Hände tippen in Taschenrechner, daneben Computer-Tastatur und Kaffeetasse. Welche Versicherungen brauche ich, welche kann ich kündigen und Geld sparen? (Foto: Unsplash / Towfiqu barbhuiya)

Geld sparen und Schutz optimieren

Diese Versicherungen können Sie kündigen

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Patrick Jauß
Jens Schreglmann
Barbara Sternberger-Frey
Sola Hülsewig
Heidi Keller

Bei Versicherungen entstehen häufig unnötige Ausgaben. Welche sind wirklich notwendig? Und wo lässt sich Geld einsparen, ohne dass der Versicherungsschutz leidet?

Welche Versicherungen brauche ich unbedingt?

Welcher Mensch welche Versicherungen unbedingt braucht, ist höchst unterschiedlich. Um sich der Frage zu nähern, rät Finanzexpertin Barbara Sternberger-Frey zum "GAU-Prinzip". Dem liegt die Frage zugrunde: Welche Verluste würden mich beim Größten Anzunehmenden Unfall finanziell ruinieren? Die entsprechenden Positionen sollten Sie also versichern lassen.

Braucht jeder: Private Haftpflichtversicherung

Für jede und jeden unabdingbar ist die private Haftpflichtversicherung. Erfahren Sie hier, wie Sie einen guten Anbieter finden:

Übrigens: Die Privathaftpflicht bietet nicht nur Absicherung im Schadensfall, sondern auch einen sogenannten passiven Rechtsschutz. So wehrt sie unberechtigte oder überzogene Forderungen Dritter juristisch ab. Und: Auch auf Urlaubsreisen im Ausland sind Sie durch die private Haftpflichtversicherung geschützt. Nur bei längeren Auslandsaufenthalten gelten meist andere Bedingungen.

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Diese Versicherungen sollte man außerdem haben

Diese Versicherungen sind verzichtbar

Wenig sinnvoll findet Finanzexpertin Sternberger-Frey Versicherungen für kleinere Werte, deren Verlust aus der Haushaltskasse beglichen werden kann. Spart man sich diese Versicherungen, hat man den Verlust im Schadensfall durch eingesparte Prämien vergleichsweise schnell wieder ausgeglichen.

Hierzu gehören beispielsweise Versicherungen von Brillen, Reisegepäck, Sportgeräten, Mobiltelefon, Elektronik oder gegen Glasbruch. Nur bei extrem teuren Anschaffungen kann eine Versicherung ausnahmsweise sinnvoll sein. Auch Sterbegeldversicherungen lohnen sich häufig nicht.

Selbstbehalt raufsetzen und Geld sparen

Häufig lohnt es sich, bei bestehenden oder neu abgeschlossenen Versicherungen einen Selbstbehalt im Schadensfall zu vereinbaren oder heraufzusetzen – beispielsweise bei einer Hausratversicherung, die man möglicherweise nur selten in Anspruch nimmt. Legt man den Selbstbehalt hier beispielsweise auf 250 Euro fest, würde diese Summe kein Riesenloch in die Haushaltskasse reißen – dafür verringert sich aber die monatliche oder jährliche Prämie deutlich. Über eine längere Zeit hinweg betrachtet, kann dies günstiger sein.

Versicherungen im Bündel – alles bei einem Versicherer?

Oftmals bieten Versicherer Rabatte an, wenn man gleich mehrere Versicherungen bei ihnen abschließt. Hier sollte man jedoch genau hinschauen, ob das wirklich die beste und kostengünstigste Option ist. Versicherungspolicen können sich von Anbieter zu Anbieter stark unterscheiden, was Preis und Leistung anbetrifft. Man kommt also nicht umhin, jede Police genau durchzulesen und mit anderen Anbietern zu vergleichen.

Versicherungen regelmäßig prüfen

Tarifbedingungen und Beiträge können sich ändern, sogar zu Gunsten der Kunden. Versicherungsunternehmen sind aber nicht verpflichtet, auf Änderungen der Versicherungsbedingungen oder bei den Preisen für Neuverträge hinzuweisen. Deshalb lohnt es sich, bestehende Verträge von Zeit zu Zeit zu prüfen, ob sie noch optimal sind - mindestens alle fünf Jahre.

Das gilt vor allem für die Haftpflicht. Neue Bedingungen umfassen hier in den letzten Jahren immer mehr Leistungen, ohne dass es deshalb teurer wird. Aber auch bei der Hausrat kann sich eine Überprüfung lohnen.

