Die Corona-Krise reißt tiefe Spuren in der Arbeitswelt. Hinter den Zahlen zu Jobverlusten, Kurzarbeit und Insolvenzen stecken harte Schicksale. Millionen Menschen müssen mit weniger auskommen. Viele sogar ohne Job. Die Renten aber steigen zum 1. Juli trotzdem - um 3,45 Prozent im Westen und 4,2 Prozent im Osten.

System funktioniert gut, solange die Wirtschaft wächst
Das Problem ist im Grunde die Rentenformel - sie taugt womöglich nicht für diese Krise. Gesetzlich festgelegt ist: Steigen die Löhne, steigen auch die Renten, und zwar im Jahr danach. Das hat in den vielen guten Wachstumsjahren auch funktioniert. Es ist sogar festgelegt, dass die Rente nicht sinken darf - selbst wenn die Löhne das tun.
Auf der anderen Seite haben wir jetzt eine völlig neue Situation. Und es stellt sich die Frage, ob nicht auch Rentner verzichten müssten. Denn je mehr Kurzarbeiter und Arbeitslose es gibt, desto weniger Geld kommt mit Rentenbeiträgen zusammen. Der Topf der Rentenversicherung könnte schneller dahinschmelzen als gedacht. Die Folge: Wer arbeitet, muss höhere Beiträge zahlen. Und der Staat könnte gezwungen sein, mehr Steuergeld zuzuschießen.
Renten sollten in guten Jahren langsamer steigen
Unterm Strich finde ich diese Rentenerhöhung dennoch gerecht. Das Plus in diesem Jahr kommt ja nicht trotz der Corona-Einschläge. Es kommt wegen der Lohnsteigerungen im letzten Jahr. Außerdem kommt die Misere ab nächstem Jahr sowieso bei den Rentnern an. Umgekehrt fände ich es aber nicht gerecht, wenn Rentner Lohnrückgänge gar nicht mittragen würden. Dazu müsste die Rente nicht sinken. Sie könnte aber in besseren Zeiten als Ausgleich weniger stark steigen. Diese Idee sollte nach der Finanzkrise vor gut 10 Jahren dafür sorgen, dass es zwischen Jung und Alt gerecht zugeht. Darüber sollte man jetzt wieder nachdenken!