Es klingt eher eklig als schön: Das Nervengift Botulin ist ein Ausscheidungsprodukt des Bakteriums Clostridium botulinum. Dieses Bakterium vermehrt sich überwiegend in verwesendem tierischem Gewebe. Es befindet sich auch in schlechten Konserven und schlampig hergestellter Wurst. Schon im Millionstel-Gramm-Bereich wirkt Botulin im Verdauungstrakt tödlich.
Es geht auch ohne Tierversuche
Unter die Haut gespritzt ist das Nervengift seit 40 Jahren der Klassiker in den USA: zur Faltenbehandlung ohne Operation. Dort hemmt es die Ausschüttung des Neurotransmitters Acetylcholin an den motorischen Endplatten. So wird kein Signal mehr zwischen Nerv und Muskel übertragen, die quergestreifte Muskulatur wird gelähmt. Dadurch verschwinden die Mimik-Falten, zumindest vorübergehend. Bei uns in Deutschland ist Botox vor allem zu medizinischen Zwecken zugelassen, zum Beispiel bei Spasmen und Krämpfen. In ganz Europa hat die Botox-Methode Furore gemacht und sie kostet hier jedes Jahr geschätzt 400.000 Labormäuse das Leben. Obwohl es längst tierversuchsfreie Methoden für diese Tests gibt, werden immer noch Mäuse für die Testung von Chargen genutzt.
Tödliche Tierversuche
Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA erlaubt diese sogenannten LD50-Tests ganz offiziell: Dabei wird den Mäusen das Botulinumtoxin in unterschiedlich verdünnten Dosen in die Bauchhöhle gespritzt, um zu ermitteln, bei welcher Konzentration 50 Prozent der Tiere sterben. Die Mäuse ersticken dann langsam durch die Lähmung ihrer Atemmuskulatur – dabei kann sich ihr Todeskampf bis zu vier Tage hinziehen.
Die Allianz europäischer Tierschutzorganisationen gegen Tierversuche fordert die EMA auf, den Test ganz aus dem Europäischen Arzneibuch zu streichen und nur noch Test-Methoden ohne Tierleid zuzulassen. Auch der deutsche Tierschutzbund unterstützt die laufende Botox-Protest-Woche, die dieses Jahr bereits zum fünften Mal stattfindet. Es sei nicht zu akzeptieren, dass fühlende Lebewesen einen qualvollen Tod sterben, nur, weil manche Menschen einem fragwürdigen Schönheitsideal hinterhereifern.

Proteste von Tierschützern zeigen Wirkung
Der Kampf der Tierschützer zeigt erste Erfolge. Der Botox-Hersteller Allergan stellte vor zehn Jahren als erstes Unternehmen auf tierversuchsfreie Methoden um, um seine Botox-Chargen zu testen. 2015 und 2018 folgten Merz und Ipsen. Der Hersteller Sloan Pharma setzt laut Deutschem Tierschutzbund aber nach wie vor auf Tierversuche: 2019 bekam das Unternehmen die Lizenz für LD50-Tests an 46.800 Mäusen in Deutschland, für die Produktion des Medikaments Neurobloc (Clostridium botulinum Toxin).