Autohändler können über die aktuelle Lage am Gebrauchtwagenmarkt nur den Kopf schütteln. Friedrich Barth vom gleichnamigen Autohaus in Schopfloch im Nordschwarzwald sagt gegenüber dem SWR: "Wir haben schon viel gesehen, aber diese Situation ist ganz neu." Sein Kollege Thomas Baier aus Schwäbisch Gmünd bestätigt, sowas habe er noch nie erlebt.
Kurzfristig wird sich an der Situation auf dem Gebrauchtwagenmarkt wohl auch nichts ändern. Reiner Äckerle, Chef vom eigenen Autohaus im baden-württembergischen Korb, hat eine Begründung: "Unser Autohaus wird in diesem Quartal fast keine neuen Autos bekommen, also nehmen wir auch keine Gebrauchten in Zahlung."
Hauptursache: Produktion von Neuwagen stockt
Wegen des Halbleitermangels werden zu wenig Neuwagen produziert, daher fahren die Besitzer ihre Autos länger und am Gebrauchtwagenmarkt kommt wenig an. So haben viele Händler aktuell nur noch die Hälfte des sonst üblichen Angebots oder weniger auf dem Hof. Bei Reiner Äckerle sieht es nach eignen Angaben besser aus, weil er sich den Nachschub jetzt durch mehr Ankauf von Privat beschafft. Alleine in den vergangenen sechs Monaten sind die Gebrauchtwagenpreise nach Angaben der Händler um 20 bis 30 Prozent angestiegen. Besonders begehrte und beliebte Modellen sind teils noch teurer geworden.
Dabei ist der Markt so durcheinander, dass es richtige Preiskapriolen gibt. So wird für manche jungen Gebrauchten mehr Geld verlangt als der Neuwagen-Listenpreis für das selbe Modell wäre. Das zeigt, viele Kunden müssen oder wollen ein sofort verfügbares Auto kaufen und sind bereit, dafür weit mehr als das übliche an Geld auf den Tisch zu legen. Eine für Verbraucher gefährliche Situation, denn der Markt ist überhitzt. Wer jetzt viel zu teuer kauft, läuft Gefahr hohe Verluste zu machen, wenn sich der Gebrauchtwagenmarkt wieder beruhigt.
Das können Autokäufer jetzt tun
Autohausbesitzer Friedrich Barth empfiehlt zu prüfen, ob vielleicht ein Auto-Abo zur Überbrückung passen würde, falls aktuell dringend ein Fahrzeug benötigt wird. Oder man fährt seinen alten Wagen einfach solange es geht. Denn eine Trendwende am Gebrauchtwagenmarkt ist in Sicht. Im zweiten Halbjahr, Richtung Herbst, soll sich die Lage verbessern, meinen Experten. Das heißt, das Angebot wird wohl wieder wachsen, sodass die Preise wieder sinken.