Es riecht nach verschmortem Plastik. Die Tasche qualmt. Es brennt. Und das nur wegen einer vermeintlich harmlosen Powerbank, die den Handyakku laden soll. Eine Horrorvorstellung - aber leider oft Realität. Immer wieder explodieren Powerbanks oder fangen plötzlich Feuer. Besonders günstige Modelle bergen teilweise echte Risiken.
Wir wollen es genau wissen: Was können Powerbanks wirklich? Und wie gefährlich sind Billig-Produkte? Wir kaufen im Online-Handel fünf Powerbanks. Bei HTV in Bensheim werden sie unter die Lupe genommen. Die Experten sind auf die Analyse elektronischer Bauteile spezialisiert.
Erste Analyse: Die Kapazität
Zunächst testen die Prüfer, ob die Powerbanks überhaupt die versprochene Kapazität haben. Das Ergebnis ist ernüchternd: Keine Powerbank hält, was der Hersteller verspricht.

„Die beiden China-Produkte, die wir untersucht haben, die fallen ganz aus dem Rahmen. … Für den Verbraucher nicht akzeptabel. Wir liegen hier bei 0,1 Prozent der versprochenen Kapazität.“
Die Antworten der Hersteller im Wortlaut
„Remember that all products have passed through our extensive quality assurance process. Every care has been taken to ensure that it reaches you in perfect condition. … Also, to be honest, we never meet this kind of case before. … We are in big company and everything should be in order.“
„The capacity of a battery always refers to the storage voltage at 3.7V. Your devices charge over 5V. In the conversion and transmission of energy, this is always delivered to the environment. Depending on the connected device and connection cable, the battery loses about 30-50% of its energy, which is standard in the industry.“
Von den anderen Herstellern liegen uns keine Stellungnahmen vor.
Zweite Analyse: Die Sicherheit
Anschließend kümmern sich die Prüfer um das Innenleben der Powerbanks und untersuchen die Sicherheit. Hier fallen wieder die zwei Geräte aus China auf. Bei einer Powerbank fehlt komplett die Beschriftung. Holger Krumme kritisiert: "Als Verbraucher hat man gar keine Chance zu sehen, was da drin ist.“
Bei der anderen Powerbank aus China wird es richtig gefährlich. Hier wölbt sich der Akku.

„Dieses Gerät ist im Prinzip von den Sicherheitsaspekten her fatal“, sagt Holger Krumme. „Der Akku ist aufgebläht. Wenn man das jetzt ans Ladegerät anschließen würde, ist damit zu rechnen, dass er in Kürze explodiert.“ Ein echtes Sicherheitsrisiko.
So schneiden die Powerbanks in unserem Test ab

Als Fazit lässt sich festhalten: In unserem Test schnitten die Geräte von Anker und PowerAdd am Besten ab. Die anderen können zum Teil sogar richtig gefährlich werden und sind nicht empfehlenswert.
Wichtige Tipps beim Kauf
Sehr verdächtig sind hohe Angaben bei der Kapazität, hier sollte man als Verbraucher Abstand davon nehmen, rät Holger Krumme. Auch von No-Name-Produkten raten die Experten ab. „Da sollte man Marken-Produkte nehmen. Wenn man im Internet recherchiert, sollte eine Firma dahinter stehen.“
Dabei müssen Verbraucher aber ganz genau hinsehen: Denn No-Name-Hersteller aus China nutzen ein Siegel, das dem europäischen CE-Siegel zum Verwechseln ähnlich sieht. Das sagt aber nur, dass das Produkt aus China stammt.

Achtung: Nicht alle Powerbanks dürfen ins Flugzeug
Eine große Kapazität ist natürlich wichtig bei Powerbanks. Allerdings verbieten manche Fluggesellschaften die Mitnahme, wenn sie zu groß ist. Weil die Obergrenzen und die Bestimmungen von Airline zu Airline unterschiedlich sind, ist es ratsam, sich vorher zu erkundigen, was kann ins Handgepäck, was muss aufgegeben werden und was muss zuhause bleiben. Oft werden im Handgepäck zwei Powerbanks mit einer Kapazität von bis zu 100 Wh pro Powerbank erlaubt, umgerechnet wären das zwei Stück mit je ca. 20.000 mAh.
Zur Sicherheit: Ladevorgang überwachen
Powerbanks sollten besser nicht über Nacht am Ladegerät angeschlossen bleiben. Sollte der eingebaute Akku zu heiß werden und anfangen zu brennen, ist es schon zu spät. Die Dämpfe sind giftig und Lithium-Ionen-Akkus sollten nicht mit Wasser gelöscht werden, das erhöht die Explosionsgefahr. Hier muss die Feuerwehr schnell eingreifen und mit Pulver löschen. Ratsam ist es daher, die Powerbank nur unter Aufsicht zu laden und immer mal wieder die Temperatur zu checken. Dass die Geräte beim Laden warm werden ist normal, wenn sie aber so heiß werden, dass sie nicht mehr in der Hand gehalten werden können, wird es gefährlich.
... und richtig lagern
Powerbanks mit Lithium-Ionen-Akkus haben eine hohe Energiedichte, sie können schnell viel Leistung abgeben. Wenn sie beschädigt werden oder herunterfallen, kann die dünne Trennschicht zwischen dem Plus- und Minuspol beschädigt werden. Es kommt zum Kurzschluss und letztlich zum Brand. Das Risiko lässt sich bei richtigem Gebrauch verringern. Powerbanks sollten nicht tiefentladen werden. Wenn sie längere Zeit nicht benutzt werden, sollten sie zumindest hin und wieder auf 50 Prozent aufgeladen werden. Die Powerbank sollte auch nicht aus der Kälte – etwa beim Wintersport – direkt ans Ladegerät gesteckt werden, sondern erst auf Zimmertemperatur erwärmt werden. Auch hohe Temperaturen über 60 Grad sind schädlich, die entstehen zum Beispiel im Sommer im Auto hinter der Windschutzscheibe.
Weitere Hintergründe über Lithium-Ionen-Akkus hat das Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer zusammengestellt.