Vorsicht abgezockt

So gehen Betrüger bei Ebay-Kleinanzeigen vor

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Eva Gnädig
Margareta Holzreiter

Verbraucher werden mit gefälschten Ausweisen und dubiosen Konten bei Internetbanken getäuscht. Selbst Ebay und die Polizei scheinen machtlos zu sein. Marktcheck zeigt, wie Sie sich schützen können.

Tatort Internet: Rund 50 Millionen Anzeigen laufen täglich auf der Online-Plattform Ebay-Kleinanzeigen auf, nicht alle sind seriös. Bereits im vergangenen Jahr berichteten wir über einen Dreiecksbetrug bei Ebay. Nun zeichnet sich eine neue Form der Abzocke ab: Betrüger weisen sich mit den Identitäten anderer User aus und erstellen so falsche Bankkonten. Wir haben Tipps für Sie, wie Sie sich davor schützen können, dass Ihre Personalien in die Hände von Kriminellen gelangen und wie Sie nicht über den Tisch gezogen werden.

Täuschung Nr. 1: Die Ebay-Mitgliedschaft

Wenn Sie ein tolles Angebot auf Ebay sehen, dann achten Sie wahrscheinlich auf diese Angaben: Die Dauer der Ebay-Mitgliedschaft und die Bewertungen, die der Verkäufer erhalten hat. Ist der Verkäufer bereits seit mehreren Jahren auf Ebay aktiv und hat gute Bewertungen, so fasst man in der Regel schnell Vertrauen. Die schlechte Nachricht: Darauf kann man im Zweifel nicht setzen, denn es gibt Betrüger, die seriöse User hacken, sich also Zugang zu deren Konten und guten Bewertungen verschaffen.

Täuschung Nr. 2: Der Personalausweis

Mal angenommen Sie haben nun Kontakt zu dem Verkäufer mit dem tollen Angebot aufgenommen, sind sich aber noch nicht ganz sicher, ob es sich wirklich um ein ehrliches und seriöses Angebot handelt. Um Ihnen Sicherheit zu geben, sendet der Verkäufer Ihnen ohne zu zögern ein Foto seines Personalausweises zu, die Adresse befindet sich sogar in einer Gegend, die Sie kennen. Das scheint doch zu zeigen, dass der Anbieter nichts zu verbergen hat und mit dem Ausweisfoto könnten Sie die Person im Falle eines Betrugs auch über die Polizei ausfindig machen, oder? Falsch. Denn die Ebay-Täter nutzen oft falsche Personalien.

Ein Verkäufer bietet im Chat an, ein Foto seines Personalausweises zu senden. Das kann ein Anzeichen für einen Betrug sein. (Foto: SWR)
Wenn ein Verkäufer bereitwillig ein Foto seines Personalausweises versendet, kann das ein Anzeichen für einen Betrug sein.

Dafür erstellen sie sich täuschend echte, aber gefälschte Ausweise. Oder Sie klauen die Identitäten echter Menschen. Um an die Identitäten anderer Ebay-User zu gelangen, bitten Sie ihr Gegenüber bei einem Kauf auf Ebay, ein Foto des Personalausweises zu schicken, um sich auszuweisen. Seriöse Käufer und Verkäufer versenden dann per Bild ihrer echten Personalien – und verlieren damit die Handhabe über die versendeten Aufnahmen. Für die Betrüger sind sie Gold wert, denn sie weisen sich mit den Fotos dieser fremden Personalausweise gegenüber ihren Opfern aus. Wenn der Verkäufer also aus eigener Initiative Bilder seines Personalausweises schickt, dann ist das kein Anzeichen für Seriosität, sondern eher ein Grund, um misstrauisch zu werden.

Tipps:

  • Vertrauen Sie nie einem Ausweisfoto.
  • Schicken Sie nie ein Foto Ihres eigenen.
Frau fotografiert ihren Personalausweis mit dem Smartphone. Versenden Sie keine Fotos Ihres Personalausweises an Fremde. (Foto: SWR)
Versenden Sie keine Fotos Ihres Personalausweises an Fremde.

