Die Weierbachstraße in Schleich

Stand

Ein Film von Wolfgang Bartels

Video herunterladen (29,5 MB | MP4)

Schleich liegt an der Mosel zwischen Trier und Bernkastel-Kues direkt an einer großen Staustufe.Etwas mehr als zweihundert Einwohner leben in dem kleinen Winzerdorf. Im Jahre 976 wurde Schleich zum ersten Mal urkundlich erwähnt. An der alten Schmiede fließt der Weierbach vorbei – direkt über das Pflaster jener Straße, der er den Namen gegeben hat: der Weierbachstraße. Das war praktisch, als die alte Schmiede noch in Betrieb war. Vater und Großvater von Rudolf Körner haben das Wasser genutzt, um das glühende Schmiedeeisen abzukühlen.Der Erbe wirft das Feuer nur noch gelegentlich für Urlaubsgäste an, die erfahren wollen, wie es früher an der Mosel war. Rudolf Körner war der Erste in der Familie, der einen Büroberuf gelernt hat als Diplom-Betriebswirt. Das versprach mehr Zukunft als das uralte Handwerk. Doch die Familientradition hält Rudolf Körner in Ehren. Amboss, Esse, Werkzeug und Blasebalg sind immer noch einsatzbereit.

Am Dorfrand ist der Weierbach noch ein richtiger Bach. Gemeindearbeiter Roman Wenzler sorgt dafür, dass das Bachbett nicht zuwächst.Und wenn er das geschafft hat, kann er sich um sein Hobby kümmern. Er hat sich einen alten Baumstamm besorgt. In jeder freien Minute bearbeitet er nun das Holz, bis die riesige Skulptur fertig ist.

Auch am Wein- und Sektgut Reh fließt der Weierbach vorbei. Als Winfried Reh das Weingut vom Vater übernahm, wollte er mehr machen als nur gewöhnlichen Moselwein. So kam er auf die Idee, es mit der Sektherstellung zu versuchen. Im Flaschenlager gärt der Riesling ein zweites Mal, um Kohlensäure zu entwickeln. Damit sich die Hefe im Flaschenhals absetzen kann, müssen alle Flaschen gerüttelt werden. Bei den Kunden kommt der Riesling-Sekt vom Winzer gut an. Rund ein Viertel seiner Erntemenge veredelt Winfried Reh zu Sekt.

Auf der anderen Seite des Weierbachs geht es ausgesprochen sportlich zu. Stefanie Kirsch trainiert mit ihrer Tochter Jacqueline. Beide haben es zur Weltmeisterschaft gebracht – im Barfuß-Wasserski. Am Ende der Weierbachstraße liegt ihr Sportgewässer: die Mosel. Stefanie Kirsch holte ihren ersten Weltmeistertitel 1988 in Australien. Inzwischen betreibt sie eine Praxis als Fachärztin für Orthopädie – aber Weltmeisterin ist sie immer noch – bei der Altersklasse Ü35. Längst eifert Jacqueline der Mutter nach. Immerhin den vierten Platz hat sie bei ihrer ersten WM-Teilnahme errungen. Und der Weierbach? Er mündet ganz unspektakulär in die Mosel – sozusagen ein Tropfen im großen Fluss.

Die Anwohner möchten den kleinen Bach nicht missen: Die Weierbachstraße ohne Weierbach können sie sich gar nicht vorstellen.

Karte von Schleich (Foto: SWR, SWR -)
Stand
AUTOR/IN
SWR Fernsehen