Gemüsegarten in Pflanztöpfen auf Balkon oder Terrasse (Foto: Colourbox)

Anpflanzen und Ernten auf kleinstem Raum

Nachhaltig gärtnern auf Balkon und Terrasse

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AUTOR/IN
Gesa Marx
Wolfgang Weber

Wer jetzt Lust hat auf Blüten, Obst und Gemüse auf dem eigenen Balkon oder der Terrasse: Wir haben die wichtigsten Tipps fürs erste Gartenprojekt in Töpfen, Kübeln und Hochbeet.

Es ist wichtig, festzustellen, welche Ausrichtung der eigene Balkon hat. Wenn man sich nicht sicher ist, hilft einfach eine Kompass-App, oder man beobachtet den Verlauf der Sonne: Sie geht im Osten auf und im Westen unter.

Denn: Fürs optimale Wachstum sollten Pflanzen je nach Sonnen- oder Schatteneinfall gewählt werden. Ansonsten kann es sein, dass beispielsweise die gewählten Pflanzen in der Sonne verbrennen oder andere Sorten nicht ihr volles Potential beim Wachsen aufgrund von Lichtmangel ausschöpfen.

Wer sich nicht sicher ist: Im Gartencenter findet man auf dem Etikett der Pflanze den idealen Standort für sie oder man fragt beim Fachpersonal nach.

Die richtigen Pflanzen je nach Balkonausrichtung | SWR Ökochecker

Auswahl der Pflanzen für Garten oder Balkon

Bei Saatgut und Pflanzen achtet ihr bestenfalls auf Nachhaltigkeitssiegel. Bekannte Bio-Siegel wie Naturland, Demeter und Bioland zeugen für eine möglichst umweltschonende Aufzucht.

Besonders nachhaltig ist es, wenn ihr heimische Pflanzen und/oder Saaten wählt. Sie sind meist winterfest, bereiten länger Freude und sind notwendig für Wildbienen.

Reife Kultur-Heidelbeeren am Strauch (Foto: SWR)
Kulturheidelbeeren eignen sich gut für Schattenplätze.

Kästen und Kübel anordnen mit System

Bevor es mit dem Pflanzen losgeht, sollte man sich ein überlegen, wie Balkonkästen und Kübel platziert werden sollen. SWR-Gartenexpertin Heike Boomgaarden schlägt eine symmetrische Anordnung vor – abwechselnd einen Kasten und ein Kübel. „Das heißt: hoch und tief. Das Gefühl vom Garten entsteht über die verschiedenen Ebenen.“

5 Profitipps beim Einpflanzen

  1. Bevor in die Kübel Erde kommt, wird eine Schutzschicht eingelegt: Einige Zentimeter Granulat, darauf wasserdurchlässiges Vlies und darauf erst die Erde. So wird verhindert, dass aus den Löchern am Boden beim Gießen und bei Regen die Erde ausgeschwemmt wird.
  2. Pflanzen vor dem Einsetzen erst in Wasser tauchen – mit dem Topf. Denn: Wenn Pflanzen trocken eingepflanzt werden, fällt die Erde leicht von den Wurzeln. Werden sie nass eingepflanzt, bleibt die Erde um die Wurzeln dran. Das ist der wichtigste Punkt beim Anwachsen.
  3. Die Wurzeln am Rand kann man ein bisschen auflockern. So wachsen sie nach unten und zur Seite und nicht im Kreis.
  4. Damit die Pflanzen sich wohlfühlen, gibt es für das Befüllen von Kübeln und Balkonkästen eine Faustregel: Wenn die Erde reingeschüttet wird, sollte man darauf achten, dass ein Gießrand bleibt. Eine Daumenlänge sollte man dafür freilassen.
  5. Im Kübel sollten Pflanzen wieder genauso tief eingepflanzt werden, wie sie gekauft wurden. Bedeutet: Die Pflanzenwurzeln sollte nicht über den Rand des Kübels ragen - auch nicht ein bisschen. Da dieser Teil der Wurzlen sonst vertrocknet.

Die Bestäubungsleistung von Wildbienen entspricht in Europa etwa 14,2 Milliarden Euro pro Jahr.

Bienen sorgen dafür, dass Pflanzen bestäubt werden und so beispielsweise Obst und Gemüse wächst und geerntet werden kann. Müssten wir das selbst machen, wäre folglich unser Essen um ein Vielfaches teurer.

Laut BUND sind in Europa etwa 150 verschiedene Nutzpflanzen und etwa 80 Prozent der Wildpflanzen von der natürlichen Bestäubung abhängig. Wildbienen leisten einen beträchtlichen Teil dieser Arbeit. Von ihnen gibt es allein in Deutschland mehr als 550 verschiedene Arten.

Wildbienen sind so wichtig, da es Pflanzen gibt, die nur sie bestäuben können. So liegen bei Tomatenpflanzen z. B. die Pollen so dicht verschlossen in länglichen Staubbeuteln, das Wind und kleine Bienen, wie Honigbienen, nicht an sie herankommen. Hummeln aber erzeugen mit ihren Flugmuskeln genau die passenden Vibrationen, damit Pollen herausgeschüttelt werden.

