Die Hauptstraße in Kaifenheim

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Ein Film von Fatma Aykut

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Kaifenheim liegt direkt an der A48, im Bermudadreieck von Mayen, Koblenz und Cochem und hat sogar eine eigene Autobahnausfahrt.

Kaifenheim Ortsansicht 2 (Foto: SWR, SWR -)
Ortsansicht

Wer die nimmt, ist auch ohne Umwege direkt im 800-Einwohner-Ort, wird freundlich am Ortseingang begrüßt und daran erinnert, dass man sich hier auf historischem Boden befindet. Denn Kaifenheim ist genau 1010 Jahre alt. Das hohe Alter sieht man dem Ort aber nicht an. Kaifenheim strahlt Lebensfreude aus. Und die Hauptstraße ist so was wie der Mikrokosmos des ganzen Dorfes. Bunt, jung, kantig, auch anders. Obwohl die Hauptstraße dicht und eng bebaut ist, ist hier doch so viel Platz und Raum, für jeden Lebensentwurf, jeden Menschenschlag, und für solche, die besonders bedürftig sind.

Kaifenheim Reinhard Wruck und Flüchtlinge aus Eritrea (Foto: SWR, SWR -)
Reinhard Wruck und Flüchtlinge aus Eritrea

Zum Beispiel die acht jungen Eritreer, die als Flüchtlinge nach Kaifenheim gekommen sind. Vor fast einem Jahr. Sie wohnen bei Reinhard Wruck zur Miete. Doch ihr Verhältnis ist vielmehr als das zwischen Mieter und Vermieter. Die jungen Flüchtlinge nennen Reinhard Wruck und seine Frau Mama und Papa. Für den pensionierten Wehrleiter sind sie wiederum wie eigene Kinder. Er macht mit ihnen Behördengänge, organisiert Sprachkurse, Spenden, geht mit ihnen einkaufen. Für zwei von ihnen hat er eine Ausbildungsstelle als KFZ-Mechaniker in der örtlichen Werkstatt besorgt. Er sagt, Deutschland solle Herz zeigen. Er zeigt Herz und mit ihm auch die ganze Dorfgemeinschaft. Der Abiturient Thomas Kaiser hängt mit den fast gleichaltrigen Eritreern gerne ab, sie feiern zusammen, spielen Fußball. Er sagt, Kaifenheim sei durch diese Menschen ein wenig bunter geworden und es wäre so, als hätten sie schon immer dazugehört.

Saniertes Haus (Foto: SWR, SWR -)
Gelungene Sanierung

Zwei Häuser weiter wohnt Wolfgang Schwall zusammen mit seiner Frau und den beiden Töchtern in einem frisch-sanierten, alten Sandsteinhaus. Beim Umbau, sagt er, war es ihm wichtig, Rücksicht auf die Nachbarn zu nehmen, dass sein Haus nicht wie ein Fremdkörper in der Hauptstraße wirkte. Er sagt, so einfach wie hier in Kaifenheim werde es niemandem gemacht, sich hier zu integrieren, ohne sich zu verbiegen. Jeder werde akzeptiert. Eine Erfahrung, die auch die neuen Bewohner im alten Pfarrhaus in der Hauptstraße machen durften.

Kaifenheim Betreutes Wohnen (Foto: SWR, SWR -)
Betreute Mädchen-WG

Fünf junge Frauen sind dort eingezogen, leben seit einem Jahr auf Probe dort. Eine WG, aber keine gewöhnliche. Die jungen Frauen sind geistig-behindert. Hier in der Hauptstraße sollen sie Schritt für Schritt ein selbstständiges Leben führen. Unter Anleitung und mit einer 24-Stunden-Betreuung. Die Nachbarschaft kam bereits zum Kennenlern-Kaffee. Die jungen Frauen sind immer dabei bei Dorffesten oder beim Aerobic-Kurs im Gemeinschaftshaus. Sie wurden hier genauso akzeptiert und angenommen wie die eritreischen Flüchtlinge oder wie Zugezogene – und zwar so, wie sie sind. Das Hierzuland aus Kaifenheim zeigt eine Gemeinschaft, die viel Zuversicht ausstrahlt und Vorbildcharakter hat.

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SWR Fernsehen