Ein Blumenstrauß aus vielen bunten Blumen. Rosen, Tulpen, Lilien - woher kommen Blumen, wenn sie in Deutschland gerade keine Saison haben? Und welche Blumen sind besonders ökologisch? Tipps für's ganze Jahr. (Foto: Colourbox)

Nachhaltige Blumen

Valentinstag: Sind Schnittblumen schlecht für die Umwelt?

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Hanna Meßmann
Christina Zepf
Jurek Brzoska
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Sabrina Reichert
Heidi Keller

Rosen, Tulpen, Lilien - woher kommen Blumen, wenn sie in Deutschland gerade keine Saison haben? Und welche Blumen sind besonders ökologisch? Tipps zum Valentinstag.

Blumensträuße sind beliebte Geschenke - zum Valentinstag, zum Weltfrauentag, zu Ostern oder zum Muttertag und selbstverständlich klassisch für Geburtstagskinder. Auch als Stimmungsaufheller in der eigenen Wohnung werden Schnittblumen zu jeder Jahreszeit gerne gekauft.

Wo die beliebtesten Blumen herkommen

Einfache Rosen, die es bei uns etwa in Supermärkten und bei Discountern gibt, kommen oft aus Kenia, Zimbabwe oder Israel zu uns, teurere Edelrosen bei Fachhändlern oder Floristen stammen aus Ecuador und Kolumbien. Nelken werden aus Kenia, Kolumbien oder Israel nach Europa importiert.

Aus dem Anbau in den Niederlanden oder in Deutschland kommen etwa Tulpen, Chrysanthemen und Gerbera. Orchideen werden zum Teil aus Thailand eingeflogen, der überwiegende Anteil wird jedoch in den Niederlanden produziert.

Blumen aus den Niederlanden: hoher Energieverbrauch

Der Großteil aller Blumen, die es bei Blumenhändlern, Discountern und Supermärkten in Deutschland zu kaufen gibt, kommt aus den Niederlanden. In der Provinz Zuid-Holland werden Tulpen, Hyazinthen, Chrysanthemen und Co. in riesigen Gewächshäusern angebaut.

Allein die Firma, die wir uns anschauen, produziert jährlich rund 30 Millionen Blumen. So viele Blumen brauchen viel Energie zum Wachsen. In diesem Fall wird das Gewächshaus mit Erdgas beheizt, also Energie aus fossilen Quellen. Ein einzelnes Gewächshaus verursacht hier pro Jahr so viele Tonnen CO2 wie 2.000 Menschen in Deutschland fürs Heizen und den Strom zu Hause verbrauchen. Langfristig plane man deshalb, auf erneuerbare Energien umzusteigen, heißt es.

Aad Verduijn führt uns durch das Gewächshaus. Seinen Aussagen zufolge werden hier nur geringe Mengen an Pestiziden eingesetzt. Bio-Anbau werde in Holland aber kaum betrieben.

Maschine bei der Arbeit in einem niederländischen Gewächshaus für Blumen. (Foto: SWR)
Die Blumen in europäischen Gewächshäusern brauchen viel Energie.

CO2-Bilanz: Importierte Blumen aus Afrika besser als aus Holland

Viele Stecklinge, aus denen später in den Niederlanden die Blumen gezogen werden, kommen aus Afrika. Mit dem Flugzeug werden sie beispielsweise aus Uganda nach Holland importiert. Diese Blumen haben letztendlich eine deutlich schlechtere CO2-Bilanz als solche, die von Afrika schon ausgewachsen nach Deutschland geflogen werden.

Konkret heißt das: Der Einsatz von fossilen Energien wie Kohle oder Gas führt dazu, dass Blumen aus dem Gewächshaus, wie die aus Holland, eine vier bis sechsmal schlechtere CO2-Bilanz haben als Blumen, die zum Beispiel aus Uganda mit dem Flugzeug nach Deutschland importiert werden.

Fairtrade-Blumen: Arbeitsbedingungen, Ökologie beim Anbau, Preis, Transport

Blumen, die direkt aus Afrika zu uns kommen, werden allerdings oft unter prekären Arbeitsbedingungen angebaut. Viele der Arbeiterinnen bekommen nicht einmal den vor Ort geltenden gesetzlichen Mindestlohn, und es mangelt am Gesundheitsschutz.

Bei fair gehandelten Blumen sind die Bedingungen etwas besser: Laut Claudia Brück von Fairtrade wird beim Anbau der Fairtrade-zertifizierten Blumen immerhin der gesetzliche Mindestlohn gezahlt. Außerdem müssen die Löhne jährlich angepasst werden, um möglichst die Existenz der Arbeiterinnen und Arbeiter sichern zu können. So weit ist man aber selbst im Fairtrade-Bereich noch nicht.

Arbeiterinnen in einem Afrikanischen Blumen-Gewächshaus bei der Besprechung. Nachhaltige Blumen. (Foto: SWR)
In Afrika sind die Arbeitsbedingungen oft nicht optimal.

