Im Internet Bücher, Kleider, Möbel bestellen und kurze Zeit später beim Geschäft in der Stadt abholen. Pandemiekonform, ohne einen Schritt in den Laden zu setzen. Das ist die Idee hinter "Click and Collect", ein System, das Vorteile von Online- und stationärem Handel vereinen will. Viele Hoffnungen wurden darin gesetzt. Kunden sollten schnell - und auf Wunsch sogar telefonisch kompetent beraten - an ihre Produkte kommen, Paketdienste sollten entlastet werden. Und, vor allen Dingen: Händlerinnen und Händler hofften, das Loch, das die Pandemie in ihre Geschäftsbilanzen gerissen hatte, ein bisschen zu verkleinern.
Ein Monat nach dem Start von "Click and Collect" in Baden-Württemberg wird allerdings klar: Der große Umsatzbringer ist das System nicht. Darauf weist Sabine Hagmann hin, Geschäftsführerin des Handelsverbandes Baden-Württemberg. Die meisten Geschäfte hätten wegen des Lockdowns weiterhin Umsatzeinbußen von teilweise 95 Prozent. Allerdings gäbe es, was den Kundenzuspruch von "Click and Collect" angeht, deutliche Unterschiede:
"Vor allem bei Bekleidungsgeschäften wird selten von der Möglichkeit Gebrauch gemacht. Die Menschen wollen Schuhe und Kleider im Geschäft anprobieren und sich beraten lassen."
Ähnlich sieht es im Bereich Kosmetik und Parfüme aus. Simon Bittel bietet "Click and Collect" für seine Parfümeriekette "Amica" mit Sitz in Ravensburg an. Circa 5 Prozent des Vorjahresumsatzes erzielt er derzeit durch das Abholsystem. "Wir sind für jeden Umsatz dankbar; allerdings ist damit nicht einmal ein Bruchteil der Urlaubsansprüche meiner Mitarbeiter zu bezahlen, die durch das Kurzarbeitergeld nicht abgedeckt sind."
Elektrohändler profitiert von "Click and Collect"
Besser sieht es bei Blumenläden und Gärtnereien aus. Gerade rund um den Valentinstag konnten viele mit "Click and Collect" gute Geschäfte machen, so Sabine Hagmann vom Handelsverband. Und auch bei Kundinnen und Kunden von Elektrogeschäften kommt "Click and Collect" an. Manfred Schnabel führt in Mannheim den Elektronikfachhandel "Expert Esch". Bei ihm ist der Umsatzeinbruch nicht ganz so drastisch. Mit seinem Onlineshop und Abholungen über "Click and Collect" kann er die Umsatzeinbrüche im stationären Geschäft weitgehend kompensieren.
Das stellt den Händler allerdings vor neue Probleme. Denn weil der Umsatzrückgang in Schnabels Geschäft kleiner ist als 30 Prozent, hat er keinen Anspruch auf staatliche Überbrückungshilfe. Und die bräuchte er eigentlich dringend: "Viele Kosten für das Geschäft laufen weiter und durch den Onlinehandel kommen neue Kosten dazu. Auch wenn sie einen Teil des Umsatzes im Netz wieder einholen können, stellt das viele vor Existenznöte", so Schnabel. Der bescheidene Erfolg von "Click and Collect" und Onlinehandel scheint einigen Einzelhändlern also auf die Füße zu fallen.