- Symptome einer Panikattacke: Welche gibt es?
- Ursachen: Woher kommen Angst und Panikattacken?
- Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
- Übung: Progressive Muskelentspannung nach Jacobson
Symptome einer Panikattacke: Welche gibt es?
Herzrasen, Atemnot, Schweißausbruch, Gedankenkreisen – die Symptome einer Panikattacke sind vielfältig und individuell. Oftmals kommen die Attacken plötzlich und sorgen für Hilflosigkeit bei Betroffenen. Neben psychischen Symptomen wie zum Beispiel dem Gefühl, die Kontrolle oder den Bezug zur Realität zu verlieren, gibt es auch einige körperliche Anzeichen, die häufig auftreten. Dazu zählen zum Beispiel
- Herzklopfen,
- Atemnot,
- Hyperventilation,
- Schwindel,
- Schwitzen,
- Zittern,
- Übelkeit,
- Engegefühl in der Brust oder
- Kribbeln in Armen und Beinen.
Marktcheck erfährt von einer Betroffenen:
Die vielfältigen Symptome können das alltägliche Leben erschweren. Dinge, die an einem Tag noch selbstverständlich erscheinen, sind plötzlich nahezu unmöglich. Im Fall von Sarah Buckenberger waren die Schlange im Supermarkt, das Wartezimmer beim Arzt, eine rote Ampel oder auch Stau problematische und angstauslösende Situationen. Auch Restaurantbesuche fielen ihr schwer.
Die Symptome sind laut Dr. Till Burgaj vom Universitätsklinikum Heidelberg evolutionsbiologisch erklärbar. Bei einer Panikattacke spielt die Amygdala im Gehirn eine wichtige Rolle. Wird sie durch eine vermeintliche Gefahr gereizt, sendet sie Signale an die Nebenniere, wodurch wiederum Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet werden. Der Körper wird also auf eine Kampf- oder Fluchtreaktion vorbereitet (fight, flight, freeze). Die Folgen davon sind der Anstieg von Blutdruck, Puls, Zuckerspiegel, Atemfrequenz und Muskelspannung.
Der Körper interpretiert also eine eigentlich harmlose Situation als lebensbedrohlich. Das erklärt auch, warum Panikattacken bei manchen Todesangst auslösen können. Obwohl Panikattacken in der Regel ungefährlich sind, sind die Symptome in keinem Fall auf die leichte Schulter zu nehmen. Es ist auch nicht auszuschließen, dass häufige Panikattacken das Risiko für Herzinfarkt oder Bluthochdruck erhöhen.
Woher kommen Angst- und Panikattacken?
Die genauen Ursachen von Angst- und Panikattacken sind noch nicht vollständig erforscht. Erstmalig treten Panikattacken vermehrt nach verändernden und einschneidenden Lebensereignissen oder stressigen Phasen wie ein Todesfall im Umfeld, Umzüge oder Arbeitsplatzwechsel/-verlust auf. Für manche Betroffene sind die Auslöser bestimmte Orte oder Situationen, wie beispielsweise Aufzugfahren oder einkaufen im Supermarkt. Andere wiederum überkommt die Angst wie aus dem Nichts.
Es wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischen, biologischen und Umweltfaktoren eine Rolle spielt. Menschen, bei denen familiär bereits Angststörungen vorkamen, haben möglicherweise ein erhöhtes Risiko, selbst betroffen zu sein. Darüber hinaus können bestimmte Lebensereignisse wie Traumata, Stress oder der Verlust eines geliebten Menschen das Risiko für Angst- und Panikattacken erhöhen. Auch Krisen wie Corona oder Krieg sind Faktoren, die das Risiko für solche Attacken begünstigen könnten. Studien, die belegen, dass Panikattacken dadurch zunehmen, gibt es allerdings noch nicht.
Laut Dr. Lothar Zimmermann sind auch Menschen, die bereits weitere psychische Erkrankungen wie Depressionen, Zwangsstörungen oder posttraumatische Belastungsstörungen haben, häufiger betroffen.
Was sind die Behandlungsmöglichkeiten von Angst und Panikattacken?
Es gibt mittlerweile einige Ansätze, wie man Angst und Panikattacken behandeln und die Symptome in den Griff bekommen kann.
Bei der Wahl der geeigneten Therapie spielt aber auch die Art der Angst- oder Panikstörung eine Rolle. Handelt es sich beispielsweise um eine generalisierte Angststörung, so sind ständige Sorgen, auch wenn dafür kein rationaler Grund besteht, charakteristisch. Bei einer Panikstörung sind es eher plötzliche Attacken mit körperlichen und psychischen Symptomen. In dem Fall spielen Soforthilfemaßnahmen eine wichtige Rolle. Dann gibt es noch Phobien, bei denen sich die Angst auf eine Situation, einen Gegenstand oder beispielsweise ein Tier bezieht.
