, den Fußboden zu verkratzen. Kleine Designerfüße können auch Abdrücke im Boden hinterlassen. Informationen darüber, stehen in der Regel in der Gebrauchsanweisung.

Wohnzimmer mit Sofa als Mittelpunkt (Foto: Getty Images, iStockphoto)
Sofas mit Füßen wirken leichter.

Sofas im Test

Eine Raumausstatterin nimmt drei Sofas aus unterschiedlichen Preiskategorien unter die Lupe. Das Innenleben der Sofas überrascht.

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass wir im Schnitt rund zwölf Jahre unseres Lebens auf dem Sofa verbringen. Familie Mayer sucht ein neues Sofa und testet für uns drei Modelle. Reporterin Eva Röder hat für die fünfköpfige Familie ein günstiges Sofa für 288 Euro aus dem Internet, eines für 749 Euro aus dem schwedischen Möbelhaus sowie ein teures Sofa aus der Zweitlinie eines bekannten Designers für 1465 Euro gekauft. Zum Probesitzen lädt sich die Familie noch Freunde ein. Die Tester wissen nicht, welches Sofa wie viel gekostet hat.

Dabei gewinnt das teure Sofa mit 16 Stimmen. Das mittelpreisige Sofa erhielt zehn Stimmen, auf das günstige Sofa entfielen ebenfalls zehn Stimmen.

So sehen die Sofas von innen aus

Eva Röder schaut sich zusammen mit der Raumausstattermeisterin Natalie Netzer das Innenleben der drei Sofas an. Dazu werden die Sitzmöbel auseinandergebaut und zersägt. Die Bezüge des teuren und des günstigen Sofas bestehen zu 100 Prozent aus Polyester, der des mittelpreisigen Sofas zum überwiegenden Teil aus Naturfasern (71 Prozent Baumwolle, 21 Prozent Polyester, acht Prozent Viskose).

In der Rückenlehne eines aufgeschnittenen Sofas stecken bunte Schaumstoffkugeln. Die Sitzfläche besteht aus einer Schaumschoffplatte. (Foto: SWR)
In der Rückenlehne des Sofas wurden Reste verwertet.

Im günstigsten Sofa steckt eine bunte Überraschung: Das Polster besteht aus einzelnen Polstertaschen, die mit buntem Schaumstoff gefüllt sind. Dabei handelt es sich um "ein Abfallprodukt von der Schaumstoffproduktion", sagt Netzer. Der Schaumstoff der Sitzfläche hat ein Raumgewicht von 28 Kilogramm pro Kubikmeter. Die Expertin hält das für zu weich und prognostiziert, das Sofa "wird innerhalb von zwei, drei Jahren durchgesessen sein." Unterhalb des Schaumstoffpolsters sind Federn angebracht. Auch diese hält die Raumausstatterin für zu schwach: "Diese Federn sollten eigentlich nur im Rücken verwendet werden", sagt sie.

Im Sitzkissen eines Sofas sind die Taschenfederkerne gut zu erkennen. (Foto: SWR)
Die Taschenfederkerne sorgen für eine punktuelle Belastung.

Das mittelpreisige Sofa überzeugt Netzer am meisten. "Es ist sogar ein sogenannter Taschenfederkern drin. Das ist was recht Hochwertiges, sagt sie." Darüber ist eine Schaumschicht mit einem Raumgewicht von 35 Kilogramm pro Kubikmetern verarbeitet. Die nächst höhere Schicht enthält sogenanntem visko-elastischem Schaum, mit einem Raumgewicht von 50 Kilogramm pro Kubikmeter. Dieser Schaum hat einen Memory-Effekt, das heißt, wenn man ihn eindrückt, dauert es ein bisschen, bis er wieder zurückgeht. Im Rückenpolster sind viele kleine Wattekügelchen in Kammern untergebracht und abgenäht. "Das verhindert, dass das ganze Füllmaterial irgendwann nach unten sackt", sagt Netzer. Im Unterbau des Sofas hat der Hersteller sogenannte No-Sag-Federn, zu Deutsch "nicht durchhängen", verbaut. Das sei eine stabile Konstruktion, findet die Expertin.

