Zwei identische Kühlschränke mit zwei unterschiedlichen Energielabeln - was gilt nun: A+++ oder D? Verbraucher im Elektromarkt sind irritiert.
Neue EU-Labels ab März 2021
Für Kühlschränke, Waschmaschinen, Trockner, Geschirrspüler und Fernsehgeräte gibt es ab 1. März 2021 keine Plus-Klassen mehr, sondern schlicht A bis G. Gut möglich, dass ein Kühlschrank, der bisher A-Dreifach-Plus hatte, bald in Klasse D rutscht, deutlich schlechter eingestuft wird. Da ist Verwirrung vorprogrammiert.
Wir fragen Berater in den Elektronikmärkten. Sie sollten Bescheid wissen, zumal die neuen Labels bereits seit einigen Wochen vielen Geräten beiliegen. Wir drehen versteckt in verschiedenen MediaMarkt- und Saturn-Läden in Stuttgart und in der Region Ulm. Aber kaum jemand vom Fachpersonal weiß Bescheid. Sind die Mitarbeiter nicht ausreichend geschult? MediaMarktSaturn antwortet uns: „Wir nehmen Ihre Anfrage (...) zum Anlass, unsere internen Prozesse zu überprüfen und darüber hinaus unsere Mitarbeiter nochmals für das Thema zu sensibilisieren.“

Was bringen die neuen Energie-Label?
Wir treffen Michael Maucher, Energieberater bei der Energieagentur Ravensburg und der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg: „Die bisherigen Labels sind schon über 20 Jahre alt. Es war jetzt an der Zeit, hier entsprechend die Labels frisch aufzugleisen. A dreifach Plus oder A zweifach Plus – der Verbraucher kennt den Unterschied gar nicht mehr.“
Beispiel Kühlschrank: Ein A+++-Kühlschrank hat künftig - mit dem neuen EU-Label - nur noch Klasse D. Michael Maucher erklärt: „Die Klasse D hat man eingeführt, einfach um zu sagen: Das ist unser neuer Standard, was ein gutes Gerät heute bereits kann. Und ich möchte eben die anderen Buchstaben wie C, B und A da haben, um neuere, bessere Geräte auch zukünftig darstellen zu können.“

Neuer Standard für besseren Vergleich: 100 Wasch- oder Spülgänge
Noch weitere Angaben auf dem EU-Label ändern sich. Bei Geschirrspülern zum Beispiel wurde bisher der durchschnittliche Verbrauch von 280 Spülgängen angegeben. Energieberater Michael Maucher, erklärt: „Die Angabe jetzt auf den Labels ist immer bezogen auf 100 Spül- oder Waschgänge - um eine Vergleichbarkeit und eine Hochrechnung zu ermöglichen. Weil nicht jeder Haushalt hat, sagen wir mal, 280 Vorgänge pro Jahr. Manchmal sind es auch bloß 100. Deswegen kann man sich leichter ausrechnen, wieviel Energie man tatsächlich bei sich verbraucht.“
Auch bei Waschmaschinen wird der Verbrauch jetzt mit 100 Waschgängen ausgewiesen. Vor allem hier sind die Vorgaben strenger geworden. Denn bei Waschmaschinen haben Hersteller bislang oft ein Schlupfloch in der Verordnung genutzt: Um in eine möglichst gute Energieeffizienzklasse zu kommen, waschen viele Eco-Programme oft mit deutlich geringeren Temperaturen als Verbraucher vermuten.

Eco-Waschgang 60 Grad: Waschmaschinen-Check mit Überraschung
Wir machen einen Test und waschen Baumwoll-Wäsche im Eco-Waschgang bei 60 Grad. Die Wassertemperatur in der Trommel messen wir mit einem Temperatur-Logger, den wir der Wäsche beilegen. Er notiert für uns minutengenau die Temperatur. Nach fünf Stunden Waschdauer im Eco-Spargang das Ergebnis: Trotz der gewählten 60 Grad Celsius liegt die höchste Wassertemperatur bei gerade einmal 31,8 Grad Celsius. Zur Sicherheit machen wir den Test noch einmal, mit einem zweiten Messgerät. Ergebnis auch hier: Höchsttemperatur 31,8 Grad Celsius. Wie kann das sein?

Wie erklären Hersteller den Temperaturunterschied in Eco-Programmen?
- Bei Bosch/Siemens heißt es: „(...) Eine dauerhafte Temperatur von 60 Grad ist bei normal verschmutzter Wäsche nicht erforderlich (…).“
- Samsung antwortet: „In Waschmaschinen-Tests kann es vorkommen, dass im Eco-Waschgang nicht die exakte Temperatur von 60 Grad gemessen wird.“
- Bauknecht/Whirlpool schreibt: „(...) es wird kein bestimmter Temperaturrahmen festgelegt.“
- Auch Elektrolux antwortet: „(...) es gibt in diesem Sinne jedoch keine vorgeschriebene Mindesttemperatur, die erreicht werden muss.“
Allerdings sollten Verbraucher wissen: Bei niedrigeren Temperaturen werden Bakterien, Viren oder Pilze unter Umständen nicht abgetötet, und es kann zu Hygieneproblemen kommen.
Energiesparen: Lange Waschzeit statt hoher Wassertemperatur
Energieberater Michael Maucher erklärt: „Um diesen Eco-Waschgang hinzubekommen, versucht man, in Anführungszeichen, einfach, die Temperatur runter zu nehmen - weil ich brauche am meisten Energie, um das Wasser in der Spül- oder Waschmaschine warm zu machen. Und das müssen wir ja eigentlich reduzieren. Das heißt, man versucht, durch längere Laufzeiten und längere Einwirkzeit den gleichen Wascheffekt hinzubekommen.“
Neue Regel: Laufzeit bei Waschmaschinen wird begrenzt
Diese längere Laufzeit führte bislang bei manchen Geräten zu Waschgängen von sieben Stunden Dauer. Energieberater Michael Maucher bestätigt: „Das war bisher möglich. Zukünftig ist es so, dass auch maximale Laufzeiten vorgegeben sind. Das heißt, bei einer Waschmaschine zum Beispiel nicht mehr wie 3 Stunden 39 Minuten, was maximal zulässig ist. Würde es länger gehen, könnte man kein Label erteilen.“
Also müssen die Hersteller ihre Geräte jetzt weiterentwickeln, um trotz der Laufzeit-Verkürzung wieder in eine gute Energieeffizienzklasse zu kommen - gute Nachrichten für Verbraucher. Nach einer Umstellungsphase dürften die neuen Energie-Labels den Kunden einen echten Vergleich der Geräte erleichtern.
Hier finden Sie Tipps und Infos zu energieffizienten Haushaltsgeräten:
Öko Top Ten, Plattform für ökologische Produkte vom Öko-Institut e.V., Freiburg
Einkaufshilfen für klimafreundliche Produkte vom Ökoinstitut e.V., Berlin
Blauer Engel - das Umweltzeichen von Umweltbundesamt und RAL
Strom sparen beim Kauf und im Alltag: Verbraucherzentrale Baden-Württemberg