Gelegentlich empfiehlt auch der Gesetzgeber höhere Versicherungssummen, weil sie sonst nicht mehr reichen - etwa beim Klimawandel und den daraus resultierenden Gefahren. Mittlerweile ist es fast unerlässlich, die Wohngebäudeversicherung und auch Hausrat um Elementarschäden zu erweitern.

Bei bestehenden Versicherungen sollte man regelmäßig checken:

  • Schließt etwa eine Police Leistungen ein, die schon eine meiner anderen Versicherung abdeckt?
  • Hat sich etwas an meiner Lebenssituation verändert – bin ich beispielsweise mit jemandem zusammengezogen, habe geheiratet, sind die Kinder ausgezogen oder bin ich inzwischen geschieden?
  • Passen die Deckungssummen noch?
  • Habe ich inzwischen neue Geräte im Haushalt, die speziell versichert werden sollten - etwa E-Bikes, Photovoltaikanlagen oder Drohnen?

Dieser Check kann sich lohnen: Wer bei seinen Versicherungen klug ausmistet, kann im Jahr oft mehrere hundert Euro sparen – und ist trotzdem noch ausreichend abgesichert.

Bei der gesetzlichen Krankenkasse können Versicherte jederzeit ohne Gesundheitsprüfung wechseln. Das kann sich momentan besonders lohnen, denn viele Kassen erhöhen ihren Zusatzbeitrag. Ein Wechsel zu einer Kasse mit niedrigem Zusatzbeitrag kann bares Geld sparen.

Gibt es Versicherungen, an denen man nichts ändern sollte?

Bei manchen Versicherungen sollte man besser keine schlafenden Hunde wecken, weil bereits lange eingezahlt wurde und ein neuer Tarif heute teurer wäre. Zum Beispiel bei Personenversicherungen wie Berufsunfähigkeit, Lebens- und Unfallversicherungen.

Aber auch Rechtsschutzversicherungen sind eher teurer geworden in den letzten Jahren. Wer noch einen Alt-Vertrag hat, fährt möglicherweise damit günstiger.

Wo finde ich die beste Versicherung?

Es gibt Versicherungsmakler, -berater und -vertreter, um neue Verträge abzuschließen. Sie verdienen mit unterschiedlichen Beteiligungsmodellen an einem Abschluss mit.

Im Internet findet man zahlreiche Vergleichsportale für Versicherungen. Sie bieten oft auch eine telefonische Hotline zur Beratung an. Unsere Finanzexpertin empfiehlt, diese Internetportale als erste Orientierung zu betrachten. Für einen Abschluss auf diesen Portalen müssten Verbraucher sehr gut vorinformiert sein und den Fachjargon beherrschen. Auch die Qualität der Telefonberatung ist unterschiedlich.

Versicherungsgesellschaften bieten auch selbst Informationen auf ihren Webseiten an und Hotlines per Telefon.

Außerdem kann man sich bei Direktversicherern zusätzliche Angebote zum Vergleich einholen. Sie sind bei Vermittlern und Internetportalen oft nicht vertreten.

Hilfe für Verbraucher: Da es häufig schwierig ist, im Dschungel der Versicherungen durchzublicken, bieten etwa die Verbraucherzentralen Beratung an. Die Stiftung Warentest testet außerdem regelmäßig verschiedene Versicherungen und gibt eine gute Orientierungshilfe. Auch beim Bund der Versicherten gibt es umfangreiche Tipps und Beratung für Verbraucher.

Gibt es Versicherungen, die man auf keinen Fall online abschließen sollte?

Unsere Finanzexpertin empfiehlt, sich zum Beispiel bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung oder einer Risikolebensversicherung wegen der komplizierten Tarife in jedem Fall individuell beraten zu lassen. Ein Versicherungsberater bleibt im besten Fall auch für seine Kunden am Ball, falls Änderungen eintreten.

Wichtig für persönliche Beratungen

Wenn man persönlich mit einer Beraterin oder einem Berater spricht: Immer auf einem Beratungsprotokoll bestehen, weil das am Ende die Rechtsgrundlage für die Beratung darstellt.

Also auch niemals zustimmen, wenn der Berater rät, im Beratungsprotokoll "Auf Beratung verzichtet" anzukreuzen. Denn bei Falschberatung muss der Berater haften. Dafür brauchen Kunden Beweismittel – wie zum Beispiel dieses Protokoll.

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