Stiche, Bisse, Allergien

So gefährlich sind Tigermücken und andere Insekten wirklich

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Dorothée Panse
Michaela Krause
Wolfgang Weber
Yvonne Rüchel
ONLINEFASSUNG
Sarah Cihan

Nicht nur heimische Stechmücken plagen uns im Sommer. Auch die tropische Tigermücke breitet sich in Deutschland aus. Wir erklären, wie man sich vor Insektenstichen schützen kann.

In Deutschland konnten Forscher mittlerweile über 50 verschiedene Mückenarten nachweisen. Hier eine Auswahl der bekanntesten Arten:

Mückenarten in Deutschland (Foto: Colourbox)
Die asiatische Tigermücke kommt ursprünglich aus den südostasiatischen Tropen. Auch in Deutschland ist sie seit 2007 beheimatet und gilt als Krankheitsüberträger für das Dengue-, Chikungunya- und Zika-Virus. Bislang wurden in Deutschland diese Viren noch nicht übertragen, Forscher halten dies aufgrund der globalen Erwärmung aber nur noch für eine Frage der Zeit. Bild in Detailansicht öffnen
Die heimische Stechmücke  (Foto: IMAGO, imago)
Die heimische Stechmücke wird von ihrem Aussehen her oft mit Zuckmücken, Büschelmücken und Wiesenschnaken verwechselt. Im Gegensatz zur weiblichen Stechmücke saugen diese jedoch kein Blut. Bild in Detailansicht öffnen
Mückenarten in Deutschland (Foto: IMAGO, imago)
Die Kriebelmücke breitet sich immer weiter in Deutschland aus. Mittlerweile sind mehr als 50 Arten bei uns bekannt. Sie sticht nicht, sondern beißt. Dadurch kann sie starke Schwellungen an den betroffenen Hautstellen auslösen und durch die toxischen Stoffe, die sie überträgt, auch Entzündungen hervorrufen. Kriebelmücken fühlen sich vor allem in Feuchtgebieten und Wiesen wohl und sind nachts am aktivsten. Bild in Detailansicht öffnen
Sandmücke (Foto: SWR)
Die Sandmücke wurde erstmals im Jahr 1999 in Deutschland nachgewiesen, sie stammt aus den Tropen und Subtropen von Europa. Sandmücken brauchen im Gegensatz zu gewöhnlichen Stechmücken keine Blutmahlzeit, um Eier legen zu können. Dennoch stechen sie auch bei Menschen öfter zu und lösen damit Juckreiz und Hautrötungen aus. Bei einigen Personen kann der Stich sogar Unwohlsein und Fieber auslösen. Bild in Detailansicht öffnen
Die Bartmücken sind in Deutschland wegen ihrer schmerzhaften Stiche bekannt. (Foto: IMAGO, imago)
Bartmücken werden auch Gnitzen genannt. Die Männchen dieser Art sind reine Pflanzensauger, die Weibchen dagegen Blutsauger. Sie haben gut ausgebildete Mundwerkzeuge, die einen Stechrüssel bilden und unter anderem die Blauzungenkrankheit auf Wiederkäuer übertragen können. Beim Menschen sorgt ein Biss der Bartmücke häufig für Schmerzen und Quaddeln an der Einstichstelle. Bild in Detailansicht öffnen
Die asiatische Buschmücke kommt seit dem Jahr 2013 auch in Deutschland vor.  (Foto: IMAGO, Imago)
Die asiatische Buschmücke ist ursprünglich in Korea, Japan und Südchina beheimatet und kann das West-Nil-Virus und verschiedene Arten von Enzephalitis(Entzündung im Gehirn)-Viren übertragen. Seit dem Frühjahr 2013 ist sie auch bei uns in Deutschland zu finden, vor allem am Oberrhein. Bild in Detailansicht öffnen

Die asiatische Tigermücke breitet sich rasant aus - auch im Südwesten

Während einheimische Stechmücken in der Regel für den Menschen nur lästig, aber nicht gefährlich sind, sieht es bei manchen eingewanderten Arten etwas anders aus. Die asiatische Tigermücke beispielsweise lebt ursprünglich in Südostasien, doch mittlerweile hat sie sich auch in Deutschland breitgemacht – und kann auch hier zur Gefahr werden. Sie ist drei bis zehn Millimeter groß, schwarz-weiß gefärbt und sehr stechfreudig – auch tagsüber.