Folgende Methoden können helfen:
1. Eine gängige Behandlungsmöglichkeit ist die kognitive Verhaltenstherapie (CBT), bei der die Betroffenen lernen, ihre Ängste zu erkennen und zu bewältigen. Dies geschieht durch das Erkennen und Umstrukturieren negativer Gedankenmuster sowie das Erlernen von Entspannungstechniken. CBT kann sowohl in Einzel- als auch in Gruppensitzungen durchgeführt werden und hat sich als wirksam bei der Behandlung von Angst- und Panikattacken erwiesen.
- Darunter fällt auch die Übung, panischen und ängstlichen Situation mit sogenannten Wahrnehmungslenkungen zu begegnen. Das geht, indem man sich beispielsweise eine Minute lang auf einen Sekundenzeiger konzentriert, fünf rote Gegenstände im Raum findet oder sich an einen sicheren Ort denkt.
- Eine weitere Übung, die jederzeit auch ganz unauffällig durchgeführt werden kann, ist das Atemtraining. Die Vorstellung, beim Einatmen an einer Blume zu riechen und beim Ausatmen eine Pusteblume zu pusten kann helfen, die Atmung zu regulieren. Denn in Paniksituationen atmen Betroffene oft zu viel Sauerstoff ein und drohen dann zu hyperventilieren.
2. Eine andere Möglichkeit ist die medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva oder Benzodiazepinen. Sorgt ein Ungleichgewicht von Noradrenalin und Serotonin für die Anfälligkeit von Panikattacken so können Serotonin-Wiederaufnahmehemmer helfen. Das sind klassische Antidepressiva. Benzodiazepine wirken innerhalb weniger Minuten und können im konkreten Panikfall genommen werden. Allerdings wird nur in besonders starken Fällen dazu gegriffen, da Benzodiazepine abhängig machen können, der Körper schnell eine Toleranz entwickelt und somit immer mehr von dem Wirkstoff fordert.
Diese Medikamente können helfen, die Symptome von Angst- und Panikattacken zu lindern, sollten jedoch nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden. Medikamente allein reichen aber nicht aus, um Angst- und Panikattacken langfristig zu behandeln. Eine Kombination aus Medikamenten und Therapie ist oft am effektivsten.
3. Darüber hinaus können auch alternative Therapiemethoden wie Yoga, progressive Muskelentspannung oder Meditation helfen, die Symptome zu reduzieren. Diese Techniken fördern Entspannung und Achtsamkeit und können dazu beitragen, den Stress zu reduzieren, der häufig mit Angstzuständen verbunden ist.
Jeder Mensch ist jedoch unterschiedlich – was für den einen funktioniert, muss nicht zwangsläufig für den andere funktionieren. Es kann außerdem eine Zeit lang dauern, bis man die richtige Behandlungsmethode findet.
In jedem Fall sollte man ärztliche Hilfe aufsuchen, wenn man häufig in Panik gerät oder sich durch zu viel Stress belastet fühlt und auf keinen Fall auf selbsternannte Coaches vertrauen. Denn Panikattacken sind mithilfe eines Psychotherapeuten oder Psychiaters in der Regel sehr gut in den Griff zu bekommen.
Anleitung Progressive Muskelentspannung nach Jacobson
Eine Übung ist das An- und Entspannen verschiedener Muskelgruppen – auch bekannt als progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Die Folgen: Herzschlag und Atmung werden ruhiger und die innere Ruhe steigt.
Bei dieser Übung sollte man am besten sitzt bequem sitzen oder liegen. Während der Anspannungsphase atmet man ein, und spannt dabei eine definierte Muskelgruppe stark an. Beim Ausatmen werden dann die Muskeln wieder entspannt. Die Spannung sollte für fünf bis sieben Sekunden gehalten werden. Zwischen den Muskelgruppen dann 20 bis 30 Sekunden Pause zur Entspannung einplanen. Zuerst werden die Arme und Hände an- und wieder entspannt. Anschließend folgen Stirn, Augenbrauen, Lippen, Unterkiefer und dann das ganze Gesicht. Weiter geht es mit dem Nacken, Bauch, Schultern und Gesäß- und Oberschenkel. Je öfter man die Übung macht, desto wirksamer ist sie. Einzelne Muskelgruppen kann man auch gut zwischendurch, wenn man sich gestresst fühlt an- und wieder entspannen.
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