Wildbienen sind sogenannte Solitärbienen und sie bilden keine Staaten. Sie kümmern sich allein um ihren Nachwuchs. Anstelle vom Bienenstock graben sie zum Nisten Gänge in den Boden oder nagen kleine Löcher in Blumenstängel. Zu ihnen gehören übrigens auch Hummeln.

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In den letzten 15 Jahren sind die Bestände hiesiger Insekten insgesamt um über 80 Prozent zurückgegangen. Gründe hierfür sind u. a. die intensive Landwirtschaft in Europa samt Einsatz von Dünger, Pestiziden, Insektiziden und auch Monokulturen. Vielen Insekten und Wildbienen fehlt es an Rückzugsorte und Lebensraum. Hinzukommt: An Orten, wo Imker Honigbienen platzieren, ziehen sich Wildbienen zurück.

Mithilfe von heimischen Balkon- und Gartenpflanzen kann man den Wildbienen und Insekten ein bisschen Lebensraum zurückgeben. Das Credo: Weniger englischer Garten, mehr Wildwuchs, damit möglichst unterschiedliche Insekten eine Auswahl an Pflanzen haben. Beim Gang in den Supermarkt kann man beim Lebensmittelkauf auf Bio-Qualität achten, da so sichergestellt ist, dass keine schädlichen Pestizide beim Anbau zum Einsatz kamen.

Pflanzen, auf die Insekten fliegen:

Landesschau Gut zu wissen Naturnaher Garten Scharfer Mauerpfeffer (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
Scharfer Mauerpfeffer (Sedum Acre): Ein flacher Bodendecker, der besonders für Steinmauern geeigenet ist und extrem trockenresistent ist. Er ist eine Pollenquelle für Honigbienen, Sand- und Wollbienenarten. Bild in Detailansicht öffnen
Landesschau Gut zu wissen Naturnaher Garten Rispen-Steinbrech (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
Rispen-Steinbrech (Saxifrage paniculate): Er ist 15 bis 30 cm groß und blüht von Mai bis August. Der Steinbrech ist für Steinmauern geeignet, sehr trockenresistent und lockt mehr als 90 Insektenarten an. Bild in Detailansicht öffnen
Landesschau Gut zu wissen Naturnaher Garten Echter Dost, blühend (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
Echter Dost (Oreganum vulgare): Er blüht von Juli bis September und ist 20 bis 60 cm groß. Eine Heil- und Gewürzpflanze die Nektar mit einem Zuckergehalt von bis zu 75 Prozent. Bild in Detailansicht öffnen
Landesschau Gut zu wissen Naturnaher Garten Echtes Seifenkraut (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
Echtes Seifenkraut (Saponaria offizinalis): Es ist eine heimische ausdauernde Staude, die 30 bis 80 cm groß ist. Früher hat man aus den Wurzeln Waschmittel hergestellt. Der Duft des Seifenkrautes zieht viele Nachtfalter an. Bild in Detailansicht öffnen
Landesschau Gut zu wissen Naturnaher Garten Rainfarn (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
Rainfarn (Tanacetum vulgare): Sie ist 40 bis 120 cm groß und blüht von Juli bis Oktober. Sie mag sonnige Standorte, enthält ätherische Öle und Bitterstoffe und ist eine Futterpflanze für Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge. Bild in Detailansicht öffnen
Landesschau Gut zu wissen Naturnaher Garten Weißer Mauerpfeffer (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
Weißer Mauerpfeffer (Serum album): Er verbreitet sich rasant auf Steinmauern und ist 5 bis 20 cm groß. Zudem lockt er Sand- und Wollbienen an und ist die einzige Futterpflanze für die Raupe des Apollofalters. Bild in Detailansicht öffnen
Landesschau Gut zu wissen Naturnaher Garten Rote Lichtnelke (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
Rote Lichtnelke (Silene dioica): Sie ist ein 30 bis 90 cm großes Nelkengewächs und mag nährstoffreichen Boden. Eine Futterpflanze ist sie für Schmetterlinge, Schwebfliegen, Käfer und Hummeln. Bild in Detailansicht öffnen
Landesschau Gut zu wissen Naturnaher Garten Sal-Weide (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
Sal-Weide (Salix caprea): Sie ist ein bis zu 8 Meter hoher Strauch, mag feuchte Standorte und lockt mehr als 100 Schmetterlingsarten zur Eiablage an. Bild in Detailansicht öffnen
Blutweiderich (Foto: SWR)
Blutweiderich (Lythrum salicaria): Er ist 50 bis 200 cm groß. Er mag feuchte Standorte und ist eine Futterpflanze für Wildbienen, Schmetterlinge und Käfer. Seine Blätter sind Raupennahrung für zum Beispiel Weinschwärmer, seine Samen sind Futter für Singvögel im Winter. Bild in Detailansicht öffnen

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