Marktcheck checkt Weber

Weber-Grills versus Rösle, Landmann, Kingstone und Activa

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Patrick Jauß
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Sola Hülsewig

Weber ist die Grill-Marke Nummer eins in Deutschland. Teuer aber gut - so das Image. Aber sind die Grills von Weber wirklich besser und sicherer als die der Konkurrenz?

Etwa jeder fünfte Deutsche hat einen Weber Grill zuhause. Das Sortiment umfasst Holzkohle-, Gas oder Elektrogrills. In schicken Weber-Stores finden Grillfreunde außerdem alles, was ihr Herz begehrt – von Holzkohle bis zu Grillbüchern.

Weber Grill ist die Tochter des U.S.-amerikanischen Unternehmens Weber-Stephen. Nach den USA ist Deutschland mit rund 200 Millionen Euro Umsatz der zweitwichtigste Markt für das Unternehmen. Die Deutschland-Zentrale liegt im rheinhessischen Ingelheim. Rund 100 Beschäftigte sitzen dort und in der Niederlassung in Berlin.

Weber-Zentrale in Ingelheim - Weber Grills im Test gegen Rösle, Landmann, Bauhaus Kingstone, Activa (Foto: SWR)
Weber-Zentrale in Ingelheim.

Alles begann mit dem Weber-Kugelgrill

Der Kugelgrill mit Deckel ist der Klassiker, mit dem die Grillgeschichte bei Weber begann. Im Jahr 1952 suchte der Grillenthusiast George Stephen nach einem Grill mit Deckel, den er auch bei schlechtem Wetter nutzen konnte. Er arbeitete als Schweißer bei einer Bojenfirma in Chicago namens Weber. Da kam ihm die Idee, eine Boje in zwei Hälften zu sägen. Eine Hälfte ergab die Grillschale, die andere Hälfte den Deckel. Der Kugelgrill war geboren – und wurde ein Verkaufsschlager. Ende der 50er Jahre übernahm George Stephen die Firma Weber, die sich fortan auf die Produktion von Grills spezialisierte. 1985 kommen Gasgrills dazu. 2006 Elektrogrills. Weltweit exportiert Weber heute in rund 60 Länder.

Pappkarton mit Weber-Grill. Weber-Grills im Test (Foto: SWR)
Kann es die Konkurrenz mit dem Weber-Kugelgrill aufnehmen?

Aber wie gut ist der Klassiker, der Kugelgrill von Weber, im Vergleich zur Konkurrenz?

Check 1: Qualität - Weber versus Landmann, Rösle, Bauhaus und Activa

Wir lassen fünf Holzkohle-Kugelgrills (Einsteigermodelle) von ambitionierten Hobby-Grillern testen. Es treten an:

  • Der Grill "Kepler Select" von Landmann für 200 Euro
  • Der Grill "Original Kettle E-4710" von Weber für 180 Euro
  • Der Grill "No. 1 BELLY F50" von Rösle für knapp 170 Euro
  • Der Grill "Bullet 47" von Kingstone (Eigenmarke von Bauhaus) für 55 Euro
  • Der Mini-Kugelgrill "Teneriffa" von Activa für 15 Euro
Drei Männer und ein Junge stehen Rücken an Rücken - sie testen für Marktcheck Grills von Weber, Rösle, Landmann, Bauhaus, Activa (Foto: SWR)
Diese vier Grillexperten machen für uns den Test.

Weber-Grill ist leicht aufzubauen

Beim Aufbau punktet das Modell von Weber, was unsere Tester in knapp 14 Minuten aufbauen. Bei den Grills von Landmann und Rösle gibt es deutlich mehr zu schrauben, da mehr Einzelteile enthalten sind. Deswegen dauert es knapp 24 Minuten, bis die Geräte stehen.

