Wenn man über den Markt oder durch den Supermarkt geht und die Einkaufstasche mit frischem Gemüse füllt, denkt man meistens daran, wie Karotten, Kohlrabi oder Radieschen zubereitet werden könnten oder wozu sie gut schmecken. Kaum jemand fragt sich, was man mit dem Grün anstellen könnte, das auch noch zum Gemüse gehört. Viele finden es eher lästig, lassen es schon am Marktstand entfernen, entsorgen es in der Biotonne oder verfüttern es an die Hasen.
Was Gemüse noch alles hergibt:
Wäre es nicht viel sinnvoller, gerade auch bei den steigenden Lebensmittelpreisen, nicht so viel des eingekauften Obstes und Gemüses ungenutzt zu lassen? Die Ernährungsexpertin Dagmar von Cramm verrät, wie wir weniger Lebensmittelverluste verursachen und zusätzlich der Umwelt, unserem Geldbeutel und der Gesundheit etwas Gutes tun.
Blätter und Stängel sind versteckte Immun-Booster
- Kohlrabi
Stängel und Blattwerk eines Kohlrabis sind der gesündeste Teil des Gemüses und sollten nicht im Müll landen. Denn das Grün enthält doppelt so viel Vitamin A und C wie die Knolle. Man kann die Blätter im Salat roh essen - oder einfach mit dem Knollengemüse zusammen dünsten.
- Radieschen
Auch im Radieschengrün verstecken sich viele Senföle, die unsere Abwehrkräfte stärken und antibiotisch wirken. Der leicht pfeffrige Geschmack macht sich sehr gut in einem frischen Salat.
- Karotten
Bei einem Bund Karotten schmeckt das Grünzeug nicht nur den Kaninchen, sondern macht sich mit seinem bitteren Geschmack auch gut auf dem eigenen Teller. Die Bitterstoffe sind sekundäre Inhaltsstoffe aus der Pflanze, die für uns Menschen sehr gesund sind. Sie regen den Gallenfluss an und wirken verdauungsfördernd. Zum Beispiel haben sie eine wohltuende Wirkung gegen Blähungen. So kann man aus den Blättern verschiedener Gemüse zum Beispiel ein wertiges, frisches Pesto zaubern:
Rezepte für Gemüsereste Pesto aus Karottengrün und Gemüseblättern
Blätter von Karotten, Radieschen und Kohlrabi sind viel zu schade für die Tonne. Besser: Pesto draus machen!
Wem das Pesto nicht so zusagt, kann sich alternativ an einem leckeren Dip probieren. Denn auch im Quark macht sich das Grünzeug sehr gut.
Rezept: Quark-Dip mit Gemüseblättern
500 Gramm Magerquark mit 200 Gramm frischen, fein gehackten Gemüseblättern und etwas Rapsöl gut verrühren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Nicht zum Verzehr geeignet: Hände weg von Nachtschattengewächsen
Aber Achtung: Auch wenn sich in einigen Blättern gesunde Stoffe verstecken, sind andere nicht zum Verzehr geeignet. So sind zum Beispiel Rhabarbergrün und alle Nachtschattengewächse gefährlich. Diese Blätter sollten also nicht gegessen werden: Blätter von Tomaten, Kartoffeln, Peperoni, Aubergine oder Paprika.
Unbedenklich sind die Blätter der sogenannten Kreuzblütler und von Kohlpflanzen. Sie sind ohne Bedenken weiter verwertbar. So kann man beispielsweise auch beim Blumenkohl, Brokkoli oder Rettich ohne Sorge sowohl den Strunk als auch die Blätter mit verarbeiten.
Mehr Tipps für übriges Grünzeug von Gemüse und Obst
- Spargelschalen: aus Spargelschalen Suppe kochen
- Apfelschalen sind besonders wertvoll: Apfelschalen mit Zimt-Zucker im Ofen zu Chips trocknen oder damit Apfelessig ansetzen
- Kürbiskerne: Trocknen und aufbewahren als Topping für Salat o.ä.
