Grillfleisch in der Theke (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

WWF-Analyse

Grillfleisch als billiges Lockangebot

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AUTOR/IN
Dominik Bartoschek
ONLINEFASSUNG
Christoph Mautes

Im Frühjahr und Sommer lockt der Handel Kunden gerne mit günstigem Fleisch. Die Umweltschutzorganisation WWF kritisiert das - und fordert mehr Werbung für pflanzliche Alternativen.

Wenn der Handel im Frühjahr mit Sonderangeboten die Grillsaison ausruft, dann steht in den Prospekten vor allem eines im Mittelpunkt: absolute Tiefpreise. Der WWF hat im April und Mai vier Wochen lang die Prospekte von acht deutschen Supermarktketten ausgewertet, und dabei fast 1.000 Grillfleischangebote unter die Lupe genommen.

Wird Grillfleisch als Lockangebot verramscht?

1,16 Euro für ein ganzes Kilo Putenfleisch - ein echtes Schnäppchen, das der WWF da in einem Supermarkt-Prospekt bei den Sonderangeboten gefunden hat. Das Problem daran:

"1,16€ steht im Vergleich zu 1,55€. Denn das ist der Schlachtpreis, den der Bauer dafür bekommt, dass er das Tier aufzieht. Es werden hier Produkte unter dem eigentlichen Schlachtpreis verkauft."

Auch der WWF sagt: Das 1,16€-Schnäppchen ist ein Extrembeispiel. Es passe aber in die Methode, die der WWF den Supermärkten und Discountern vorwirft. Die lautet: Per Sonderangebot verramscht der Einzelhandel das Fleisch auf dem Rücken von Tieren und Landwirten, und macht obendrein mögliche vegetarische und pflanzliche Alternativen unattraktiv.

Fleisch günstiger als Ersatzprodukte

Laut WWF waren im Schnitt rund 85 Prozent des rabattierten Grillfleischs günstiger als vegane oder vegetarische Alternativen wie Feta, Grillkäse oder Fleischersatzprodukte. Außerdem stammte der Großteil der Angebote von Tieren aus den unteren Haltungsformen. Bio-Fleisch war in den Angeboten gerade mal mit 3 Prozent vertreten.

"Fleischprodukte werden etwa 20 mal häufiger beworben als Fleischersatzprodukte."

Der WWF fordert den Handel deshalb auf, tierische Produkte nicht mehr als Lockangebote zu nutzen und pflanzenbasierte Grillalternativen stärker zu bewerben.

Standards für Tierwohl bei günstigem Grillfleisch oft niedrig

Eigentlich wollen Aldi, Lidl und andere große Händler weg vom "Billigfleisch". Aldi etwa hatte im vergangenen Jahr bereits angekündigt, bis 2030 gar kein Billigfleisch, also Fleisch aus den Haltungsform-Klassen Eins und Zwei, anzubieten. Nach WWF-Recherchen sind die Händler davon zumindest beim Grillfleisch noch weit entfernt.

Bei den jetzt untersuchten Sonderangeboten für Grillfleisch seien 95 Prozent den untersten beiden Haltungsstufen zuzuordnen. Also genau denen, von denen die Händler eigentlich weg wollen. Im Vergleich zu früheren Analysen sei da nur ein ganz kleiner Fortschritt zu erkennen.

Wie erkenne ich gutes Grillfleisch?

Gutes Fleisch zu erkennen ist ohnehin nicht immer einfach. Für viele Verbraucherinnen und Verbraucher spielt dabei vor allem eine Rolle, wie frisch das Fleisch ist und wie die Tiere dafür gehalten wurden. Bisher ist die Haltungsform-Kennzeichnung auf der Verpackung von Fleisch freiwillig, oft wird sie gar nicht genutzt. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hatte bereits im Januar angekündigt, dass er das noch dieses Jahr ändern will:

Besonders schwierig wird es, wenn das Fleisch mariniert ist. Denn mariniertes Fleisch gilt als verarbeitetes Lebensmittel. Deswegen muss zum Beispiel kein Herkunftsland angegeben sein, anders als bei unverarbeitetem Fleisch. Zusätzlich muss, zumindest bei Rind, Schwein oder Lamm, auch nicht auf der Verpackung stehen, ob das Fleisch vorher schon mal eingefroren war und wieder aufgetaut wurde.

Tipps, wie man gutes Grillfleisch erkennt, haben wir hier gesammelt.

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