Beim Kingstone-Grill von Bauhaus waren mehr als zwei Hände notwendig. Am Ende dauert der Aufbau auch hier knapp 24 Minuten. Beim Mini-Grill von Activa erschweren viele kleine Schrauben den Aufbau. Besonders mit den Klammern, mit denen der Deckel an der Schale befestigt werden soll, haben unsere Tester zu kämpfen. Sie schaffen den Aufbau in 21 Minuten.

Weber, Landmann, Rösle, Kingstone - Welcher Grill lässt sich besser bedienen?

Weitere Testkriterien sind Bedienbarkeit und Grillergebnis, also gleichmäßige, schnelle Bräunung des Grillguts. Bei der Materialprüfanstalt Bremen lassen wir die Grills zusätzlich unter Laborbedingungen testen.

Kugelgrill von Rösle - Test Weber, Landmann, Bauhaus Kingstone, Activa (Foto: SWR)
Unseren Testern gefällt die gute Bedienbarkeit bei Rösle.

Rösle: Gute Bedienbarkeit

Unsere Tester loben das Handling beim Rösle-Grill, dessen Deckel sich leicht mit einer Hand öffnen lässt - er ist mit einem Scharnier an der Unterschale befestigt. Auch Breite und Arbeitshöhe des Grills fallen positiv auf.

Der Labortest zeigt: Der Grill erreicht schon nach etwa fünf Minuten 300 Grad Celsius. Allerdings ist die Hitze-Verteilung nicht ganz gleichmäßig: Zwischen Mitte und Rand bestehen über 100 Grad Temperaturunterschied. Auf Nachfrage teilt uns Rösle mit, dass die Wärmeverteilung bei eigenen Tests gut gewesen sei.

Um zu testen, wie schnell die Grills rosten, kommen Einzelteile für zwei Tage in eine Salzsprühkammer. Beim Rösle-Grill zeigen sich kaum Korrosionsspuren – das Modell scheint für Aufenthalten im Freien gut gerüstet.

Schwächen beim Weber-Grill

Beim Weber-Grill kann der Deckel nicht einfach aufgeklappt werden, man muss ihn komplett abheben. An kleinen Haken kann er dann an der Grillschale befestigt werden - nicht so praktisch finden das unsere Tester. Auch die Arbeitshöhe finden Sie beim Rösle-Grill besser.

MC checkt Weber Grills (Foto: SWR)
Beim Weber-Grill wird der Deckel an der Grillschale aufgehängt.

Ein weiterer Nachteil bei Weber: der Belüftungsregler im Deckel erreicht schnell eine Temperatur von 150 Grad. Auf Nachfrage erklärt Weber, dass nur die teureren Modelle einen Hitzeschutz hätten.

Auch der Aschebehälter ist nicht optimal gelöst, finden unsere Tester: Unten am Grill kann man die Asche ablassen, die in eine Schale fällt. Beim Herabfallen landet jedoch nur ein Teil in der Schale, das meiste fällt auf den Boden.

Im Labor erreicht der Weber-Grill zunächst nur 240 Grad Celsius. Erst nach einer Dreiviertelstunde kommt er auf seine Höchsttemperatur von mehr als 300 Grad. Die Temperaturabweichungen von der Mitte zum Rand liegen mit 60 - 70 Grad noch im Rahmen.

Weber hält lange die Temperatur

Und wie lange hält die Hitze? Bei fast allen Grills sinkt die Temperatur nach rund 45 Minuten deutlich. Nur mit dem Weber hat man sogar noch nach zwei Stunden den vollen Grillspaß bei 270 Grad.

In der Salzsprühkammer zeigen sich beim Weber-Grill nach zwei Tagen leichte Korrosionsspuren.

MC checkt Weber Grills (Foto: SWR)
Zwei Tage in der Salzkammer setzen dem Weber-Grill an einigen Stellen zu.

Praktischer Aschebehälter bei Kinstone von Bauhaus

Besonders positiv beurteilen die Tester den Aschebehälter beim Kingstone-Grill: Die Asche wird sauber in einem Behälter am unteren Teil des Grills gesammelt. Der Behälter kann mit einer Hand abgenommen und geleert werden.

