Rund 12 Prozent der Deutschen reagieren inzwischen allergisch auf Ambrosia artemisiifolia. Die auch „Beifußblättriges Traubenkraut“ oder „Beifuß-Ambrosie“ genannte hochallergene Pflanze stammt aus Nordamerika, wurde im 19. Jahrhundert in Europa eingeschleppt und hat sich seitdem vor allem in Südosteuropa etabliert. Laut DAISIE (Delivering Alien Invasive Species In Europe) zählt sie zu den 100 „schlimmsten“ invasiven Arten.
In den vergangenen Jahren taucht sie auch zunehmend in Mittel- und Nordeuropa auf. Das Frankfurter Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F) und die Goethe-Universität stellten eine Studie vor, die aufzeigt, dass die Verbreitung rasant voran geht und große Gebiete umfassen wird. Hierzu zählen die Benelux-Staaten, Tschechien, Polen und weite Teile Frankreichs und Deutschlands. Klimaforscher befürchten zudem, dass sie sich in Zukunft sogar bis nach Skandinavien ausbreitet – begründet durch den Klimawandel.
Fast überall zu finden

Perfekte Bedingungen findet Ambrosia auf Sonnenblumenfeldern, zwischen den weiten Reihen der Blumen.

Aber auch auf Autobahngrünstreifen, Verkehrsinseln und Brachflächen gedeiht sie ungestört. Und auch in Privatgärten siedelt sie sich an – oft „eingeschleppt“ durch verunreinigtes Vogelfutter.
Verwechslungsgefahr mit Zierpflanzen im Garten
Die Ambrosia keimt von April bis in den August. Als kleines Pflänzchen kann sie leicht verwechselt werden, zum Beispiel mit einer Studentenblume (Tagetes). Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied: Während andere Pflanzen kontinuierlich wachsen, legt die Ambrosia bei einer Größe von zehn bis 15 Zentimeter eine rund einmonatige Wachstumspause ein. Das sollte Sie stutzig machen: Alles sprießt und wächst und dazwischen sitzt etwas, bei dem sich gar nichts tut – eine genauere Überprüfung lohnt sich.
60.000 Samenkörner eine Milliarde Pollen pro Pflanze
Jede dieser einjährigen Pflanzen produziert rund 60.000 Samenkörner, die bis zu 40 Jahre lang keimfähig sind. Jede einzelne Pflanze kann bis zu einer Milliarde Pollen freisetzen und schon fünf Pollen reichen aus, um eine allergische Reaktion hervorzurufen oder eine Allergie ganz neu auszulösen.
Die Pflanze lässt sich vom Wind bestäuben und der transportiert die aggressiven Pollen Hunderte von Kilometern weit. Auch Fahrzeuge, Züge und Sohlen von Schuhen nutzen sie als Transportmittel.

„Asthma-Pflanze“
Die Pollen sind sehr klein und können bis tief in die Bronchien gelangen. Etwa 80 Prozent aller Menschen, die eine Pollenallergie haben, reagieren auch auf Ambrosia. Fast die Hälfte ist anschließend allergisch dagegen. Und es kann sogar Menschen erwischen, die bisher dachten, sie hätten mit Allergien nichts zu tun. Zudem ruft die Pflanze häufig besonders schwere allergische Reaktionen wie Asthma hervor – das hat ihr in Australien den Namen „Asthma-Pflanze“ eingebracht.
Unheilvolles Zusammenspiel von Feinstaub- und Stickoxiden mit den Pollen
Ulrike Frank untersucht am Helmholtz-Zentrum München die Wirkung von Pollen. Für eine Ambrosia-Studie hat sie Ambrosia-Pflanzen mit Stickoxiden begast, um die Abgasbelastung an Autobahnen nachzustellen. Aus diesen Pollen hat sie einen Extrakt gewonnen, der alle Eiweiße und Biomoleküle enthält. Diesen Extrakt hat sie mit Blutseren von Allergikern vermischt und festgestellt, dass die Reaktion auf die Pollen, die vorher Abgas ausgesetzt waren, deutlich stärker ist als auf normale Pollen. Der Grund: Die begasten Pollen haben andere Proteine gebildet.

Die hohe Belastung mit Feinstaub- und Stickoxiden in Städten und an Autobahnen führt zu großem Stress für die Ambrosia-Pflanze und damit zu noch aggressiveren Pollen. Dazu kommt, dass diese Luftverschmutzung auch Stress für unseren Körper bedeutet.
Als Folge der Luftverschmutzung treffenaggressivere Pollen auf ein gereiztes Immunsystem. Das löst auch neue Allergien aus. Und dieses Phänomen tritt auch bei anderen allergieauslösenden Pflanzen auf.
Weg damit – aber vorsichtig
Selbst wenn Sie sich noch unsicher sind, ob es sich tatsächlich um eine Ambrosia handelt, sollten Sie die Pflanze nicht mit bloßen Händen anfassen. Schon die Berührung der Blätter kann zu Hautreizungen und damit zu einer Sensibilisierung führen. Auffallend ist dabei die zeitliche Verzögerung: Erst nach 20 bis 30 Minuten kommt es zu Rötungen und Juckreiz.
Tipps zur sicheren und dauerhaften Entfernung
- Tragen Sie Handschuhe und vermeiden Sie jeden Körperkontakt.
- In der Blütezeit von August bis Dezember sollten Sie zusätzlich einen Mundschutz tragen!
- Entfernen Sie die Pflanzen samt ihrer Wurzeln. Abschneiden, abmähen oder abfackeln bringt nichts, da sie ab Juli mit der Blütenbildung beginnt, egal wie groß sie dann ist.
- Entsorgen Sie die Pflanze in einem geschlossenen Beutel im Hausmüll. Werfen Sie sie auf gar keinen Fall in den Kompost oder in die Biotonne.
- Beobachten Sie die Ambrosia-Fundstellen, denn weitere Samen können bis in den August hinein anfangen zu keimen.
- Achten Sie besonders auf Stellen, an denen Vogelfutter (auch so genannte Meisenringe) ausgebracht wurde.
Weitere Tipps finden Sie in unserer Bildergalerie:

Ihre Mithilfe ist gefragt
Die Ambrosia findet sich inzwischen an Weg- und Straßenrändern, in Industriebrachen, Neubausiedlungen und Privatgärten. Aufgrund der zunehmenden Brisanz bieten inzwischen mehrere Institutionen Informationsseiten und Broschüren rund um die Ambrosia an.
Und Ihre Mithilfe ist gefragt: Melden Sie alle Funde von Ambrosia in Ihrem Garten, oder wo auch immer Sie sie in Ihrer Umgebung entdecken:
Meldestellen für Ambrosia-Funde