Der Kinderarzt Reinhold Jansen behandelt in seiner Praxis in Daun in der Eifel zu viele Kinder – das meint zumindest die Kassenärztliche Vereinigung in Rheinland-Pfalz. Dabei ist der Bedarf gerade auf dem Land groß.
Die Dauner Kinderarztpraxis von Reinhold Jansen läuft sehr gut. 2.000 kleine Kranke, die zum Teil von weit her kommen, versorgt er im Quartal.
Also wir haben Eltern, die 30, 40 Kilometer Anfahrweg haben, telefoniert haben ohne Ende und nirgendwo einen Platz gefunden haben. Die sind fertig. Die weinen am Telefon. Die sind letztendlich froh, dass sie überhaupt angenommen werden.
Gerade die hohe Zahl der zu angenommenen kranken Kinder ist der Grund, weshalb die Praxis inzwischen hoch verschuldet ist: 60.000 Euro fehlen dem engagierten Arzt. Wieso ist das so?
Wie kann ein Arzt zu viele Menschen behandeln?
Für jeden Landkreis hat die Kassenärztliche Vereinigung berechnet, wie viele Ärzte benötigt werden, um alle Kranken zu versorgen. Im Landkreis Vulkaneifel, in dem auch Reinhold Jansen seine Praxis hat, gibt es eigentlich ausreichend mit Kinderärztinnen und -ärzten.
Aber viele Familien kommen aus den benachbarten Landkreisen Mayen-Koblenz und Cochem-Zell zu Reinhold Jansen. Denn dort werden Kinderärzte dringend gesucht. Doch die Zahl der erkrankten Kinder, die der Dauner Kinderarzt behandeln darf, ist von der Kassenärztlichen Vereinigung begrenzt.
Die Leute stehen Schlange. Das sind kranke Kinder. Soll ich die wegschicken? Nur weil ich das nicht mehr bezahlt bekomme?
Alle Behandlungen über sein begrenztes Budget hinaus bekommt der Dauner Kinderarzt nämlich nur noch zur Hälfte bezahlt. Die Kassenärztliche Vereinigung behält Honorare ein, doch die Ausgaben bleiben. Die laufenden Kosten für Personal und Behandlungen sind in Jansens Praxis nicht mehr gedeckt.
Eigentlich wollte der 73-Jährige bald in Ruhestand gehen. Aber wegen der Schulden ist sein geplanter Nachfolger abgesprungen. Wenn sich nicht bald jemand findet, muss die Praxis geschlossen werden.
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