Auch dieser Grill erreicht nach guten fünf Minuten schon 300 Grad Celsius. In der Mitte ist aber auch der Bauhaus-Grill über 100 Grad heißer, als am Rand. Auch Bauhaus teilt uns mit, dass laut internen Tests die Wärmeverteilung sehr gut sei.

Landmann kommt nicht auf Temperatur

Grill mit Hitze-Anzeige. Bei den Kugelgrills von Bauhaus und Rösle ist die Hitze in unserem Test nicht optimal verteilt. (Foto: SWR)
Die Hitzeverteilung bei Bauhaus und Rösle ist nicht optimal.

Der Landmann-Grill hat zwar die größte Grillfläche, aber er kommt nicht auf Touren. Heißer als 240 Grad wird es am Rost nicht. Die Temperaturabweichungen von der Mitte zum Rand betragen etwa 60 - 70 Grad Celsius.

Auf Nachfrage teilt uns Landmann mit:

Rein vorsorglich haben wir das Modell Kepler Select bis auf weiteres aus unserem Online Shop genommen und werden weitere interne Tests veranlassen.

Mini-Grill von Activa geht einfach aus

Der Mini-Grill heizt sich zunächst schnell auf und ist nach fünf Minuten bei 300 Grad Celsius. Allerdings wird der Deckel sehr schnell so heiß, dass man ihn nicht mehr anfassen kann. Dieser Grill liefert zwar die gleichmäßigste Hitzeverteilung im Test – er hat aber auch den kleinsten Rost.

MC checkt Weber Grills (Foto: SWR)
Der Mini-Kugelgrill "Teneriffa" von Activa für etwa 15 Euro.

Kurios: Nach 10 Minuten erlischt die Kohle in unserem Praxistest plötzlich - trotz Belüftung von oben und unten.

Nach dem Aufenthalt in der Salzkammer zeigt der Activa-Minigrill deutliche Rostspuren.

Fazit Qualitätscheck Weber, Rösle, Landmann, Kinstone, Activa

Insgesamt schneidet der Rösle am besten ab, vor allem, weil er im Praxis-Check überzeugt. Der Weber, mit dem etwas schwächeren Praxis-Check, ist gerade noch gut. Bauhaus ist im Labor etwas schwächer, wird aber von den Testern als der Grill mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis beurteilt. Insgesamt liegt er im Durchschnitt. Der Landmann-Grill kommt weder im Praxis-Check noch im Labor auf hohe Temperaturen. Und der Activa Mini-Grill konnte insgesamt nicht überzeugen, vor allem wegen der schlechten Verarbeitung.

Check 2: Sicherheit bei Gasgrills von Weber

Weber verspricht auf seiner Homepage: Die Sicherheit des Endverbrauchers steht an erster Stelle. Ist das wirklich so? Wir machen zusammen mit Gasinstallateurmeister Detlef Poullie den Check.

Für eine Premium-Marke wie Weber müsste eine Überdrucksicherung an der Gaszufuhr eigentlich Standard sein, so Poullie. Diese verhindert, dass plötzlich zu viel Gas in den Grill schießt und eine Stichflamme entsteht. So eine Überdrucksicherung ist  etwa 20 Euro teurer als ein Standardregler.

MC checkt Weber Grills (Foto: SWR)
Eine Überdrucksicherung kostet etwa 20 Euro - bringt aber deutlich mehr Sicherheit.

Wir stellen jedoch fest: Sogar bei den Premium-Modellen von Weber für über 2.500 Euro sind nur einfache Druckregler verbaut. Diese sind zwar zulässig, reichen aber bei so hochpreisigen Modellen nicht aus, findet Detlef Poullie.

Auch die meisten Premium-Grills anderer Marken haben nur die billigen Druckregler.

MC checkt Weber Grills (Foto: SWR)
Die einfachen Druckregler sind zulässig aber nicht so sicher.

