Der richtige Weg in die eigenen vier Wände

Augen auf beim Immobilienkauf

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Eine Mietwohnung zu finden, kann leicht zur Herausforderung werden. Ein Grund sind die hohen Mietpreise. Da stellt sich für Wohnungssuchende die Frage, ob der Erwerb einer eigenen Immobilie trotz hoher Preise aktuell Sinn macht.

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Aber der Weg in die eigenen vier Wände kann sehr mühsam sein und er ist mit viel Aufwand verbunden.

Wie haben sich die Preise beim Immobilienkauf entwickelt?

  • Im Moment sind die Zinsen sehr niedrig. Bei der Bank gibt es im Vergleich zu von vor zehn Jahren "billiges Geld".
  • Die Nachfrage steigt.
  • Die Baubranche boomt.
Werbung für Immobilie im Hochglanz-Prospekt (Foto: SWR)
Immobilienmakler weiter zuversichtlich trotz Corona

Es gibt nicht den einen Immobilienmarkt. Für Städte kann man allerdings von einem Trend sprechen. Im Vergleich zu 2015 und 2016 sind die Kaufpreise dort um etwa zehn Prozent gestiegen.

Das niedrige Zinsniveau verleitet Menschen dazu, mehr für eine Immobilie auszugeben und dies kann dazu beitragen, dass die Immobilienpreise steigen. Wer vorhat, eine Immobilie zu kaufen, fragt sich zunächst: Was kann ich mir leisten?

Wie schätze ich finanzielle Möglichkeiten beim Immobilienkauf richtig ein?

Prof. Dr. Björn-Martin Kurzrock (Foto: SWR)
Prof. Dr. Björn-Martin Kurzrock leitet an der TU Kaiserslautern den Studiengang Immobilien- und Facility Management.

Immobilienökonom Kurzrock warnt davor, sich auf diese Zahlen zu verlassen. Sie könnten in die Irre führen.

Wer im Monat 1.000 Euro Miete zahlt, kann 500.000 Euro an Darlehen aufnehmen? Das ist nicht vernüftig!

  • Wichtig, die Kaufnebenkosten im Auge zu behalten (Grundsteuer, Kosten für Notar und Grundbucheintrag, Kosten für Makler).
  • Zusammengenommen können sie zwischen sieben und mehr als zehn Prozent des Immobilienpreises betragen. Das sind locker gleich mal mehrere zehntausend Euro.
  • Ebenso muss die Immobilie instand gehalten werden. Jeder Immobilienbesitzer sollte in der Lage sein, dafür noch zusätzlich Geld zurücklegen zu können.

Es ist wichtig langfristig zu denken, weil sich Lebensumstände ändern. Möglicherweise ist eine Familie geplant. Dann kann ein Einkommen für eine gewisse Zeit ganz wegfallen oder später dann zum Teil. Auch darauf muss man sich einstellen.

Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es beim Immobilienkauf?

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten und Kombinationen.

Josephine Holzhäuser, Finanzexpertin bei der Verbraucherzentrale in Mainz.  (Foto: SWR)
Josephine Holzhäuser ist Finanzexpertin bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz in Mainz.
  • Man unterscheidet zwischen dem klassischen Annuitätendarlehen und der Bausparfinanzierung.
  • Bei einem Annuitätendarlehen wird monatlich eine Rate an die Bank gezahlt, die sich aus Zins und Tilgung zusammensetzt.
  • Solch ein Darlehensvertrag wird über einen längeren Zeitraum abgeschlossen, zum Beispiel 10, 15 oder 20 Jahre.
  • Danach braucht es oft eine Anschlussfinanzierung. Dann muss auch über den Zinssatz neu verhandelt werden.

Oft wird für Bausparverträge geworben, auch als Sofortfinanzierung. Damit sichert man sich zwar langfristig einen günstigen Zins. Doch statt zu tilgen, zahlt man erstmal lange Geld in den Bausparvertrag ein.

Das kann in vielen Fällen eine sehr teure Finanzierung werden, die man auch "Umwegsfinanzierung" nennt. Im Einzelfall muss geprüft werden, ob dies ein gutes, günstiges Finanzierungsmodell für den jeweiligen ist.

Solch eine Kreditaufnahme kann sehr teuer sein. Es muss von Fall zu Fall geprüft werden, ob es sich dabei um sinnvolle Finanzierungen handelt.

Wie findet man beim Immobilienkauf den richtigen Finanzierer?

  • Die Hausbank einbeziehen.
  • Viele verschiedene Angebote einholen, wer keine Scheu hat - auch von Direktbanken.
  • Man kann sich auch an einen Finanz- oder Kreditvermittler wenden. Die Vebraucherzentrale haben keine Bedenken, wenn diese das "Abklappern" der Banken und Angebote übernehmen. Letzendlich schließt der Kunde den Vertrag mit der Bank und nicht mit dem Finanzvermittler.
  • "Schaufenster-Angebote" mit niedrigen Zinsversprechen geben wenig Orientierung. Nicht alle Darlehensnehmer bekommen beste Konditionen. Die hängen von der Bonitätsprüfung und vom Eigenkapital ab. Hat jemand 40 Prozent an Eigenkapital, bekommt er bessere Konditionen als jemand mit 10 Prozent Eigenkapital.

Was ist beim Immobilienkauf bei Vertragsabschluss wichtig?

  • Das Sondertilgungsrecht gibt es bei vielen Instituten ohne Aufschlag.
  • Außerdem gibt es die Möglichkeit der Option, zwei-, dreimal während der Laufzeit die Höhe des Tilgungssatzes zu ändern.
  • Dies ist sinnvoll, um auf veränderte Lebensumstände reagieren zu können, beispielsweise wenn die Familie wächst und ein Einkommen vorübergehend wegfällt.

Welche Fördermöglichkeiten gibt es beim Immobilienkauf?

Wenn die Immobilie selbst genutzt wird, gibt es verschiedene Förderprogramme, zum Beispiel bei energetischen Sanierungsmaßnahmen.

  • Ansprechpartner ist die KfW, die Kreditanstalt für Wiederaufbau, auch für das Baukindergeld, das es seit letztem Jahr gibt. Ein Zuschuss für Familien und Alleinerziehende, das an eine Einkommensgrenze geknüpft ist.
  • Zusätzlich gibt es noch regionale Förderprogramme. Wichtig ist, sich frühzeitig darum zu kümmern, da es Fristen einzuhalten gibt.

Welche Fehler kann ich beim Immobilienkauf vermeiden?

Wer eine eigene Immobilie erwerben will, muss sorgfältig vorgehen. Probleme macht:

  • Unrealistisch und überzogen zu planen.
  • Zu teuer und zu groß bauen, aufgrund der niedrigen Zinsen.
  • Mit zu wenig Eigenkapital in die Finanzierung gehen.
  • Kurzfristiges Denken bei der Finanzierung.
  • Fehlender Angebotsvergleich.
  • Kein Geld für Sanierung einplanen, das nebenher angespart werden muss.

Ein Verkauf der Immobilie nach kurzer Zeit kann teuer werden. Denn die hohen Kaufnebenkosten sind in so einem Fall verbrannt.

Fazit    

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AUTOR/IN
SWR Fernsehen