Auch einige ökologische Standards sind bei Fairtrade-Blumen verpflichtend: So muss beispielsweise auf ein nachhaltiges Wassermanagement geachtet werden, indem zum Beispiel Regenwasser gesammelt wird. Es gibt eine Liste erlaubter Pflanzenschutzmittel, und wenn Pestizide zum Einsatz kommen, ist Sicherheitskleidung für die Arbeiterinnen vorgeschrieben. Fairtrade-Blumen kosten durchschnittlich zehn Prozent mehr als herkömmliche. Mit diesem Aufschlag sollen die Bedingungen vor Ort verbessert werden, sagt Claudia Brück.

Ein weiterer Vorteil: Fairtrade-Blumen werden nicht erst in den Niederlanden - auf dem größten Blumen-Umschlagsplatz Europas in der Nähe von Amsterdam - gehandelt. Sie werden aus Afrika in der Regel direkt nach Deutschland importiert. Das spart Transportwege und Zeit. Deshalb halten Fairtrade-zertifizierte Blumen, der Expertin nach, zu Hause bei uns länger.

Schnittblumen aus Afrika und Europa - der Vergleich

In Afrika werden mehr Pestizide eingesetzt als in Europa. Dabei werden auch Mittel angewendet, die in der EU verboten sind. Die Blumen kommen aber trotzdem bei uns auf den Markt, Grenzwerte gibt es hier nicht.

Aufgrund der Temperaturen und der Sonne sind in Afrika allerdings weniger Düngemittel nötig - ein Pluspunkt für den Anbau dort. Und auch die Energiebilanz des Anbaus ist in Afrika besser. Denn in den europäischen Gewächshäusern muss deutlich mehr geheizt werden.

Die deutlichen Nachteile bei Blumen aus Afrika: Die Pflanzen müssen eingeflogen werden und in Sachen Arbeitsbedingungen ist noch viel Luft nach oben.

Regional und saisonal aus Deutschland: Blumen im Bioanbau vom Feld

Viele Blumen, die im Blumenladen oder Supermarkt bei uns zu finden sind, haben in diesem Moment keine Saison. Ein Aspekt, der die Ökobilanz negativ beeinflusst, weil sie importiert oder zumindest im Gewächshaus aufgezogen werden müssen. 

Die sogenannte Slowflower-Bewegung etwa setzt sich für regionale Bio-Blumen im Freilandanbau ein. Der Unterschied ist hier, dass keine Pestizide und kein chemischer Dünger verwendet werden. Die Stecklinge werden aus Bio-Samen gezogen. Das Angebot ist immer saisonal und entsprechend von Mai bis September am größten.

Nachhaltige Alternativen zu den Slowflower-Blumen findet man auch mithilfe folgender anderer Siegel:

  • „Bio“ oder
  • „Fair Flowers Fair Plants“ oder
  • „Ich bin von hier“

Die Kosten biologisch angebauter Blumen aus Deutschland sind oft etwas höher. Tulpen finden wir zum Beispiel zum Preis von 1,50 Euro pro Stück. Der Preis ergibt sich daraus, dass die Blumen von Hand gezogen und gepflegt werden.

Im Winter gibt es in Deutschland kaum saisonale Blumen. Eine Alternative zu dieser Jahreszeit können Trockenblumen sein - oder Topfblumen, bei denen man sich aber genauso über Herkunft und Anbau informieren sollte. Manche regionalen Gärtner bauen auch selbst Topfpflanzen an. Mehr Infos darüber, wann welche Schnittblumen aus Freiland-Anbau erhältlich sind, gibt es im Saisonkalender der Ökochecker.

Freiland-Blumenfeld im Sommer mit vielen bunten Blumen. Nachhaltige Schnittblumen. (Foto: SWR)
Im Sommer gibt es die größte Auswahl an Freilandblumen.

Wie Schnittblumen länger frisch bleiben

Damit Schnittblumen lange halten, sollten sie direkt, wenn man zu Hause ankommt, angeschnitten und in frisches Wasser gestellt werden. Nach zwei bis drei Tagen sollte das Wasser gewechselt und die Blumen neu angeschnitten werden - spätestens dann, wenn das Wasser anfängt etwas zu müffeln.

Fazit: Worauf sollten Verbraucher beim Blumen kaufen achten?

  • Blumen sollten etwas Besonderes sein und lieber seltener gekauft werden.
  • Wenn wir Blumen kaufen, bei Blumen aus Afrika am besten auf Fairtrade und Bio-Siegel achten.
  • Besonders nachhaltig ist es, saisonale und regionale Blumen aus dem Freiland zu kaufen.
  • Im Winter können regionale Trockenblumen, Blumenzwiebeln oder Blumensamen als Geschenk eine umweltfreundliche Alternative sein.

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