Entzündetes Zahnbett

Parodontitis – unbehandelt kann sie schwere Krankheiten auslösen

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Claudius Auer
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Ingemar Körner

Bei vielen Patienten bleibt eine Parodontitis lange unentdeckt. In fortgeschrittenem Stadium kann sie jedoch zu Zahnverlust und anderen Krankheiten wie etwa Bluthochdruck führen.

Eine Parodontitis kann mehr als eine Zahnbettentzündung sein. Betroffen sind davon nicht nur das Zahnfleisch, die Zähne und der Kieferknochen – manchmal beeinträchtigt sie auch das Herzkreislaufsystem und kann Krankheiten wie Diabetes, Schlaganfall und Herzinfarkt auslösen. In unserem Gesundheitsmagazin Doc Fischer haben wir die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse gesammelt, die zeigen, dass auch eine Bluthochdruck-Erkrankung mit Parodontitis zusammenhängen kann. Eine Gefahr für viele Patienten in Deutschland - etwa 11,5 Millionen Menschen leiden hierzulande an einer schweren Form der Volkskrankheit Parodontitis.

Die Studien zeigen erstmal nur einen Zusammenhang zwischen der Zahn- oder Zahnfleischgesundheit und Herzkreislauferkrankungen. Ursache und Wirkung sind meist nicht ganz klar, oft gibt es gemeinsame Risikofaktoren, die die verschiedenen Krankheitsbilder ausgelöst haben können. Trotzdem kamen die Forscher übereinstimmend zum Ergebnis: kranke Zähne und krankes Zahnfleisch sind gefährlich für unser Herz.

Gzw Herzinfarkt (Foto: SWR)
Parodontitis kann auch zur Belastung für unser Herz und unsere Gefäße werden.

Wie nimmt die Parodontitis Einfluss auf unser Herz?

Warum das entzündete Zahnfleisch den Blutdruck erhöhen kann, ist noch nicht abschließend geklärt. Die Wissenschaft hat dazu aktuell zwei Theorien: In der ersten könnten Mundbakterien aus den Entzündungsstellen verantwortlich sein. Durch kleine Wunden im entzündeten Zahnfleisch können sie in den Blutkreislauf gelangen. In den Gefäßen können sie sich an manchen Stellen ansiedeln. In Herzgefäßen wurden solche Ablagerungen schon gefunden. Doch noch ist unklar, ob sie tatsächlich der Grund für den Bluthochdruck sind.

Die zweite Theorie lautet, dass die chronische Entzündung – wie jede Entzündung – Botenstoffe ausschüttet. Diese Botenstoffe können zum Beispiel Gelenke und eben auch Gefäße angreifen. Dass chronische Entzündungen mit Herzkreislauferkrankungen zusammenhängen, ist bewiesen. Rheumapatienten beispielsweise haben ein erhöhtes Herzinfarktrisiko.

Woher kommt die Parodontitis?

Mangelnde Zahnhygiene ist nicht die einzige Ursache für Parodontitis. Auch Stress, Ernährung und unsere Gene sind wichtige Faktoren. Bis zu 50 Prozent des Risikos gehen auf sie zurück. Insbesondere bei jüngeren Betroffenen ist dieser Einflussfaktor maßgeblich. Trotzdem kann man mit der richtigen Zahnhygiene, der richtigen Ernährung und dem Vermeiden von Stress gegensteuern.

Nobelpreis 2020 für Entwicklung einer Methode zur Genom-Editierung.Der Nobelpreis 2020 ging an zwei Forscherinnen für die Entwicklung einer Methode zur Genom-Editierung. (Foto: IMAGO, imago images/Science Photo Library)
Die DNS mit dem gespeicherten Erbugt ist für bis zu 50 Prozent unseres Parodontoserisikos verantwortlich.

Besondere Vorsicht mit und ohne Zahnfleischbluten

Bei Problemen mit unseren Zähnen und unserem Zahnfleisch müssen wir vorsichtig sein. Oft bleibt eine Parodontitis lange Zeit unentdeckt. Insbesondere wenn schon die Eltern und Großeltern Zahnfleischentzündungen hatten, ist die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung höher. Doch für Zahnärzte ist es oftmals schwierig, die Parodontitis zu erkennen. Die Bakterien sammeln sich zwischen den Zähnen und am Zahnfleisch und wandern immer tiefer. Typischerweise bilden sie tiefe Zahnfleischtaschen, in denen sie sich sammeln. Solche Ansammlungen können für das menschliche Auge unsichtbar sein. Und nicht immer geht eine Parodontitis mit Zahnfleischbluten einer. Daher ist es wichtig, den Zahnarzt über eine familiäre Vorbelastung zu informieren. Durch die Messung der Tiefe der Zahnfleischtaschen kann man die Krankheit dann diagnostizieren.

Behandlung und langfristige Folgen

Per Ultraschall und durch mechanisches Entfernen können die Entzündungen schließlich behandelt werden. In seltenen Fällen müssen die Ärzte auch chirurgisch intervenieren. Dann öffnen sie das Zahnfleisch und reinigen schwerzugängliche Stellen. Nach der akuten Behandlung müssen die Patientinnen und Patienten meistens über Jahre hinweg immer wieder behandelt werden, denn die Krankheit ist meist chronisch. Mit der richtigen Zahnputztechnik und etwas mehr Zeitaufwand für die Zahnzwischenräume können sich Betroffene aber auch selbst schützen.

Zahnseide (Foto: Colourbox, Foto: Colourbox.de -)
Mit Zahnseide erreicht man auch Bakterien zwischen den Zähnen.

Gründliche Zahnhygiene ist nicht die einzige Lösung

Damit Sie Ihre Parodontose in den Griff bekommen, oder erst gar nicht daran erkranken, hat Doc Fischer fünf Tipps für Sie:

  • Mindestens zweimal täglich für mindestens zwei Minuten die Zähne putzen – das gilt als gesundes Minimum der Zahnhygiene.
  • Zudem sollten Sie die Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Interdentalbürsten reinigen. Um die Wahrscheinlichkeit einer Parodontitis zu minimieren, ist es mit der Mundhygiene allein jedoch nicht getan.
  • Auch Sport stärkt das Zahnfleisch.
  • Stress ist dagegen gefährlich für unsere Mundhygiene. Vermeiden oder reduzieren Sie ihn oder sorgen Sie für ausreichenden erholsamen Ausgleich.
  • Und auch unsere Ernährung ist sehr wichtig. Sie sollte gesund und abwechslungsreich sein und wenig Zucker enthalten.

So bleiben unsere Zähne gesund, wir können Essen besser genießen und wieder befreit lächeln.

Nicht jeder will beim Zahnarzt seine Zähne zeigen (Foto: Colourbox, Model Foto: Colourbox.de -)
Befreit lächeln und lachen dank gesunder Zähne.

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