Elektroroller in der Kritik

Schlechte Ökobilanz für E-Scooter

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Für die einen stellen sie einen Spaßfaktor dar, für die anderen sind sie nur lästige Verkehrsmittel: Die Rede ist von E-Scootern, also Tretrollern mit Elektroantrieb. Seit Juni sind sie auf deutschen Straßen zugelassen. Doch so umweltfreundlich, wie es die E-Scooter-Anbieter versprechen, sind die neuen Fortbewegungsmittel wohl doch nicht. Das zeigen erste Öko-Bilanzen.

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Welche Regeln gibt es für E-Scooter?

E-Scooter müssen mit zwei voneinander unabhängigen Bremsen, einer Lichtanlage, Reflektoren, einer Klingel und einem Nummernschild ausgestattet sein. Die Höchstgeschwindigkeit der motorisierten Tretroller darf bei maximal 20 Kilometer pro Stunde liegen. Sie sind nur auf der Straße und Fahrradwegen zugelassen. Fußgängerzonen und Bürgersteige sind tabu.

Helm bei E-Scooter fahren (Foto: SWR)
Eine Helmpflicht gibt es nicht, wird aber von den E-Scooter Verleihern zur eigenen Sicherheit empfohlen.

Es gibt viele Regeln bei den Elektrokleinstfahrzeugen zu beachten, sonst kann es ganz schön teuer werden. Bei einer fehlenden Klingel oder dem Fahren auf Gehwegen droht beispielsweise ein Bußgeld von 15 Euro, zu zweit fahren kostet 10 Euro. Wer bei Rot über die Ampel rollt muss mit 60 Euro Strafe rechnen. Viele Nutzer denken, man dürfe nach einem Kneipenbummel auf den Rollern nach Hause fahren, doch es gelten die gleichen Promillegrenzen wie bei Autos. Ab 0,5 Promille kostet der Fahrspaß 500 Euro, plus zwei Punkte und ein Monat Führerscheinentzug. 

Wie funktioniert das E-Scooter Leihsystem?

Zunächst nimmt der Fahrer sein Handy zur Hand, macht die App des E-Scooter Anbieters auf und sucht dann nach einem Roller in seiner Nähe. Im Anschluss läuft er zum Scooter hin, öffnet die App erneut, scannt den Barcode am Fahrzeug, gibt seine Bezahlart an und kann dann losfahren. Der Fahrspaß kostet in Mainz ein Euro Entriegelungsgebühr plus 20 Cent pro Minute. Wären für 15 Minuten vier Euro. Die Preise sind von Region zu Region verschieden. Mit Bus und Leihfahrrad ist man dagegen deutlich günstiger unterwegs.

Warum sind E-Scooter nicht allzu umweltfreundlich?

E-Scooter stoßen bei der Fahrt an sich kein CO2 aus. So klimafreundlich, wie die Anbieter es sich versprechen, sind sie allerdings nicht. Das kritisieren auch Verkehrsexperten.
Hinter einem E-Scooter liegt eine komplizierte Betriebsstruktur: Die Akkus der Scooter müssen aufgeladen werden, deswegen müssen die Roller immer wieder eingesammelt, aufgeladen und verteilt werden. Das erledigen, meist nachts, schlecht bezahlte freie Mitarbeiter oder Studenten. Wie die sogenannten Juicer (LIME) oder Ranger (TIER) die Roller transportieren, bleibt nach Aussagen des Anbieters LIME jedem selbst überlassen. Häufig werden sie am Abend mit dieselbetriebenen Kleintransportern eingesammelt, zum Laden gebracht und am nächsten Morgen wieder neu verteilt.

Das bedeutet: Pro Nutzer und Kilometer werden bis zu 126 Gramm CO2 ausgestoßen.

Studie der University of North Carolina zu E-Scooter (Foto: SWR)
Im Vergleich zum Auto ist der Scooter zwar ein nachhaltigeres Fortbewegungsmittel, aber deutlich umweltschädlicher als ein vollbesetzter Bus.

Zudem ist die Lebensdauer von Leih-E-Scootern extrem gering, danach sind sie Elektroschrott. In den USA, Frankreich oder Israel, wo die Roller schon länger im Einsatz sind, hat sich gezeigt, dass sie oft einfach in der Natur entsorgt werden: Ins Meer oder in die Seine geschmissen.

Welche Probleme gibt es mit E-Scootern?

Mittlerweile berichten bundesweit immer mehr Zeitungen über E-Scooter-Unfälle mit schweren Kopfverletzungen und Prellungen. Meist ist das leichtsinnige Verhalten der Fahrer die Ursache, wie zu zweit oder betrunken E-Scooter zu fahren.
Verkehrsexperte Heiner Monheim fordert offizielle Parkflächen: Wenn sich der öffentliche Verkehr darum kümmern würde und an jeder Haltstelle ein extra eingerichteter Abstellbereich für die E-Scooter sein würden, dann hätte man laut ihm nicht das Problem, dass sie wild durch die Gegend stehen und fliegen.

E-Scooter auf Fußweg abgestellt (Foto: SWR)
Viele Fußgänger beklagen sich über nachlässig abgestellte E-Scooter auf Bürgersteigen.

Doch feste Stellplätze wie bei Leihfahrrädern sind nicht im Sinne der Anbieter. Laut eines Sprechers von LIME ist das frei fließende Konzept (Free-Floating) deutlich besser und nutzerfreundlicher, weil man dadurch eben spontan mobil sein kann.

Was muss passieren, damit E-Scooter zur Verkehrswende beitragen?

Verkehrsexperte Heiner Monheim glaubt nicht daran, dass E-Scooter die Verkehrswende einleiten werden. Nur die Zusammenarbeit mit dem öffentlichen Nahverkehr könne für ihn ein Schritt in die richtige Richtung sein.

Der Anbieter LIME verweist darauf, dass das System in Deutschland erst seit vier Monaten laufe und noch optimiert werden müsse. In Zukunft solle auf Öko-Strom beim Laden und auf Elektro-Autos beim Einsammeln der E-Scooter gesetzt werden.

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SWR Fernsehen