Hauptstraße in Pfalzfeld

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Ein Film von Andreas Bernardi

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Mit seinen 81 Jahren ist Horst Schneider vermutlich der älteste Bewohner der Hauptstraße, den es frühmorgens um sechs schon zur Arbeit zieht. Den Beruf an den Nagel hängen, nur weil das Rentenalter erreicht ist, käme dem Pfalzfelder „Ölprinz“ nie in den Sinn. So nennen ihn seine engsten Freunde, denn solange der nimmermüde Senior kann, klettert er auf der Beifahrerseite ins Führerhäuschen eines 30 Tonnen Tankzugs und begleitet die Auslieferfahrt zu seinen rund 2000 Heizölkunden. „Wie die eigene Familie“, so fühlt sich die Vertrautheit zu den Menschen an, die er sein halbes Leben lang kennt und zu denen er den Kontakt nicht verlieren möchte.

Ausrangiert aufs Abstellgleis des Alten Bahnhofs finden sich nur wenige Meter Luftlinie von Horst Schneiders Betriebshof entfernt einige Schlafwagons der ehemaligen Reichsbahn. In denen kam man übernachten, denn seit Stilllegung des Zugverkehrs ist das Areal zur Rast-Station für Freizeitsportler geworden. Radler und Inline-Skater, die den Schinderhannes-Radweg befahren, aber auch internationale Gäste besuchen gern den Bahnhof, den Wirtin Christine Melis mit Leib und Seele betreibt. Auch wenn er ihr viel Arbeit macht: eintauschen gegen ein weniger arbeitsintensives Lokal würde sie ihn nie. Die unvergleichliche Natur rund um ihr Gelände plus das Gefühl, ihr eigener Chef zu sein, ist für die Gastronomin in der Hauptstraße nicht zu toppen.

In der Wohlfühl-Atmosphäre ihrer Kneipe hecken zwei ältere Herren hin und wieder Schandtaten aus. Mord und Totschlag verbindet sie. Der eine ist Heinz-Peter Baecker, bekannter Krimi-Autor, und sein Berater in Fragen rund um die Verbrechensbekämpfung, der ehemalige Polizist Manfred Michel. Jener berät den umtriebigen Schreiber, dem es um möglichst realitätsnahe Romane geht und die nicht – wie Fernsehkrimis - auf plumpe Effekte abzielen, sondern authentisch fesseln wollen.

Nicht zur professionellen Zucht und Schlachtung, sondern rein zum Privatvergnügen hält sich der naturverbundene Vermessungsingenieur Uwe Tesch zwölf urige, schottische Hochlandrinder. Ohne Zufütterung von massetreibendem Kraftfutter entwickeln sich die Tiere artgerecht über mindestens drei Jahre. Für Metzger eine viel zu lange Zeit, um rentable Fleischpreise zu erzielen, lächelt Tesch. Stirbt einer seiner Stiere, dann nur für ein saftiges Steak auf dem heimischen Teller oder zur Bezahlung des nötigen Heus für die übrige Herde im Winter.

Den kraftstrotzenden Gefährten von Stefan Schneider sind die Jahreszeiten egal: mit seinen modernen Quads kann er bei jeder Witterung ins Gelände. Sein Betrieb ist spezialisiert auf Vertrieb und Service der in Mode gekommenen vierrädrigen Motorräder, die jeder mit Autoführerschein fahren darf.

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SWR Fernsehen