Früher gab es im Dorf drei Mühlen, doch das ist lange her. Heute erinnert nur noch der Straßenname "Mühlentalstraße" an diese Zeit. Die Mühlentalstraße ist vor allem eines: eine bunte Mischung und so gar nicht aus einem Guss. Hier haben viele auch von anderswo ihr Glück gesucht und gefunden. Bestes Beispiel ist die Kachelofenbauerfamilie Kratzer. Christoph Kratzer hat das Handwerk vom Vater gelernt. Der kam einst aus Baden und blieb der Liebe wegen in Wied hängen. Christoph Kratzer ist einer der letzten Kachelofenbauer in Rheinland-Pfalz, die ausbilden. Jetzt gibt er sein Wissen an den Schwiegersohn weiter, der genau so zur Familie gehört wie die fünf Kinder. Die Kratzers sind eine echte Patchworkfamilie.
Die gebürtige Ostfriesin Ebba Groenewald lebt schon mehr als 30 Jahre in Wied und wurde als Zugezogene sogar zur Bürgermeisterin gewählt. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie ein altes Fachwerkhaus zu neuem Leben erweckt. Am Ende der Mühlentalstraße wird nicht viel über Integration geredet, hier wird sie gelebt. Hier gehören Flüchtlingskinder wie Erfan ganz selbstverständlich zum Bambini-Team des örtlichen Fußballvereins. Für seine Integrationsarbeit ist der TUS Wied gerade ausgezeichnet worden. Für das Zusammenleben braucht es Zeit, Mut und Durchhaltevermögen – doch es kann gelingen, wie bei den Menschen in der Mühlentalstraße in Wied.