- Gemüsereste wie Brokkolistengel, Karottenschalen, Zwiebelschalen erstmal sammeln und einfrieren. Später für Suppen - auskochen für Gemüsebrühe - oder Saucen verwenden.
- Gemüsepaste statt Fertigbrühe: Gemüsereste pürieren, salzen und in ein Einmachglas geben - an Stelle von gekauften Brühwürfeln verwenden.
Aus Resten oder frisch Gemüsepaste selbstgemacht als Ersatz für Brühwürfel
Gemüsepaste lässt sich nachhaltig aus Resten oder aus frischem Gemüse selber mixen. Sie schmeckt jedes Mal ein wenig anders und ersetzt fertiges Gemüsebrühe-Pulver hervorragend.
Zu viel Kartoffeln gibt es nicht
Oft bleiben nach dem Essen einige Kartoffeln übrig. Um auch hier die Reste gut zu verwerten, gibt es leckere Rezepte. Besonders für Vegetarier:innen bietet sich der "Falsche Hase ohne Fleisch" an. Mit übriggebliebenen Pellkartoffeln und nur wenigen, einfachen Zutaten, die in den meisten Küchen zu finden sind:
Rezept für Kartoffelreste Falscher Hase ohne Fleisch
Kartoffeln übrig? Für den falsche Hase sind sie super geeignet. Jetzt fehlen nur noch: Haferflocken, Karotten, Tomatenmark und ein Ei. Zutaten, die man fast immer zuhause hat.
Übrige Kartoffeln sind sogar gut für die Figur: Wenn stärkehaltige Lebensmittel erst erhitzt werden und dann wieder abkühlen, bilden sie resistente Stärke. Kartoffeln oder auch Nudeln haben dadurch weniger Kalorien.
Hauswirtschafterin Angelika Wilde aus Rheinhessen weiß: "Pellkartoffeln kann man durchaus eine Woche lang im Kühlschrank lagern, ohne dass irgendwas passiert. Sie müssen aber trocken sein."
Altes Brot und Brötchen weiter verwerten
Besonders einfach kann man trockene Backwaren und alte Brotreste vor der Mülltonne bewahren und sie beispielweise zum knackigen Croûtons- Highlight im Salat machen. Als Röstschnitten oder Knödel und in Desserts gibt es daraus wieder leckere Mahlzeiten.
Brot und Brötchen nicht verschwenden Reste verwerten: So vielfältig lässt sich altes Brot weiterverwenden
Brot wird schnell alt und deshalb dann von den Meisten verschmäht. Dabei lassen sich Brotreste so vielfältig zu neuen Gerichten verarbeiten wie kaum ein anderes Lebensmittel.
Mindesthaltbarkeitsdatum: Nicht verzagen, lieber Augen und Nase fragen
Nicht nur Gemüse und Obst landen oft unnötig im Abfall, sondern auch abgepackte Lebensmittel - da das Mindesthaltbarkeitsdatum schon überschritten ist. Dabei kann man sich hier immer am besten auf die eigene Nase, Augen und Geschmack verlassen. Denn es heißt ja nicht ohne Grund: Mindesthaltbarkeit. Besonders Milchprodukte wie Quark oder Joghurt sind lange nach dem Datum gekühlt noch haltbar.
Weiter Infos dazu im Beitrag der Ökochecker „Lebensmittel vor der Mülltonne retten“.
Auch Einfrieren ist oft eine gute Lösung, um klein geschnittenes Gemüse, wenn man zu viel davon eingekauft hat, übriggebliebenes Essen, Hefe oder Butter nicht verkommen zu lassen.
Mehr Gutes im Kühlschrank als gedacht
Die steigenden Lebensmittelkosten können wir nicht direkt beeinflussen, aber was bei uns im Müll landet schon. Also am besten alles verwerten was möglich ist, wenig verschwenden und dabei dem Körper, Geldbeutel und Geschmack oft noch etwas Gutes tun.