Ein Journalist nimmt auf einer Teststrecke des Mercedes-Benz-Werks in Sindelfingen während einer Testfahrt die Hände vom Lenkrad.  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / dpa | Marijan Murat)

Nutzen umstritten

Pro&Contra Autonomes Fahren - Spielerei oder Zukunftsmodell?

Stand
AUTOR/IN
Tina Fuchs
Christoph Mautes

Es ist möglich Autos ohne Fahrer auf die Straße zu lassen. Aber muss das auch sein, nur weil wir es können? Oder ist das die Zukunft des motorisierten Individualverkehrs?

Bei der Frage nach dem Sinn von autonomem Fahren, gehen die Ansichten auseinander. Ein Pro und Contra von Christoph Mautes und Tina Fuchs.

Pro: Autonomes Fahren ist die Zukunft

Stellen Sie sich vor, Sie wüssten zu jedem Zeitpunkt alles, was alle anderen Autofahrer um Sie herum gerade tun oder gleich tun wollen. Wo sie hinwollen, wann sie die Spur wechseln, wann sie bremsen müssen, einfach alles. Und gleichzeitig wären Sie perfekt darin, all diese Infos zu verarbeiten. Genau das könnte autonomes Fahren in seiner allerletzten Ausbaustufe irgendwann für uns leisten.

Wir bräuchten keine Ampeln mehr. Straßenkreuzungen sähen aus wie Ameisenhaufen, aber ohne einen einzigen Unfall. Lkw-Fahrermangel gäbe es nicht. Staus auf Autobahnen wären ein Relikt aus der Vergangenheit und unterm Strich wären wir alle wahrscheinlich schneller da, wo wir hin wollen.

Und wir werden das brauchen. Denn Personen- und Güterverkehr auf der Straße werden noch auf Jahre hinaus weiter wachsen. Klar: Das, was Mercedes-Benz, Tesla und Co. anbieten, revolutioniert nicht den Straßenverkehr. Wenn irgendwelche Spitzenverdiener jetzt im Stau ihre E-Mails beantworten können, bringt uns das als Gesellschaft nicht wirklich voran. Aber es ist ein Schritt in eine extrem spannende Richtung. Und wer den als Spielerei abtut, der hat wahrscheinlich auch 1995 gesagt: "Das Internet wird sich nie durchsetzen".

Contra: Autonomes Fahren ist nicht die Lösung für den Individualverkehr

Wenn man autonomes Fahren zu Ende denkt, dann fahren da lauter selbstfahrende Autos in einer Kolonne hintereinander her. Drin sitzen Menschen, die quasi von "fremder Hand" gefahren werden, hintereinander in der Reihe - eigentlich wie im Zug. Fast genau wie im Zug. Und das ist der Punkt.

Wir reden von der Zukunft des Verkehrs. Die nur möglich ist, wenn mehr Menschen den öffentlichen Personennah- und fernverkehr nutzen. Es wird weniger Individualverkehr geben, gleichzeitig werden mehr und mehr Innenstädte autofrei werden. Wofür also Milliarden ausgeben, für eine Technologie für einige wenige Luxusfahrer?

Die Industrie argumentiert, autonom fahre man sicherer - aber Abstandshalter, die automatisch bremsen, gibt es schon jetzt. Die Industrie argumentiert, dann könnten auch Kinder und ältere Menschen autonom gefahren werden - aber Schulbusse oder Taxis können das schon jetzt. Hier entwickeln die Autohersteller für Milliarden etwas, weil es technisch möglich ist. Beim Kundenprofil aber, so meine ich, irren sie. Für wahrscheinlich halte ich den Einsatz von sogenannten People Movern in autofreien Städten. Das sind chauffeurlose Vans, die im Innenstadtverkehr Menschen autonom von A nach B bringen. Aber ist das die Zielgruppe von Mercedes, Tesla und Co.? Natürlich nicht.    

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Tina Fuchs
Christoph Mautes