Zwei Gesichter hat die Köppelstraße von Elgendorf im Westerwald: Ihr unterer Teil im alten Ortskern ist noch ganz dörflich geblieben. Eng stehen die alten Bauernhäuser aneinander, während im oberen Teil Einfamilienhäuser mit großzügigen Grundstücken dominieren. Die Villa der Familie Görg liegt genau auf der Grenze zwischen den beiden Teilen der Straße. 1934 gebaut war sie damals das modernste Haus im Dorf. "Das Haus besaß etwas damals völlig Sensationelles: Innenliegende Toiletten mit Wasserspülung", weiß Elmar Görg zu berichten, der hier aufgewachsen ist. In seiner Jugendzeit hieß die Köppelstraße noch Gartenstraße, erst 1972 bekam sie ihren heutigen Namen.
In diesem Jahr verlor Elgendorf seine Eigenständigkeit und wurde ein Ortsteil der Stadt Montabaur – und da gab es bereits eine Gartenstraße. Bei den alten Elgendorfern hat sich der neue Name nicht so recht durchgesetzt, die nennen sie immer noch "Gäärdegass". So auch Rosmarie Decker, die Wirtin des Gasthofs am unteren Ende der Straße. Seit 1959 zapft sie hier das Bier und denkt immer noch nicht ans Aufhören. "Ich werde ja auch noch von den Knobelfreunden gebraucht, als Ersatzmann, wenn jemand ausfällt". Ein paar Meter vom Gasthaus entfernt steht der Dorfbrunnen, der 1874 zum ersten Mal sprudelte. Bis heute wird er von den Anwohnern der Köppelstraße genutzt und ist darüber hinaus ein beliebter Treffpunkt für ein Schwätzchen nach Feierabend.