Die Hauptstraße zieht sich von der Landstraße, die als "Unterpforte" am Ort vorbeiführt, durch das ganze Dorf bis in die Felder. Im Grunde ist sie also eine Sackgasse, was so eindeutig aber nicht ausgeschildert ist, denn alle anderen Straßen des Dorfes gehen von ihr ab. Weil Gabsheim eine katholische Enklave in einer protestantischen Region war und die katholische Pfarrkirche Sankt Alban weithin sichtbar ist, wird der Ort noch heute im Volksmund "Gottes Gabsheim" genannt. Oder richtiger gesagt: "Gottes Gaabsm", denn so spricht der Volksmund hier.
Zwar beherrschen die Jungen die Mundart ihrer Region immer seltener so richtig, aber trotzdem wird das Rheinhessische in Gabsheim besonders gepflegt – und zwar ausgerechnet von einem Zugezogenen: Dr. Rudolf Post hat ins Dorf eingeheiratet und beschäftigt sich seit Jahrzehnten wissenschaftlich mit dem Zungenschlag der Einheimischen. Er lebt in einem alten Haus an der Hauptstraße und hat mit vielen seiner Nachbarn über ihren Dialekt gesprochen, hat Begriffe gesammelt und ein Dialektwörterbuch geschrieben. Der ehemalige Bürgermeister, der Bäcker, der alte Schmied und viele andere Bewohner der Hauptstraße haben ihm bereitwillig Auskunft gegeben.