Bei der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage e.V., KABS, und beim Institut für Dipterologie, IfD, in Speyer versuchen Forscher wie der Biologe Artur Jöst mehr über die exotischen Mücken zu erfahren. Zum Beispiel wie sie zu uns kommen.

„Unsere Forschungsergebnisse der letzten Jahre haben gezeigt, dass es insbesondere die Autobahn A5 ist, die die Tigermücke zu uns nach Süddeutschland bringt – insbesondere über den Pkw-, aber auch über den Lkw-Verkehr. Die Tiere folgen uns, weil sie uns stechen wollen. Genau so kommen sie auch in die Fahrerhäuser der Lkw oder in den Pkw und werden als blinde Passagiere verschleppt.“

 

Artur Jöst, Diplom-Biologe bei der KABS und am Institut für Dipterologie in Speyer. (Foto: SWR)
Artur Jöst, Diplom-Biologe bei der KABS und am Institut für Dipterologie in Speyer.

Forscher sind gewarnt, denn zum Beispiel in Freiburg, Lörrach, Karlsruhe und Heidelberg haben sie schon große Populationen der Tigermücke entdeckt.

„Neben ihrer besonderen Aggressivität zeichnet sie ihre Fähigkeit aus, verschiedene virale Erkrankungen auf den Menschen zu übertragen.“

Diese Krankheiten können Tigermücken übertragen

Mehr als zwanzig Viren können von der Tigermücke übertragen werden. Dazu zählen insbesondere:

  • Chikungunya-Fieber
  • West-Nil-Fieber
  • Zika-Virus
  • Dengue-Fieber

Auch wenn viele Menschen beunruhigt sind, sehen Experten bisher keinen Grund zur Sorge. Denn: Bei uns eingewanderte exotische Mücken können hier in Deutschland nur dann Krankheiten übertragen, wenn sie einen Menschen stechen, der das Virus aus dem Ausland eingeschleppt hat. So nehmen sie es auf und können es dann auf einen gesunden Menschen übertragen.

Übrigens: Tigermücken sind nicht sofort nach einer Infizierung mit einem Erreger ansteckend. Das Virus muss sich erst in der Mücke vermehren. Zudem muss das Wetter warm genug sein, damit die Vermehrung des Virus in acht bis 14 Tagen stattfindet. Da die Tigermücke nur ein begrenztes Leben von etwa drei bis vier Wochen hat und das Wetter eine wesentliche Rolle spielt, ist das Zeitfenster zur Krankheitsübertragung auf den Menschen relativ kurz.

In den meisten Fällen unterscheidet sich der Stich einer asiatischen Tigermücke daher kaum von dem einer heimischen Mücke. Er kann allerdings eher allergische Reaktionen verursachen.

Unsere heimischen stechenden und beißenden Insekten

Bremsen ähneln Stubenfliegen, sind aber etwas größer und länglicher. Sie halten sich vor allem an Gewässern oder in der Nähe von Vieh oder Pferden auf. Wenn sie beißen, reissen sie regelrecht Löcher in die Haut. Ziemlich schmerzhaft – außerdem juckt der Biss stark und es können Bakterien in die Wunde gelangen. Bei heftigen allergischen Reaktionen verschreibt der Arzt Antibiotika.