Im Querschnitt eines aufgeschnittenen Sofas sind die Schaumstoffe im Sitz- und Lehnenpolster zu erkennen. (Foto: SWR)
Die Sitzfläche des teuren Sofas besteht nur aus Kaltschaum.

Im hochpreisigen Sofa ist ausschließlich Schaumstoff verbaut, was die Expertin verwundert. "Es ist wirklich nur ein einziger Schaumstoffblock. (...) Um das ein bisschen zu stabilisieren haben wir eine Pappe", sagt Netzer. Zwar sei hochwertiger Kaltschaum verarbeitet, die Expertin befürchtet aber, sollte dieser irgendwann durchgesessen sein, "dann ist da keine Substanz mehr, dann ist wirklich das ganze Sofa reif für den Müll". Der Hersteller teilt dazu mit: "Hohes Volumen und Raumgewicht, […], hohe Stauchhärte und Prüfung nach DGM Güte- und Prüfbedingungen sprechen dagegen, dass hier der Schaumstoff im Laufe der Zeit seine Elastizität verlieren wird." Der Schaumstoff des Sitzpolsters hat eine Dichte von 37 Kilogramm pro Kubikmeter.

Das teure Sofa - Made in Germany - überrascht auch beim Unterbau. An der Stelle, an der beim mittelpreisigen Sofa die No-Sag-Federn verbaut waren, befindet sich eine Pressspanplatte in Verbindung mit Multiplexholz. Das sind billige Materialien. Wir frage den Hersteller warum diese Materialien im teuren Designersofa verbaut wurden. Dieser antwortet: "Bodenplatten aus Spanplattenmaterial setzen wir seit Jahrzehnten ein […]. Auch umfangreiche Möbeltests […] zeigte(n) keine Schwachstellen oder Auffälligkeiten."

Kaufkriterien Sofa:

  • Kaltschaum mit hohem Raumgewicht ist guter Schaumstoff
  • Wichtig ist ein solides Gestell, etwa aus massivem Buchenholz
  • Hochwertige Sofas sind nach den Anforderungen der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel geprüft

Außerdem sollten Sie die Produktinformationen ausführlich lesen und in Ruhe den Fachverkäufer befragen. Zudem empfiehlt es sich, Sofas in mehreren Möbelhäusern Probe zu sitzen. Bei der Gelegenheit lohnt es sich, auch gleich die Preise zu vergleichen.

Beim Kauf auf Siegel achten

Das Goldene M ist das Gütezeichen der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel für geprüfte Möbel. Diese Möbel erfüllen gewisse Kriterien in den Bereichen Qualität, Sicherheit sowie Gesundheit und Umweltschutz. Laut einer Aussage auf der Webseite der Gütegemeinschaft Möbel könne sich der Verbraucher darauf verlassen, "dass ein Produkt mit diesem Zeichen auf Herz und Nieren von einem unabhängigen Institut geprüft wurde." Eine Liste mit allen zertifizierten Herstellen finden Sie hier. Nicht nur Händler im stationären Handel sind zertifiziert, auch Onlineshops stehen auf der Liste.

Flecken aus Sofas entfernen

Irgendwann passiert es: Ein Fleck ist in das Sofapolster eingezogen. Welche Reinigungsmittel helfen?

Flüssigkeitsabweisende Stoffe

Wird am Couchtisch geschlabbert und landet das Getränk dann auf den Sitzmöbeln, so ist es bei Lederbezügen kein Problem - sie lassen sich einfach abwischen. Stoffbezüge haben häufig eine Imprägnierung, die das Eindringen der Flüssigkeit in den Stoff verhindern - oder zumindest verlangsamen soll. Während die Imprägnierung die Flüssigkeit aufhält, sollten Sie diese mit einem saugfähigen Lappen abtupfen und aufsaugen. Wichtig ist dabei, die Flüssigkeit nicht ins Polster zu reiben oder zu drücken. Auch sollten Flecken von außen nach innen abgetupft werden, um die Schmierage nicht weiter zu verteilen. Imprägnierungen halten in der Regel bis zu fünf Jahre. Danach kann die Oberfläche mit einem Spray neu imprägniert werden.

