Tankstutzdeckel für AdBlue und Diesel. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Swen Pförtner)

Folge der hohen Energiepreise

Spediteure schlagen Alarm: AdBlue wird knapp

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Stephanie Geissler, SWR Wirtschaft

Das Abgasreinigungsmittel AdBlue könnte in Deutschland knapp und noch teurer werden. Dies betrifft zahlreiche Dieselfahrerinnen und -fahrer, aber vor allem die Logistikbranche. 

Der zunehmende Mangel des Diesel-Abgasreinigungsmittels AdBlue im Transportgewerbe ruft inzwischen auch die Politik auf den Plan. Der noch amtierende Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sagte dem „Handelsblatt“, man habe die Lage genau im Blick und nehme die Warnungen der Logistiker sehr ernst. „Oberstes Ziel muss es sein, unsere Lieferketten weiter am Laufen zu halten“, so der CSU-Politiker.

AdBlue-Hersteller haben Produktion heruntergefahren oder eingestellt

Anlass zur Sorge ist die Entscheidung von Herstellern, etwa der BASF aus Ludwigshafen, die Produktion des Abgasreinigungsmittels angesichts der zuletzt stark gestiegenen Erdgaspreise zu drosseln und teilweise sogar ganz einzustellen. Ohne AdBlue aber können viele moderne Lastwagen und Busse nicht mehr fahren. Denn dieselbetriebene Lastwagen müssen regelmäßig AdBlue zuführen, um die umweltschädlichen Stickoxide zu reduzieren. AdBlue wiederum wird auf der Basis von Ammoniak hergestellt - und für die Herstellung von Ammoniak benötigt man das derzeit teure Erdgas.

Logistikverband warnte bereits im Oktober vor Mangel

Schon Mitte Oktober hatte deshalb bereits der Güterverkehrsverband (BGL) vor den weitreichenden Folgen eines AdBlue-Mangels gewarnt. Denn schon damals hatten gleich mehrere Hersteller von AdBlue angekündigt, ihre Produktion aufgrund von Unwirtschaftlichkeit teils oder ganz zurückzufahren. Das aber könnte dramatische Folgen für rund 90 Prozent des Lkw-Verkehrs in Deutschland haben, der auf AdBlue angewiesen ist, so der BGL seinerzeit. Auch der ADAC hat bereits auf die Folgen eines möglichen Mangels für zahlreiche Dieselfahrerinnen und -fahrer hingewiesen, die den Harnstoff-Zusatz für ihr Auto benötigen.

AdBlue „hamstern“ verschärft aktuellen Engpass sogar noch

Grundsätzlich bitten die Verbände die Verbraucherinnen und Verbraucher darum, jetzt kein AdBlue zu „hamstern“ - denn das würde die Lage verschärfen und die Preise weiter in die Höhe treiben. Momentan kostet der Liter AdBlue bereits 69 Cent pro Liter statt wie sonst üblich 19 Cent. Die Verbände appellieren außerdem an die Politik: Die solle nun dafür sorgen, dass die Chemie-Industrie AdBlue wieder im Regelbetrieb herstellt, forden sie. Ansonsten müsten die Lieferkosten erhöht werden. Was sich dann im Nachgang auch auf die Endpreise der tarnsportierten Waren und Produkte auswirken würde.

Fahrermangel und überlastete Lieferketten eigentlich das größere Problem

Grundsätzlich, so Andrea Marongiu vom Spedition- und Logistikverband Baden-Württemberg, stelle der gegenwärtig eventuell drohende AdBlue-Mangel aber nur ein weiteres Problem für die durch Corona-Pandemie bereits krisengeplagte Branche dar. Die Lieferketten seien derzeit sehr angespannt und teils überlastet, vielerorts fehlten dann aber die Fachkräfte, wie etwa Lkw-Fahrer, um diesen Stau abzuarbeiten. Dies sei aktuell das weitaus größere Problem für die Branche, so Marongiu im SWR-Interview.

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