Ein weiterer Schwachpunkt: der Schlauch. Im Laufe der Jahre kann der porös und rissig werden. Tritt Gas aus, kann dieses sich im unteren Teil des Grills sammeln und explosionsartig entzünden. Im Ernstfall kann das zu schlimmen Verbrennungen und sogar Hausbränden führen, wenn die Flammen auf Gebäude überschlagen.

Damit das nicht passieren kann, gibt es die sogenannte Schlauchbruchsicherung. Diese kostet rund 12 Euro. Entsteht beim Schlauch ein Leck, schließt die Sicherung die Gaszufuhr ab, eine gefährliche Explosion wird so verhindert. In verschiedenen Baumärkten finden wir jedoch keinen einzigen Weber-Grill mit Schlauchbruchsicherung.

Check 3: Image

Wie ist das Image von Weber? Wir machen in Ludwigshafen eine Straßenumfrage. Unsere Stichprobe zeigt: Jeder kennt Weber. Das Image: teuer aber gut. Die Marken Landmann und Rösle kennen die meisten Befragten hingegen nicht.

Weber habe es geschafft, die Marke als Garant für hochwertige Grills zu etablieren, so Marketingexperte Professor Markus Voeth. Zu einen rührt das daher, dass Weber Grill stark in den sozialen Netzwerken wie Facebook und Youtube unterwegs ist, mit Tipps, Anleitungen und Neuvorstellungen.

MC checkt Weber Grills (Foto: SWR)
Weber ist in den Sozialen Netzwerken sehr aktiv.

Weber hat als eines der ersten Unternehmen in diesem Bereich erkannt, dass als Teil dieses Trends zu höherwertigen Grillgeräten et cetera vor allem der Erlebniseffekt eine Rolle spielt. In Youtube-Kanälen oder in anderen sozialen Medien hat man natürlich ganz andere Chancen, das Produkt auch sozusagen in seiner gesamten Vielfalt dem Kunden näher zu bringen.

Weber profitiert als starke Grillmarke auch vom Outdoorboom der vergangenen Jahre. Das Unternehmen hatte schon früh eine geniale Verkaufsidee: Baumärkte. Hier hat Weber oft eigene Verkaufsbereiche, wo nur Weber-Produkte stehen. Diese Strategie haben inzwischen jedoch auch andere Marken übernommen.

Einen Teil der Grills produziert Weber in den USA. Laut Weber wird jeodch rund die Hälfte der Produkte in China gefertigt. Ab Ende kommenden Jahres wolle Weber die Produktion jedoch nach Polen verlagern, so Weber-Europa-Chef Hans-Jürgen Herr.

Check 4: Fairness

Unter seinem Namen vertreibt Weber auch Holzkohle. Allerdings berichten Umweltverbände immer wieder von Holzkohle aus illegalen Urwaldabholzungen in Afrika, aber auch Osteuropa. Oft werden riesige Flächen gerodet. Waldvernichtung und Korruption sind an der Tagesordnung.

Grillkohle von Weber - Weber-Grills im Test (Foto: SWR)
Grillkohle von Weber ist FSC-zertifiziert.

Weber allerdings verspricht verantwortungsvolle und nachhaltige Herstellung. Die Weber Holzkohle trägt das FSC-Siegel. Dahinter steht ein Zertifizierungssystem für nachhaltigere Waldwirtschaft. Auf Nachfrage gibt Weber an, sein Holz sei aus Osteuropa. Zudem hat Ökotest bei einer aktuellen Untersuchung weder bei der Weber Holzkohle noch bei den Weber Briketts einen Hinweis auf illegal geschlagenes Tropenholz gefunden.

Bei Holzkohle scheint Weber sein Fairness-Versprechen zu halten. Wie fair geht Weber aber mit seinen Mitarbeitern um? In der US-Produktion werden sie immerhin gewerkschaftlich vertreten. In China lässt Weber Arbeitsbedingungen durch unabhängige Firmen kontrollieren, sagt das Unternehmen. Nachprüfen können wir das nicht.

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Patrick Jauß
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