Kriebelmücken sind unauffälliger. Angelockt werden sie vom menschlichen Schweiß. Man hört sie nicht summen und bemerkt den Biss meist nicht. Ihr Speichel betäubt und sorgt dafür, dass das Blut zunächst nicht gerinnt. Ihren Biss erkennt man an einem kleinen Blutpunkt. Er juckt nicht, schmerzt aber oftmals stark – sogar über Wochen. Es kann eine starke Schwellung entstehen, eine so genannte pseudoallergische Reaktion.

Grasmilben sind weniger als ein Millimeter groß, leben im Boden und legen ihre Eier im Gras ab. Im Sommer schlüpfen die Larven. Auf der Suche nach eiweißreicher Nahrung befallen sie Mensch und Tier. Auf trockenen Wiesen lauern sie an den Spitzen der Grashalme. Im Gegensatz zu Mückenstichen machen sich ihre Bisse erst später bemerkbar. Der Juckreiz kann Tage anhalten. Grasmilbenlarven beißen gerne in dünnhäutige Stellen, etwa am Knöchel, in der Kniekehle oder der Armbeuge, übertragen aber keine ansteckenden Krankheiten. Patienten mit starker Reaktion werden mit kortisonhaltiger Creme gegen den Juckreiz, in besonderen Fällen auch mit Antihistaminika, behandelt.

Wie halte ich mir Mücken vom Leib?

Frau sprüht ihren Arm mit Insektenschutzmittel ein. (Foto: Colourbox)
Verschiedene Sprays helfen tatsächlich gegen Mücken.

Mücken mögen verbrauchte Atemluft, Körperwärme und Schweiß. Je weniger also die Mücken davon mitbekommen, desto weniger stechen sie uns.

  • Stellen Sie einen Ventilator auf: Für Mücken sind wir nichts anderes als ein Eiweißlieferant mit einer Dunstglocke voller verlockender Gerüche außenherum. Ein Ventilator lässt diese Dunstglocke um uns verschwinden und schon finden uns die Mücken unattraktiver.
  • Gehen Sie vor dem Schlafen oder vor der Grillparty unter die Dusche: Unser menschlicher Schweiß und der natürliche Körpergeruch, die beide Stechmücken anlocken, sind durch das Duschen zumindest eine Zeit lang weniger intensiv.
  • Wählen Sie die richtige Kleidung: Bestimmte Mückenarten haben eine Vorliebe für dunkle Farben. Schwarz und marineblau kommen besonders gut an. Greifen Sie also zu hellen Farben, aber auch zu langärmeligen Pullis, langen Hosen und Socken - am besten aus dickeren Stoffen wie Leinen, durch die der Stechrüssel der Mücke nicht durchkommt.
  • Meiden Sie ab der Dämmerung im Sommer die Nähe von stillen Gewässern: Hier wachsen die Mückenlarven heran. Schon bald nach dem Schlüpfen paaren sich die Mücken. Ab diesem Moment steigt das Risiko für Mückenstiche rapide, denn die Weibchen brauchen für die Entwicklung ihrer Eier Proteine und Eisen aus dem menschlichen Blut.
  • Ködern Sie Mücken durch getragene Socken: Mücken finden kaum etwas so unwiderstehlich wie getragene Socken. Diese können Sie als Ablenkungsmanöver etwa in der Nähe des Bettes platzieren.
  • Mückenschutzmittel flächendeckend auftragen oder aufsprühen: Mücken lassen sich nicht grundsätzlich durch eine Duftwolke aus Mückenschutzmittel abschrecken. Mit ihren ausgezeichneten Sinnen finden Mücken die kleinste Lücke auf der Haut, die nicht besprüht wurde - und stechen dort.

Grasmilben: Was gegen ihre Bisse hilft und was Sie sonst wissen müssen

Die Grasmilben treiben uns in den Wahnsinn. Wenn sie zugebissen haben, sind wir übersät von juckenden Pusteln. Wir geben Tipps gegen den Juckreiz und wie Sie sich schützen können.

Am Morgen SWR4 Rheinland-Pfalz

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