Könnte Obst und Gemüse bald knapp werden in unseren Supermarktregalen, wie der Deutsche Fruchthandelsverband warnt? Dazu gibt es unterschiedliche Stimmen.
Sorge vor Staus wegen Testpflicht für Lkw-Fahrer
Anlass für die Warnung sind die neuen Einreiseregeln, die seit Sonntag in Deutschland gelten, erklärt SWR-Umweltredakteur Dominik Bartoscheck. Und die besagen, wer aus einem Hochrisikogebiet zu uns einreist, muss einen negativen Corona-PCR-Test vorlegen, der höchstens 48 Stunden vor der Einreise erfolgt sein muss.
Spanien ist ein solches Hochrisikogebiet, und ausgerechnet von dort kommen momentan sehr viele Lastwagen zu uns, die Obst und Gemüse geladen haben. Es ist jetzt im Winter eines der Hauptlieferländer für Obst und Gemüse, der Fruchthandelsverband schätzt den Anteil der Lieferungen aus Spanien auf etwa 30 Prozent. Und die Einreiseregeln gelten im Moment auch für die Lkw-Fahrer.

Der Fruchthandelsverband fürchtet aus diesem Grund zweierlei: Zum einen, dass diese Test-Pflicht für Lkw-Fahrer, die ja oft tagelang unterwegs sind, gar nicht praktikabel ist. Und zum anderen, dass Kontrollen an den Grenzen dazu führen könnten, dass es einen Rückstau gibt, und die Lkws nicht mehr rechtzeitig durchkommen. Und beides könnte dazu führen, dass die Obst- und Gemüseversorgung ins Stocken gerät.

Handel: „Versorgung ist gesichert“
Große Handelsketten und Discounter, oder auch der Handelsverband Lebensmittel haben sofort nach der Warnung unisono versichert, die Kunden müssten sich keine Sorgen machen. Der Nachschub an Paprika und anderem sei gesichert. Ausschließen will der Handelsverband Lebensmittel aber nicht, dass es doch zu einer Beeinträchtigung kommen könnte. Er unterstützt deswegen auch die Forderung des Fruchthandelsverbands nach EU-weit abgestimmten Regeln dafür, dass der Güterverkehr läuft.
LKW-Staus würden sich schnell niederschlagen
Wenn es doch zu einem Stocken des Lieferverkehrs käme, dann würde sich das ziemlich schnell bemerkbar machen, denn gerade die frische Ware kommt im Moment aus Spanien: Salatgurken, Eisbergsalat, oder Brokkoli zum Beispiel. Und weil das verderbliche Ware ist, gibt es da keinerlei Lagerbestände. Wenn also der Nachschub ausbleibt, wirkt sich das schnell auf das Angebot aus.
Diese Ware würde dann in den Läden möglicherweise komplett fehlen, oder sie würde sehr teuer werden. Und möglicherweise würde dann, als Reaktion darauf, auch anderes Obst und Gemüse teurer, auf das die Verbraucher dann ausweichen.
Erfahrung vom Frühjahr zeigt: schnelle Lösung ist möglich
Aber das ist im Moment wirklich noch reine Spekulation. Wir haben im Frühjahr während der ersten Corona-Welle gesehen, dass die Lkw-Schlangen an den Grenzen sich schnell aufgelöst haben, nachdem Bestimmungen erlassen wurden, um den Warenverkehr zügig abzuwickeln. Genau so könnte es jetzt auch wieder kommen, sollte es wirklich die befürchteten, langen Staus geben, so schätzt SWR-Umweltredakteur Dominik Bartoschek die aktuelle Lage ein.
Heimisches Obst und Gemüse als Alternative
Natürlich kann man auch über den Winter kommen, indem man ausschließlich auf heimisches Obst und Gemüse setzt. Feldsalat ist eine gute Alternative zu Eisbergsalat.

Es gibt Wintergemüse wie Lauch oder Rosenkohl. Und natürlich die gelagerte Ware wie Möhren, Rote Beete, Kohl oder Kürbis. Genauso wie Äpfel und Birnen als Obst.
Wer sagt: Ich kann nicht ohne Tomate, Gurke und Paprika, der kommt um diese Jahreszeit an spanischer Ware nicht vorbei, denn bei uns wächst sie nun mal im Winter nicht.