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Hanns-Josef Ortheil : "Ich bin immer noch das Kind, das schreibt."

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Alexander Wasner

Ein Film von Alexander Wasner

Der Schriftsteller Hanns-Josef Ortheil wird 70

Der Schriftsteller entdeckte nach einer schweren Herzerkrankung 2019, dass er nicht mehr schreiben konnte. Die Hand versagte den Dienst. Eine Katastrophe. Für Hanns-Josef Ortheil ganz besonders, denn der Autor schreibt alle seine Bücher mit der Hand vor. Und außerdem Kalender, Tagebücher, Notizen, Skizzenbücher, Blogs in riesiger Menge. Daraus entstanden über 70 Bücher – Ortheil ist einer der produktivsten Autoren Deutschlands und einer der erfolgreichsten.

Den Grundstock dazu legte sein Vater in der Kindheit, weil die Mutter nach dem Tod von vier Söhnen tief traumatisiert die Sprache verloren hatte. Als Hanns-Josef Ortheil als fünftes Kind überlebte, lernte er zuerst schreiben und Klavier spielen, dann erst sprechen.

Als er jetzt das Schreiben neu lernen musste, zog sich der in Stuttgart lebende Autor in das Elternhaus in Wissen, südlich von Köln zurück. Dort steht bis heute eine Jagdhütte, in der er als Kind, neben dem Vater sitzend, erstaunlich reife erste Texte schrieb. Aus diesen Übungen entwickelte sich später das Schreibtraining, mit dem er in Hildesheim viele bekannte deutsche Autoren ausbildete. Im Film von Alexander Wasner stellt Hanns-Josef Ortheil dort seine Anfänge vor, von Manuskripten der Kindheit bis zu den obsessiven täglichen Schreibpraktiken.

Im Oktober erschien der autobiographische Roman "Ombra", in dem sich Hanns-Josef Ortheil mit den Grundfesten seines Lebens auseinander setzt.

Zum Autor:
Hanns-Josef Ortheil wurde am 5. November 1951 in Köln geboren. Er ist Schriftsteller, Pianist und Professor für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim. Sein mit vielen Preisen ausgezeichnetes Gesamtwerk umfasst 70 Bücher, und er gehört zu den beliebtesten und meist gelesenen deutschen Autoren der Gegenwart.

Buchkritik Hanns-Josef Ortheil – Ombra

Wie einen Todestunnel erlebt Hanns-Josef Ortheil die kritische Phase nach einer gefährlichen Operation. Als er langsam wieder zu Kräften kommt, steht das Leben in Frage. Alles muss neu erlernt werden. Davon erzählt der im November 70 werdende Autor in „Ombra“, seinem „Roman einer Wiedergeburt“. | Rezension von Ulrich Rüdenauer | Luchterhand Verlag, 298 Seiten, 24 Euro | ISBN: 978-3-630-87661-0

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Zeitgenossen Hanns-Josef Ortheil: „Eigentlich bin ich ja mein eigener Therapeut“

In einer tieftraumatisierten Familie lernte Hanns-Josef Ortheil das Schreiben vor dem Sprechen, Musik war die Sprache zwischen ihm und der stumm gewordenen Mutter. Über 70 Bücher über das Leben, die Kunst und den Genuss hat der Autor geschrieben.

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Hanns-Josef Ortheil Die Mittelmeerreise

Hanns-Josef Ortheil erzählt von einer großen Mittelmeerreise mit seinem Vater. Es ist 1967 – während seine Altersgenossen demonstrieren, wird der junge Hanns Josef Ortheil zum Schriftsteller.| Luchterhand Verlag, 640 Seiten, 24 Euro.| Rezension von Michael Au.

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Literatur Hanns-Josef Ortheil: „In meinen Gärten und Wäldern“

Seit seiner Kindheit gehört das genaue Beobachten und tägliche Notieren zum Alltag des Schriftstellers Hanns-Josef Ortheil. Das Buch „In meinen Gärten und Wäldern“ zeigt erneut, wie dabei Literatur entsteht: Inspiriert von Gartenstreifzügen kombiniert er spontane Fotos mit ausgefeilten Texten in der Tradition französischer Prosagedichte. Ein poetisches Werk, das zeigt, welche Schönheit im kleinsten Winkel unseres Alltags zu entdecken ist.

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