Hauptstraße in Gimbweiler

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Ein Film von Fatma Aykut

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Gimbweiler Hauptstrasse (Foto: SWR, SWR -)
Die Hauptstrasse

An einigen Stellen pittoresk, an vielen anderen aber schlicht nüchtern. Das ist der erste Eindruck von der Hauptstraße. Kein Dorfladen, kein Restaurant oder gar Hotel, noch nicht einmal in Herrgottsnamen eine Kirche.

Doch wie so oft ist der zweite Blick hier entscheidend. Denn dann sieht man die alten, wunderschönen Bauernhöfe, ein stattliches Quereinhaus aus dem 19. Jahrhundert sogar, die idyllische Umgebung des Hochwälder Schwarzwaldes und natürlich Menschen.

Gimbweiler Ruth und Günther Geis (Foto: SWR, SWR -)
Ruth und Günther Geis

Menschen, die zupacken. Wie zum Beispiel Ruth Geiß. 80 Jahre alt, Oberarme wie eine Athletin, ein sanftes Gesicht. Beim Holzhacken. Wenn man die Menge Holzladung in ihrem Hinterhof an der Hauptstraße sieht, kommt man nicht drum herum, dieser Frau Respekt und Anerkennung zu zollen. Im Dorf sagt man, sie würde in dem Alter auch noch auf einen Baum klettern, um eine Katze zu retten. Ruth und ihr Mann Günther sind so was wie die moralische Instanz in der Hauptstraße. Wer Weisheiten für das Leben braucht und hören will, Ruth und Günther haben reichlich davon.

Doch es sind nicht bloß Worte. Beide stehen für alte, hehre Werte wie Solidarität und gegenseitige Hilfe. Das spürt auch die Nachbarin Else Wommer. Seitdem ihr Mann gestorben ist, lebt die 88- Jährige alleine in dem riesigen alten Bauernhof. Und sie leidet, anders als ihre Nachbarin Ruth Geiß, an den herkömmlichen Alterswehwehchen. Ruth schaut täglich mehrmals bei ihr vorbei, macht für sie Besorgungen und geht mit ihr spazieren.

Gimbweiler Ortsansicht (Foto: SWR, SWR -)
Gimbweiler

Zupacken, das kann auch Simone Simon. Doch von einer 33-jährigen erwartet man es vielleicht eher als von einer 80 Jährigen. Und dennoch: Simone Simon hat nicht nur mit ihren roten Haaren und ihren tätowierten Oberarmen neuen Schwung in die Hauptstraße gebracht. Sie kaufte einen alten, heruntergekommenen Bauernhof auf und betreibt eine Hundepension darin. Alles ist noch am Werden: überall Gerüst und Bauwerkzeug, nur die unterste Etage ist mit vier Zimmern fertig. Doch die 33-jährige sieht den ganzen Bauschutt gar nicht, sondern sieht ein fertiges Paradies für Vierbeiner. Das nennt man visionär.

Ein Visionär ist auch Martin Samson. Mit wenig Geld, dafür viel Elan und Ehrgeiz hat er gemeinsam mit den Dorfbewohnern es geschafft, ein neues Bürgerhaus zu bauen. 20.000 Stunden Ehrenarbeitszeit stecken hinter den Gemäuern, die in drei Wochen eingeweiht werden sollen. All diese Menschen tragen auf ihre Weise dazu bei, der Hauptstraße wieder Leben einzuhauchen und sie aus ihrem Dornröschenschlaf wach zu küssen.

Gimbweiler Karte (Foto: SWR, SWR -)
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SWR Fernsehen