Prinzenrolle von Griesson - de Beukelaer (Foto: SWR)

Marktcheck checkt Griesson - de Beukelaer

Wie gut sind Prinzenrolle & Co?

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AUTOR/IN
Patrick Jauß
ONLINEFASSUNG
Dorothée Panse

Griesson - de Beukelaer aus Polch produziert mit der Prinzenrolle Deutschlands meistverkauften Keks. Was steckt drin? Wie funktioniert das Marketing? Wie fair ist das Unternehmen?

Wir checken:

  • Qualität
  • Marketing
  • Fairness gegenüber Umwelt und Mitarbeitern

In Polch an der Mosel sitzt Griesson - de Beukelaer. Das Eifler Familienunternehmen streitet sich mit Bahlsen um Platz 1 unter den Gebäckriesen in Deutschland. Für mehr als 500 Millionen Euro jährlich verkauft das Unternehmen Backwaren, auch in die USA. Rund 2.000 Mitarbeiter arbeiten in Polch und den drei anderen deutschen Standorten.

International erfolgreich: Firmengeschichte von Griesson - de Beukelaer

1. Check: Qualität

Die Prinzenrolle von Griesson - de Beukelaer ist der meistverkaufte Keks in Deutschland. Mehr als 46 Millionen Packungen jährlich stellt das Unternehmen her. Außerdem gibt es Produkte wie den Soft Cake oder das Knusperbrot Leicht & Cross.

Geschmackstest: Doppelkeks mit Schokofüllung

Testkandidaten sind vier Doppelkeks-Sorten mit Schokofüllung (Preise jeweils pro 100 Gramm):

  • Prinzenrolle von Griesson - de Beukelaer für 35 Cent
  • Choco Bistro Doppelkeks von Aldi Süd für 20 Cent
  • Milka Choco Pause für 77 Cent
  • Leibniz Keks'n Cream für 87 Cent
Doppelkekse mit Schokofüllung von Griesson - de Beukelaer, Aldi, Milka und Leibniz (Foto: SWR)
Welcher der Doppelkekse mit Schokofüllung schmeckt am besten?

Auf dem SWR-Sommerfest in Stuttgart lassen wir 80 Besucher an einer Blindverkostung teilnehmen. Welcher Keks schmeckt ihnen am besten? Das Ergebnis: Platz 1 belegt der Keks von Leibniz mit 29 Stimmen. Platz 2 geht an den Keks von Milka mit 21 Stimmen. Abgeschlagen mit jeweils 15 Stimmen: die Kekse von Aldi und Griesson - de Beukelaer.

Viele Verbraucher greifen gerne zu Markenprodukten. Wir wollen daher wissen, ob sich das Ergebnis verändert, wenn die Besucher wissen, von welcher Marke der Keks stammt. Und tatsächlich, bei einer offenen Verkostung mit 65 Besuchern ändert sich die Rangliste: Sieger bleibt zwar der Keks von Leibniz mit 21 Stimmen. Die Prinzenrolle aber kommt mit 16 Stimmen diesmal auf Platz 2 und knapp dahinter landen die Produkte von Milka und Aldi mit jeweils 14 Stimmen auf dem dritten Platz.

Geschmackstest: Softkekse mit Jaffa Orange

Die Jaffa Cakes, wurden 1927 vom britischen Gebäckhersteller Mc Vitie´s entwickelt. Das Pendant von Griesson gibt es seit den 1970er Jahren. Wie lecker ist der Soft Cake im Vergleich zum englischen Original? In einem britischen Spezialitätenladen lassen wir fünf Engländer und Cookie-Experten die Kekse probieren. Das knappe Ergebnis: Das englische Original finden zwei leckerer, dreien schmeckt der Griesson Soft Cake besser.

Jaffa Cakes vom britischen Gebäckhersteller Mc Vitie´s  (Foto: SWR)
Kann der Soft Cake Orange Griesson - de Beukelaer im Vergleich zum Original geschmacklich bestehen?

Fazit Geschmacksprobe: Die Prinzenrolle kann in unserem Geschmackstest nicht jeden überzeugen. Der Soft Cake hat bei den britischen Cookie-Experten knapp die Nase vorn.

Kekse in der Laboruntersuchung: Ordentliches Ergebnis

Wir lassen die vier Doppelkeks-Sorten und den Soft Cake Orange auch im Labor untersuchen.  

Das erfreuliche Ergebnis: Bei keinem der untersuchten Produkte konnten Glyphosat, Fettsäureester oder Mineralöl-Rückstände nachgewiesen werden. Lediglich beim Acrylamid lassen sich Rückstände nachweisen. Am stärksten belastet ist die Prinzenrolle, allerdings noch deutlich unterhalb des Richtwertes.

