Eine Frau sitzt auf dem Pakettboden vor einer grauen Wand mit dem Kopf in den Händen vergraben.

Psychische Gesundheit

Angst und Panikattacken: Ursachen, Symptome und Behandlung

Stand
Autor/in
Lara Zell
Nora Schwarz

Angst und Panikattacken sind in Deutschland weit verbreitet. Jeder vierte leidet mindestens einmal im Leben darunter. Doch woher kommt eine Angststörung und was kann man dagegen tun?

  1. Symptome einer Panikattacke: Welche gibt es?
  2. Ursachen: Woher kommen Angst und Panikattacken?
  3. Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
  4. Übung: Progressive Muskelentspannung nach Jacobson

Symptome einer Panikattacke: Welche gibt es?

Herzrasen, Atemnot, Schweißausbruch, Gedankenkreisen – die Symptome einer Panikattacke sind vielfältig und individuell. Oftmals kommen die Attacken plötzlich und sorgen für Hilflosigkeit bei Betroffenen. Neben psychischen Symptomen wie zum Beispiel dem Gefühl, die Kontrolle oder den Bezug zur Realität zu verlieren, gibt es auch einige körperliche Anzeichen, die häufig auftreten. Dazu zählen zum Beispiel

  • Herzklopfen, 
  • Atemnot,
  • Hyperventilation,
  • Schwindel, 
  • Schwitzen, 
  • Zittern, 
  • Übelkeit, 
  • Engegefühl in der Brust oder 
  • Kribbeln in Armen und Beinen.
Asiatische Frau mit Panikstörung im Bett, die sich mit der Hand die Brust hält und kaum atmen kann
In manchen Fällen ähneln die Symptome einer Panikattacke, denen eines Herzinfarktes. Wenn Sie Symptome wie Herzrasen, -stechen, Übelkeit oder Schwindel plagen, sollten Sie in jedem Fall einen Arzt aufsuchen.

Marktcheck erfährt von einer Betroffenen:

In den Phasen, wo ich viele Panikattacken hatte, konnte es sein, dass ich nachts grundlos mit Herzrasen und schwerer Atmung aufwache. Ich hatte eigentlich permanent Angst vor der nächsten Panikattacke und konnte aber keinen Auslöser festmachen, um das zu umgehen. Also die Angst vor der Angst ist meistens schlimmer als das Ereignis an sich. Man malt sich quasi das Worst-Case-Szenario aus, und in den seltensten Fällen tritt es ein. Aber trotzdem beginnt dann so ein gewisses Gedankenkarussell einfach.

Die vielfältigen Symptome können das alltägliche Leben erschweren. Dinge, die an einem Tag noch selbstverständlich erscheinen, sind plötzlich nahezu unmöglich. Im Fall von Sarah Buckenberger waren die Schlange im Supermarkt, das Wartezimmer beim Arzt, eine rote Ampel oder auch Stau problematische und angstauslösende Situationen. Auch Restaurantbesuche fielen ihr schwer.

Es waren alles Situationen, in denen ich nicht weg konnte in dem Moment und dann hat sich dieses Panikgefühl ausgebreitet.

Die Symptome sind laut Dr. Till Burgaj vom Universitätsklinikum Heidelberg evolutionsbiologisch erklärbar. Bei einer Panikattacke spielt die Amygdala im Gehirn eine wichtige Rolle. Wird sie durch eine vermeintliche Gefahr gereizt, sendet sie Signale an die Nebenniere, wodurch wiederum Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet werden. Der Körper wird also auf eine Kampf- oder Fluchtreaktion vorbereitet (fight, flight, freeze). Die Folgen davon sind der Anstieg von Blutdruck, Puls, Zuckerspiegel, Atemfrequenz und Muskelspannung.

Also evolutionsbiologisch sinnvoll, wir wollen davonrennen oder wir wollen kämpfen, aber es liegt dem eine Fehlbeurteilung zugrunde. Es geht gerade gar nicht real um Leben und Tod.