Täuschung Nr. 3: Das Konto

Ein deutsches Konto ist aber doch ein guter Hinweis auf einen sicheren Kauf, oder? Das trifft generell häufig zu, skeptisch sollten Sie jedoch werden, wenn Sie Geld auf ein Konto bei der Onlinebank N26 überweisen sollen. Die Digitalbank sorgt immer wieder für Schlagzeilen, wird in Online-Foren als "Lieblingskonto für Betrüger" bezeichnet.

Weshalb Digitalbanken?

N26 scheint also die erste Wahl der Betrüger zu sein – vielleicht deshalb, weil eine Kontoerstellung laut der Digitalbank innerhalb von "wenigen Minuten" möglich ist. Unser Versuch zeigt: Schon nach ein paar Angaben erfolgt die Identifizierung per "Video-Ident-Verfahren". Dafür muss man über die Handykamera den Personalausweis zeigen, warten und fertig. Dies scheint auch dann zu funktionieren, wenn gefälschte oder geklaute Personalien zur Identifikation verwendet werden: Uns sind mittlerweile rund 30 vermeintlich betrügerische Bankverbindungen bekannt, die alle über die N26 laufen.

Ein Suchmaschinen-Vorschlag bei der Eingabe des Suchbegriffs lautet: Lieblingsbank für Betrüger. (Foto: SWR)
Die Digitalbank N26 wird im Internet als "Lieblingsbank für Betrüger" bezeichnet.

Bemerken Banken falsche Transaktionen nicht?

Laut Ulrich Schulte am Hülse, Fachanwalt für Bankrecht, überprüfen viele Banken den angegebenen Empfängernamen von Überweisungen nicht. Somit kann jeder beliebige Empfänger-Name angeben werden, auch ein erfundener oder den einer fremden Person, also einer geklauten Identität. Wir fragen mal nach, was da schiefläuft. N26 antwortet schriftlich:

"Banken müssen (…) keinen Namensvergleich anstellen, d.h. nicht prüfen, ob das Konto dem genannten Überweisungsempfänger zusteht."
"(Wir) nehmen bei Überweisungen ab einer Höhe von 1.000 Euro einen Namensvergleich vor."

Das wissen die Betrüger offensichtlich und bleiben bei ihren Fake-Verkäufen stets unter den 1.000 Euro.

Was tut die Bankenaufsicht BaFin dagegen?

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht ist unter anderem für Verbraucherschutz zuständig. Sie verweist auf europäisches Recht. Und schreibt uns:

"(…) Das Videoidentifizierungsverfahren wird zurzeit evaluiert und einer kritischen Prüfung unterzogen."

Und wie geht Ebay gegen die Betrüger vor?

Momentan können Betrüger scheinbar Anzeigen auf Ebay-Kleinanzeigen schalten, ohne dass im Nachgang etwas passiert. Pierre Du Bois, Pressesprecher Ebay-Kleinanzeigen Deutschland, sieht das Problem bei der Zeitverzögerung: "Das Problem natürlich für uns ist, in der Zeit, bis wir sozusagen auf die Anzeige aufmerksam gemacht werden oder selbst aufmerksam werden, kann der Betrüger schon viele Interessenten einsammeln und dementsprechend schädigen."

Auf die Nachfrage, warum Betrüger dann auch nach mehreren falschen Anzeigen unter Angabe derselben Identität nicht geschnappt werden, erklärt Du Bois: "Häufig ist es da so, dass sie mit geklauten Identitäten arbeiten, also beispielsweise mit Personalausweisdokumenten, die sie auf andere Weise eingesammelt haben, die werden dann nur als Bild geschickt, und dementsprechend können dann halt unsere Systeme das nicht erkennen".

Fotos werden von Computern also nicht so leicht erkannt. Ein Stück weit scheinen die Institutionen hier wohl machtlos. Besser, man bleibt also skeptisch und sorgt selbst vor.

Tipps:

  • Schicken Sie nie Waren oder Geld ins Ausland.
  • Bezahlen Sie wenn möglich nicht per Überweisung
  • Überreichen Sie das Geld bar bei der Abholung
  • Nutzen Sie Systeme wie PayPal "Waren und Dienstleistungen" oder Ebay "Sicher bezahlen"

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