Am 24. März 2022 wird Martin Walser 95 Jahre alt. Er ist neben wenigen anderen einer der prägenden Schriftsteller der bundesrepublikanischen Epoche, aber er war nie nur das, nie ein reiner BRD-Schriftsteller, wie so viele seiner Generation, sondern einer, der sich sehr früh in Romanen mit der deutschen Einheit auseinander gesetzt und immer an sie geglaubt hat – sozusagen sein Alleinstellungsmerkmal.

Walsers Bücher wie „Ein fliehendes Pferd,“ (1978), „Verteidigung der Kindheit“ (1992), „Ein liebender Mann“ (2008), „Muttersohn“ (2011) waren Bestseller, seine Essays und Interviews Aufreger ihrer Zeit.
Als Intellektueller war er einer, der immer unabhängig dachte und sich nicht vor umstrittenen Positionen scheute. Allein seine Auseinandersetzungen mit der deutschen NS-Vergangenheit und dem Holocaust haben eine Epoche geprägt von „Unser Auschwitz“ (1965), „Auschwitz und kein Ende“ (1979) bis hin zur Friedenspreisrede 1998.