Zucker, Fett und Kalorien – deshalb sind Kekse so lecker

Kekse sind wie Schokolade eine Süßigkeit. Fett, Zucker, Kalorien – davon haben sie reichlich. Aber wie viel ist es genau im Vergleich mit anderen Lebensmitteln?

Fazit Qualität: Beim Geschmackstest kann die Prinzenrolle nicht überzeugen. Der Soft Cake kommt dagegen besser an. Im Labor ist alles okay. Eine fettige, zuckrige und kalorienhaltige Süßigkeit sind die Kekse aber schon.

2. Check: Marketing für Gebäck

Bei Griesson - de Beukelaer liegt der Marketing-Fokus auf den beiden Top-Sellern Prinzenrolle und Soft Cake. Dabei stellt das Unternehmen beispielsweise mit „Tourinos Gebäckstangen“, „Erfrischungsstäbchen Orange-Zitrone-Mix“ und „Cereola Keksriegel“ noch viele weitere Produkte her.

Überlebensgroße Werbefigur der Prinzenrolle von Griesson - de Beukelaer (Foto: SWR)
Bei einer Umfrage in Heidelberg konnten die meisten Passanten den Prinzen der Prinzenrolle von Griesson - de Beukelaer zuordnen.

Doch bei einer Befragung in Heidelberg kennen die meisten nur die Prinzenrolle und können andere Produkte dem Unternehmen nicht zuordnen. Das überrascht den Marketingexperten Markus Voeth von der Uni Hohenheim nicht.

Prof. Markus Voeth, Marketingexperte Universität Hohenheim (Foto: SWR)
Prof. Markus Voeth, Marketingexperte Universität Hohenheim

„Weil eine Firma, die die Produktmarke in den Vordergrund stellt und eben nicht betont, dass dieses Produkt von Griesson de Beukelaer ist, die darf sich nicht wundern, dass die Kunden auch das Produkt gar nicht mit der Firma in Verbindung bringen.“

„Tanz auf der Rasierklinge“: Kekse für Discounter

In der Werbung fokussiert sich Griesson - de Beukelaer seit vielen Jahren klar auf den Top-Seller Prinzenrolle. Doch die Prinzenrolle und die Doppelkekse von Aldi gleichen sich nicht nur geschmacklich, sondern auch bei den Zutaten. Ein Blick auf die Verpackung verrät, dass die Aldi-Kekse von der Firma Coverna GmbH auch in Polch produziert werden.

Doppelkekse Sondney Captain Rondo von Lidl, Prizenrolle von Griesson - de Beukelaer und Choko Bistro Doppelkeks von Aldi (Foto: SWR)
Die „Choco Bistro Doppelkekse“ von Aldi und die Doppelkekse „Sondney Captain Rondo“ von Lidl werden von der zu Griesson - de Beukelaer gehörenden Firma Coverna GmbH in Polch produziert.

„Die Coverna GmbH ist eine Firma unseres Hauses, gehört zu Griesson - de Beukelaer mit dazu, unter der wir dann auch Handelsmarkenprodukte vertreiben.“

Und neben Aldi lässt auch Lidl die "Billig-Prinzenrolle" dort produzieren. 

„Der Discounter beispielsweise nimmt viel Menge ab und löst ein Grundrauschen aus beim Markenartikler. Das ist für ihn so interessant, dass er bereit ist im Grunde, sich Konkurrenz zu seiner eigenen Marke zu erzeugen. Das ist natürlich ein Tanz auf der Rasierklinge. Es gibt auch Beispiele, wo dann irgendwann der Handel die Herstellermarke aus dem Sortiment genommen hat und nur noch seine eigene Händlermarke dem Kunden anbietet und dementsprechend der Hersteller sich selbst sozusagen beerdigt.“

Fazit Marketing: Den Prinz als Werbefigur kennen viele. Andere Produkte außer der Prinzenrolle sind kaum bekannt. Und die Discounterstrategie von Griesson - de Beukelaer ist durchaus riskant.

3. Check: Fairness gegenüber Mitarbeitern und der Umwelt

Bei vielen Keksen stehen Kakao und Palmöl auf der Zutatenliste weit oben. Laut Griesson - de Beukelaer legt das Unternehmen viel Wert auf Nachhaltigkeit, vor allem bei Rohstoffen. Wir wollen wissen, woher sie Kakao und Palmöl beziehen.

Brandrodung in Indonesien, dokumentert von Greenpeace (Foto: Pressestelle, SWR, Greenpeace)
Brandrodung in Indonesien, dokumentiert von Greenpeace

„Kakao ist kein Geheimnis, da sind überwiegend die westafrikanischen Länder die Anbauländer. Palmöl sind überwiegend Indonesien und Malaysia, von denen bezogen wird.“

Regenwald-Rodungen und Kinderarbeit für Palmöl und Kakao

Doch da liegt das Problem. Viele der ursprünglichen Wälder in Indonesien wurden für Palmölplantagen gerodet, oft auch illegal. Ähnliches passiert in den Kakao-Anbaugebieten in Westafrika. Außerdem verdienen die Bauern oft nur Hungerlöhne. Kinderarbeit ist weit verbreitet. In Westafrika arbeiten geschätzt 2,2 Millionen Kinder. Ein Problem, das die Branche schon seit längerem nicht in den Griff bekommt, sagt Friedel Hütz-Adams vom Südwind-Institut.

