lesenswert mit Denis Scheck

Rainald Grebe und Andrea Wulf

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Denis Scheck

Denis Scheck trifft sich mit Rainald Grebe und spricht mit ihm über die drei Bücher seines Lebens. Andrea Wulf gibt Einblicke in ihr neues Buch "Fabelhafte Rebellen. Die frühen Romantiker und die Erfindung des Ich".

„Mein Leben in drei Büchern“ mit Rainald Grebe 

Denis Scheck trifft den Musiker und Comedian Rainald Grebe zu einem Gespräch im Orwohaus in Berlin. Seine Autobiografie „Rheinland Grapefruit. Mein Leben“ erschien im November vergangenen Jahres.

Nun spricht er über Bücher, die ihn faszinieren, begeistern und geprägt haben. In der Rubrik „Mein Leben in drei Büchern“ stellt Rainald Grebe drei Bücher vor, die ihn zu dem gemacht haben, der er heute ist.

Das Gespräch beginnt mit Theodor Storms Märchen „Der Kleine Häwelmann“ und geht über „Der Zauberberg“ von Thomas Mann zu „Pareys Vogelbuch“. Was ihn an diesen Büchern bewegt und was sie ihm bedeuten, wird im Gespräch und durch kleine Lesepassagen deutlich.

Theodor Storm: Der kleine Häwelmann 

Wie viele andere Kinder kann der kleine Häwelmann nicht einschlafen und wird in seinem Rollbettchen hin- und hergeschoben. Als die Mutter schließlich einschläft baut der Häwelmann sein Bettchen zu einem Segelschiff um und begibt sich auf eine wundersame Reise.

Erst fährt er durch sein Zimmer, dann durch die Stadt, den Wald und weil er immer nach „Mehr, Mehr!“ schreit, reist er schließlich noch durch den Himmel. Nur die Sonne stoppt seinen Höhenflug und er stürzt schlussendlich ins Meer.

Theodor Storm verfasste das Kunstmärchen im Jahr 1848 für seinen Sohn Hans. Berühmt wurde die Geschichte in der ikonischen Bilderbuch-Variante mit Illustrationen von Else Wenz-Viétor, die 1926 erschien.  

Thomas Mann: Der Zauberberg

Erschienen ist der berühmte Sanatoriumsroman „Der Zauberberg“ von Thomas Mann 1924. Über sieben Jahre begleitet der Roman den Hamburger Kaufmannssohn Hans Castorp, der in einem Sanatorium lebt und dort Personen kennenlernt, die verschiedener nicht sein könnten.

Im Sanatorium spiegelt Mann die Gesellschaft und Herausforderungen des beginnenden 20. Jahrhunderts wider. Thematiken wie Krankheit und Tod, Liebe und Erotik aber auch philosophische und politische Fragen spielen dabei eine zentrale Rolle.

Auch nach knapp 100 Jahren zählt „der Zauberberg“ zu den wichtigsten Erzählungen der Moderne und bleibt ein vielgelesenes Werk.  

Heinzel, Fitter, Parslow: Pareys Vogelbuch. Alle Vögel Europas, Nordafrikas und des Mittleren Ostens

Nicht nur für Ornithologen: „Pareys Vogelbuch“ ist ein großer und kunstvoller Vogelführer, der im Jahr 1972 erschienen ist.

Darin enthalten sind mehr als 2.000 Zeichnungen, alle von Hermann Heinzel, der sowohl Kunst als auch Biologie studiert hat. Gemeinsam mit zwei Ornithologen aus Großbritannien; Richard Fitter und John Parslow hat Heinzel „Pareys Vogelbuch“ verfasst.

Außergewöhnlich ist die geographische Weite des Buchs: Es sind Vögel nicht nur aus Europa, sondern auch aus Vorderasien und Nordafrika abgebildet. Sowohl in Spitzbergen, in der Sahara als auch auf den Azoren kann man Vogelarten aus „Pareys Vogelbuch“ wiederfinden und damit bestimmen.  

Zu Rainald Grebe:

Rainald Grebe wurde 1971 in Köln geboren. Er studierte Puppenkunst in Berlin und arbeitet als Schauspieler und Dramaturg am Theaterhaus Jena.

2004 erschien sein erstes Album „Das Abschiedskonzert“. Seit 2005 trat Grebe mehrmals mit der „Kapelle“ und später dem „Orchester der Versöhnung“ auf.

Zeitgleich war Grebe als Schriftsteller, Solokünstler, im Theater und im Fernsehen aktiv. 2017 erlitt er mehrere Schlaganfälle, die ihn zu einer beruflichen Pause zwangen. Inzwischen hat er sowohl ein neues Band- als auch Soloprogramm veröffentlicht und die Autobiografie „Rheinland Grapefruit“ verfasst.  

Im Hörsaal mit Andrea Wulf

In „Fabelhafte Rebellen“ blickt Andrea Wulf auf Jena Ende der 1790er Jahre. Wulf beschreibt das Jena der frühen Romantik als einen lebendigen Ort. Hier versammeln sich wichtige Dichter und Denkerinnen, zu denen wohlbekannte Größen, wie Schiller, Goethe und Novalis zählen.

Doch im Zentrum des Buchs stehen Unbekanntere: Frauen, wie Caroline Schelling-Schlegel. Die Intellektuellen beschäftigen sich mit der Idee des Ichs, den Möglichkeiten des freien Willens gegenüber den Risiken des Egoismus und werfen Fragen auf, die noch immer aktuell sind.

Auf mitreißende Weise schildert Wulf das skandalöse Leben in Jena und die Entwicklung der deutschen Geistesgeschichte mit vielen klug eingebauten Briefzitaten.  

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