Polsterreinigungsmittel im Praxistest

Ist es doch zu spät und hat sich ein Fleck auf dem Bezug bereits eingenistet - und blieben auch Versuche ihn mit Wasser zu entfernen erfolglos - hilft nur noch ein Polsterreinigungsmittel. Reporterin Eva Röder hat drei Produkte gekauft, die Gebäudereinigungsmeister Achim Wiehle für sie testet. Ein günstiger Aktivschaum für 2,91 Euro pro Liter aus der Drogerie und ein Spray für 7,50 Euro je Liter treten gegen eine teure Flüssigkeit für einen Sprühsauger an. Das Produkt kostet 19,99 Euro, das Gerät kann gratis dazu ausgeliehen werden. Bei Reinigungsarbeiten empfiehlt der Experte Handschuhe zu tragen. Werden diese noch umgeschlagen, besteht auch nicht die Gefahr, dass das Putzwasser in die Ellenbeuge läuft.

Zuerst testet Wiehle das günstige Mittel. "Also die Funktionsweise ist die, dass man dieses Produkt aufsprüht auf die verschmutzte Stelle oder auf die ganze Couch (...) und dieser Schaum löst quasi die Verschmutzung, schließt den ein und man kann es dann mit dem Tuch oder mit dem Staubsauger dann nachher raussaugen, nachdem das abgetrocknet ist", sagt der Experte. Nachdem der Aktivschaum zwei Stunden einwirken konnte, saugt der Gebäudereiniger ihn mit einem handelsüblichen Staubsauger auf. Zurück bleibt allerdings noch ein Schatten des Rote Beete-Flecks.

Tenside und Seifen ziehen Schmutz an

Auch den mittelpreisigen Fleckentferner trägt Wiehle gemäß Herstellerangabe auf. "Was man hier jetzt gut sehen kann, ist, dass hier ja Schaum entsteht, wie bei dem Sprühreiniger auch. Und der Schaum entsteht dadurch, dass Tenside in diesem Reinigungsmittel drin sind. Die Tenside die halten sich hier an dem Stoff fest und wir reiben ja nachher nur drüber, wir spülen es nicht aus. Und die Tenside sitzen dann im Stoff und ziehen den Schmutz an, so dass hier sicherlich der Bereich, auch wenn er jetzt dann erstmal sauber ist, nach einem Viertel, halben Jahr, wird man hier sehen, dass sich hier wieder neuer Schmutz anlagert." Dieses Problem sei grundsätzlich bei Reinigern, die Seifen oder Tenside enthalten, gegeben. Verbraucher erkennen schon auf dem Etikett, ob Seifen oder Tenside im Reinigungsmittel enthalten sind, oder nicht. Der Reiniger schafft es, den Rote-Beete-Fleck zu entfernen. Bei einem zweiten Fleck, einem Ketchup-Fleck, bleibt allerdings ein Rand übrig.

Zum Schluss testet der Gebäudereinigungsmeister noch das teure Produkt, samt Sprühsauger. Zuerst wird die Polsteroberfläche eingesprüht, danach abgesaugt. Dies wird bei hartnäckigen Flecken mehrere Male wiederholt - und siehe da: alle Flecken sind rückstandlos beseitigt. Wir haben die Mittel nochmal im direkten Vergleich auf demselben Polster getestet. Jeweils an einem Rotwein und einem Remouladen-Fleck. Nur beim Sprühsauger blieben keine Flecken-Schatten.

Der Experte würde zum teureren Sprühsauger greifen, "weil nur dann gewährleistet ist, dass ich den Schmutz und das Reinigungsmittel auch wieder gut ausspülen kann", sagt Wiehle. Wer den Flecken nicht selbst entfernen möchte, kann auch eine spezialisierte Firma beauftragen. Die Reinigung eines Dreisitzers kostet etwa 130 Euro

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Marion Mayer
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Thomas Oberfranz