Der Körper interpretiert also eine eigentlich harmlose Situation als lebensbedrohlich. Das erklärt auch, warum Panikattacken bei manchen Todesangst auslösen können. Obwohl Panikattacken in der Regel ungefährlich sind, sind die Symptome in keinem Fall auf die leichte Schulter zu nehmen. Es ist auch nicht auszuschließen, dass häufige Panikattacken das Risiko für Herzinfarkt oder Bluthochdruck erhöhen.

Woher kommen Angst- und Panikattacken? 

Die genauen Ursachen von Angst- und Panikattacken sind noch nicht vollständig erforscht. Erstmalig treten Panikattacken vermehrt nach verändernden und einschneidenden Lebensereignissen oder stressigen Phasen wie ein Todesfall im Umfeld, Umzüge oder Arbeitsplatzwechsel/-verlust auf. Für manche Betroffene sind die Auslöser bestimmte Orte oder Situationen, wie beispielsweise Aufzugfahren oder einkaufen im Supermarkt. Andere wiederum überkommt die Angst wie aus dem Nichts.

Es wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischen, biologischen und Umweltfaktoren eine Rolle spielt. Menschen, bei denen familiär bereits Angststörungen vorkamen, haben möglicherweise ein erhöhtes Risiko, selbst betroffen zu sein. Darüber hinaus können bestimmte Lebensereignisse wie Traumata, Stress oder der Verlust eines geliebten Menschen das Risiko für Angst- und Panikattacken erhöhen. Auch Krisen wie Corona oder Krieg sind Faktoren, die das Risiko für solche Attacken begünstigen könnten. Studien, die belegen, dass Panikattacken dadurch zunehmen, gibt es allerdings noch nicht.

Wir machen keine Therapien im luftleeren Raum. Die Themen, die einen von draußen bedrücken, sind auch die Themen, die unsere Patienten mit in die Behandlungszimmer bringen und mit in die Therapiesitzungen. Krieg, Klimakrise, einst die Coronapandemie: das waren die Themen, die auch bei uns in den Therapien immer wieder auftauchten.

Laut Dr. Lothar Zimmermann sind auch Menschen, die bereits weitere psychische Erkrankungen wie Depressionen, Zwangsstörungen oder posttraumatische Belastungsstörungen haben, häufiger betroffen.

Was sind die Behandlungsmöglichkeiten von Angst und Panikattacken?

Es gibt mittlerweile einige Ansätze, wie man Angst und Panikattacken behandeln und die Symptome in den Griff bekommen kann.

Bei der Wahl der geeigneten Therapie spielt aber auch die Art der Angst- oder Panikstörung eine Rolle. Handelt es sich beispielsweise um eine generalisierte Angststörung, so sind ständige Sorgen, auch wenn dafür kein rationaler Grund besteht, charakteristisch. Bei einer Panikstörung sind es eher plötzliche Attacken mit körperlichen und psychischen Symptomen. In dem Fall spielen Soforthilfemaßnahmen eine wichtige Rolle. Dann gibt es noch Phobien, bei denen sich die Angst auf eine Situation, einen Gegenstand oder beispielsweise ein Tier bezieht.

Folgende Methoden können helfen:

1. Eine gängige Behandlungsmöglichkeit ist die kognitive Verhaltenstherapie (CBT), bei der die Betroffenen lernen, ihre Ängste zu erkennen und zu bewältigen. Dies geschieht durch das Erkennen und Umstrukturieren negativer Gedankenmuster sowie das Erlernen von Entspannungstechniken. CBT kann sowohl in Einzel- als auch in Gruppensitzungen durchgeführt werden und hat sich als wirksam bei der Behandlung von Angst- und Panikattacken erwiesen.

