Schulstraße in Dörsdorf

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Ein Film von Andreas Bernardi

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Dörsdorf (Foto: SWR, SWR -)
Dörsdorf

Wenn ein Straßenname Bezug hat zu dem, was sie ausmacht, dann ganz bestimmt die Schulstraße von Dörsdorf. Die im Rhein-Lahn-Kreis gelegene Gemeinde wird durch die Landstraße L322 geteilt. Durch eine der Hälften führt die Schulstraße, die voll ist von Erinnerungen an die Lehranstalten von ganz früher, gestern und Menschen von heute, die moderne Pädagogik lehren.

Der evangelische Pfarrer Andreas Becker, ein sympathischer Westpfälzer, betreut seit acht Jahren die Gemeinde. Er fühlt sich hier sehr wohl und weiß viel zu berichten über einen merkwürdigen Bretterverschlag im Chorraum. Was ein wenig nach Umkleidekabine oder Vogelvoliere aussieht, war mal das Separee des Kirchenrats.

Dörsdorf_evangelische Kirche (Foto: SWR, SWR -)
Evangelische Kirche

Ein blickdichter Rückzugsort mit Durchreiche fürs Abendmahl und der Möglichkeit für ein heimliches Nickerchen, unbeobachtet vom gemeinen Volk. Heute nutzt sie der Pfarrer als improvisierte Sakristei und die tolle Akustik seiner barocken Pfarrkirche zum Saxophonüben nach der Messe. In seinem ehemaligen Betsaal gleich neben der Kirche begann einst der Unterricht für die Dorfkinder, eine Etage über dem Schweinestall. Vermutlich das älteste Haus der Gemeinde.

Nein - nicht ganz richtig, sagt der ehemalige Berufsfeuerwehrmann Lothar Brühl. Der kennt sich nicht bloß mit Wasser gut aus - er trinkt gern das sehr eisenhaltige Quellwasser des öffentlich zugängigen Sauerborn-Brunnens. Er hat auch in der Historie des Orts recherchiert und dazu die Original-Schulchronik von altdeutscher Handschrift in zeitgemäße Druckform transkribiert. Dabei hat er festgestellt, dass sehr wohl der Unterricht über den Schweinen begann.

Dörsdorf_Schulstraße (Foto: SWR, SWR -)
Die Schulstraße

Doch noch älter als das Bethaus ist das prächtig erhaltene Fachwerkhaus der Familie Memler, eine Kurve weiter. Er selbst lebt in der alten Schule, der dritten am Platz, die er vor 27 Jahren liebevoll renoviert hat. Dort wurde streng unterrichtet. Davon weiß sein Nachbar, der Uni-Pädagoge Klaus Amann, sehr versiert zu berichten. Der Halter von zwei niedlichen Eseln beschäftigt sich beruflich und privat mit alternativen Lehrmethoden.

Wie nüchtern und lieblos es früher zugegangen sein muss, konnte er in der Abschrift der Chronik studieren, die kein Platz bietet für die individuelle Entwicklung der Schüler. Individuell halten es die Dorfkids von heute. Sie gestalten ihren Jugendraum im ehemaligen Feuerwehrhaus um. Schließlich wollen sie sich auch farblich abheben von der Generation vor ihnen und unterstreichen, dass sie nun das Zepter, vielmehr den Pinsel in der Hand halten.

Dörsdorf_Karte (Foto: SWR, SWR -)
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SWR Fernsehen