Bilkheim ist ein kleiner Ort im östlichen Teil des Westerwalds, unmittelbar an der Grenze zu Hessen gelegen. Die Hauptstraße von Bilkheim hat viele Gesichter. In ihrem oberen Teil ist sie ansteigend und von Einfamilienhäusern gesäumt. Im unteren Teil ist sie fast eben, dort dominiert das alte Schulgebäude. Der Ziegelbau entstand um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert im Rahmen des preußischen Kulturbauprogramms.
Wo früher preußische Zucht und Ordnung regierten, pflegt man heute einen entspannten Lebensstil: Vor 33 Jahren kauften Herbert Mai und seine Frau die Schule und bauten sie zum Wohnhaus um. Bis vor zwei Jahren konnte das Ehepaar nicht allzu viel Zeit hier verbringen, denn Herbert Mai war ein vielbeschäftigter, wichtiger Mann: In den 90er Jahren Vorsitzender der Gewerkschaft ÖTV, danach Arbeitsdirektor des Flughafenbetreibers Fraport. Seit er in Rente ist, widmet er sich seinem neuesten Umbauprojekt.
Im mittleren Teil, dort wo die Hauptstraße ansteigt, hat er ein uraltes Fachwerkhaus gekauft, das er zum Museum umbaut. Ohne Strom, mit Ofenheizung. Hier sollen Besucher erfahren, wie das Leben im Westerwald in vergangenen Jahrhunderten aussah. Gleich gegenüber geht gerade ein anderer Umbau der Vollendung entgegen. Eine alte Scheune wollen die Bilkheimer zum Mehrgenerationentreff machen, einer Stätte, in der das Dorfleben neu belebt und interpretiert wird.