  • Darunter fällt auch die Übung, panischen und ängstlichen Situation mit sogenannten Wahrnehmungslenkungen zu begegnen. Das geht, indem man sich beispielsweise eine Minute lang auf einen Sekundenzeiger konzentriert, fünf rote Gegenstände im Raum findet oder sich an einen sicheren Ort denkt.
  •  Eine weitere Übung, die jederzeit auch ganz unauffällig durchgeführt werden kann, ist das Atemtraining. Die Vorstellung, beim Einatmen an einer Blume zu riechen und beim Ausatmen eine Pusteblume zu pusten kann helfen, die Atmung zu regulieren. Denn in Paniksituationen atmen Betroffene oft zu viel Sauerstoff ein und drohen dann zu hyperventilieren.

2. Eine andere Möglichkeit ist die medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva oder Benzodiazepinen. Sorgt ein Ungleichgewicht von Noradrenalin und Serotonin für die Anfälligkeit von Panikattacken so können Serotonin-Wiederaufnahmehemmer helfen. Das sind klassische Antidepressiva. Benzodiazepine wirken innerhalb weniger Minuten und können im konkreten Panikfall genommen werden. Allerdings wird nur in besonders starken Fällen dazu gegriffen, da Benzodiazepine abhängig machen können, der Körper schnell eine Toleranz entwickelt und somit immer mehr von dem Wirkstoff fordert.  
Diese Medikamente können helfen, die Symptome von Angst- und Panikattacken zu lindern, sollten jedoch nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden. Medikamente allein reichen aber nicht aus, um Angst- und Panikattacken langfristig zu behandeln. Eine Kombination aus Medikamenten und Therapie ist oft am effektivsten.

3. Darüber hinaus können auch alternative Therapiemethoden wie Yoga, progressive Muskelentspannung oder Meditation helfen, die Symptome zu reduzieren. Diese Techniken fördern Entspannung und Achtsamkeit und können dazu beitragen, den Stress zu reduzieren, der häufig mit Angstzuständen verbunden ist.

Eine Frau in einer entspannenden meditierenden Pose im Wohnzimmer.
Eine Studie der JAMA Psychiatry aus dem Jahr 2023 zeigt eine Verminderung von Angstzuständen durch Meditation bzw. Achtsamkeitsübungen zur Körperwahrnehmung.

Jeder Mensch ist jedoch unterschiedlich – was für den einen funktioniert, muss nicht zwangsläufig für den andere funktionieren. Es kann außerdem eine Zeit lang dauern, bis man die richtige Behandlungsmethode findet. 

In jedem Fall sollte man ärztliche Hilfe aufsuchen, wenn man häufig in Panik gerät oder sich durch zu viel Stress belastet fühlt und auf keinen Fall auf selbsternannte Coaches vertrauen. Denn Panikattacken sind mithilfe eines Psychotherapeuten oder Psychiaters in der Regel sehr gut in den Griff zu bekommen.

Anleitung Progressive Muskelentspannung nach Jacobson

Eine Übung ist das An- und Entspannen verschiedener Muskelgruppen – auch bekannt als progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Die Folgen: Herzschlag und Atmung werden ruhiger und die innere Ruhe steigt.  

Bei dieser Übung sollte man am besten sitzt bequem sitzen oder liegen. Während der Anspannungsphase atmet man ein, und spannt dabei eine definierte Muskelgruppe stark an. Beim Ausatmen werden dann die Muskeln wieder entspannt. Die Spannung sollte für fünf bis sieben Sekunden gehalten werden. Zwischen den Muskelgruppen dann 20 bis 30 Sekunden Pause zur Entspannung einplanen. Zuerst werden die Arme und Hände an- und wieder entspannt. Anschließend folgen Stirn, Augenbrauen, Lippen, Unterkiefer und dann das ganze Gesicht. Weiter geht es mit dem Nacken, Bauch, Schultern und Gesäß- und Oberschenkel. Je öfter man die Übung macht, desto wirksamer ist sie. Einzelne Muskelgruppen kann man auch gut zwischendurch, wenn man sich gestresst fühlt an- und wieder entspannen.

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