Friedel Hütz-Adams, Institut Südwind (Foto: SWR)
Friedel Hütz-Adams, Institut Südwind

„Im Kakaosektor, spätestens seit dem Jahr 2000, weiß man, dass man es mit einem massiven Kinderarbeitsproblem - und, als eigentliche Ursache dieser Kinderarbeit, einem Armutsproblem der anbauenden Familien zu tun hat. Ich kann eigentlich keine Schokolade aus Westafrika kaufen, die mit diesen Problemen nicht irgendwo zu tun hat.“

Umstrittene Nachhaltigkeitssiegel Utz und RSPO

Konkrete Anbaugebiete und Lieferanten will uns Griesson - de Beukelaer nicht nennen. Stattdessen verweist das Unternehmen auf die Nachhaltigkeitssiegel utz für Kakao und RSPO für Palmöl. Sie verpflichten Bauern vor Ort zu umweltverträglichem Anbau und dem Einhalten von sozialen Mindest-Standards.

Nachhaltigkeitssiegel utz für Kakao und RSPO für Palmöl (Foto: SWR)
Nachhaltigkeitssiegel utz für Kakao und RSPO für Palmöl

„Das ist erstmal ein Fortschritt, es ist aber gleichzeitig so, dass die Siegel viele der grundlegenden Probleme nicht wirklich angehen können. Wenn ich mir Kakao anschaue, dann hat keines dieser Label es bisher geschafft, Bauern und Bäuerinnen aus der Armut raus zu holen."

Und auch bei Palmöl kam es trotz RSPO-Siegel immer wieder zu illegalen Abholzungen und Brandrodungen in Indonesien. Das kritisiert die indonesische Greenpeace-Aktivistin Annisa Ramahwati.

Annisa Ramahwati, Greenpeace Indonesien (Foto: SWR)
Annisa Ramahwati, Greenpeace Indonesien

„Die Lage ist alarmierend. Die großen Marken, die unsere Lebensmittel herstellen, haben schon 2010 versprochen, die Abholzung der Wälder zu beenden und können ihr Versprechen bis jetzt nicht erfüllen. Die Abholzung steigt weiter in beängstigendem Tempo und gefährdet unser Klima und unsere Artenvielfalt."

Wir konfrontieren Griesson - de Beukelaer mit der Kritik. Ist die versprochene Nachhaltigkeit nur ein Feigenblatt?

Andreas Nickenig von Griesson - de Beukelaer (Foto: SWR)
Andreas Nickenig von Griesson - de Beukelaer

„Wir arbeiten mit den Zertifizierungsstellen zusammen, um eben da eine möglichst hohe Transparenz zu haben. Bis zum letzten Ursprung ist es bei den Mengen sicher schwierig, aber, wenn wir nicht das machen würden, dann lassen wir allen anderen freien Lauf."

Wie fair geht Griesson - de Beukelaer mit seinen Mitarbeitern um?

Das Familienunternehmen Griesson - de Beukelaer bemüht sich besonders um flexible Arbeitszeiten. Dafür wurde das Unternehmen 2017 vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium ausgezeichnet.

Werk von Griesson - de Beukelaer in Kempen (Foto: SWR)
270 Mitarbeiter sind von der Werksschließung in Kempen betroffen.

2018 kam ein Schock für die Mitarbeiter am Standort Kempen in Nordrhein-Westfalen. Hier wird seit 1955 die Prinzenrolle produziert. Doch jetzt soll aus Modernisierungsgründen die komplette Produktion nach Thüringen verlagert werden. 270 Mitarbeiter sind von der Werksschließung betroffen. Die Gewerkschaft schaltet einen Gutachter ein, doch der bestätigt: Eine Modernisierung ist in Kempen nicht möglich.  Aber immerhin steht nach monatelangem Hickhack ein Sozialplan, inklusive Wechselprämien und Abfindungen.

Fazit Nachhaltigkeit: Bei der Nachhaltigkeit verspricht Griesson - de Beukelaer mehr als das Unternehmen halten kann, denn die Siegel sind kein Nachweis für hundertprozentige Nachhaltigkeit. Punkten kann Griesson - de Beukelaer dagegen beim Umgang mit den Arbeitnehmern. Selbst wenn Werksschließungen manchmal unumgänglich sind.  

Dieser Beitrag gibt die Rechercheergebnisse der Erstausstrahlung vom 20.08.2019 wieder.

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