Globale Veränderungen - lokale Auswirkungen

Der Klimawandel in Rheinland-Pfalz

Stand

Rheinland-Pfalz ist stark vom Klimawandel betroffen. Mit einem Temperaturanstieg von 1,6 Grad seit Messungsbeginn im Jahr 1881 liegt Rheinland-Pfalz über dem Bundesdurchschnitt.

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Erneut liegt ein milder Winter hinter uns. Die ersten Frühjahrsstürme sind bereits über das Land gezogen und haben Verwüstung angerichtet. Und selbstverständlich gibt auch jetzt schon wieder die ersten Unkenrufe, dass 2019 ein ähnlich verheerend trockener Sommer droht wie 2018.

Sind das nun außerordentliche Wetter-Kapriolen oder tatsächlich die ersten Folgen des Klimawandels?

Die Antwort ist eindeutig, da sind sich Wissenschaftler unterschiedlichster Fachrichtungen einig: Der Klimawandel ist da und er hat Rheinland-Pfalz mit voller Wucht getroffen.

Warum ist Rheinland-Pfalz so vom Klimawandel betroffen?

Die Temperatur ist ausschlaggebend für die Klimawandelfolgen in Rheinland-Pfalz. Für deren Anstieg gibt es zwei Gründe:

  1. Die Lage des Landes zwischen dem Atlantik im Westen und dem Mittelmeer im Süden. Beide Meere liegen zwar relativ weit weg der Landesgrenzen, aber ihre Wetter-Einflüsse unter Hochdruck sind spürbar.
  2. Es gibt viele tief liegende Flusstäler von Rhein, Mosel und Nahe, daneben die Mittelgebirgslagen, die nicht besonders hoch sind. Die Höhenverhältnisse spielen eine wesentliche Rolle, warum es in den Flusstälern besonders warm ist.

Wo ist der Klimawandel in Rheinland-Pfalz sichtbar?

Überall in der Natur kann man den Einfluss beobachten. Im Rheinland-Pfalz-Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen in Trippstadt wird danach geforscht.

Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen in Trippstadt. (Foto: SWR)
In Trippstadt gibt es seit 2010 das Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen. Es ist der forstwissenschaftliche Teil eines bundesweiten Klimawandel-Netzwerks.

Das Institut ist an die Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft angegliedert und Teil eines bundesweiten Klimawandel-Netzwerks.

Die Forstwissenschaftler koordinieren und betreiben eigene Forschung, unter anderem im Langzeitbeobachtungswald bei Merzalben in der Pfalz.

Baumstamm mit Überwachungstechnik (Foto: SWR)
Im Langzeitbeobachtungswald in der Pfalz werden Bäume permanent überwacht.

In diesem Buchen- und Eichenwald werden die Bäume genauestens vermessen. Apparaturen und Maßbänder messen den Stammumfang, der sich tatsächlich mit der Wasseraufnahme verändert.

Dazu wird ermittelt, wann die Bäume wie viele Blätter und Früchte abwerfen, welche Schädlinge und Krankheiten auftreten und so weiter.

Dieser Wald ist wie ein dauerüberwachter Patient auf der Intensivstation. Die ermittelten Werte lassen verlässliche Schlüsse zu.

Dr. Ulrich Matthes, Leiter Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen in Trippstadt (Foto: SWR)
Dr. Ulrich Matthes, Klimaforscher in Trippstadt

"Wir merken, unsere Waldbäume kommen zunehmend unter Stress, durch höhere Temperaturen, auch durch Schädlinge und Krankheiten, die sich entwickeln. Und dann kommt es zu Ausfallerscheinungen, Blattabfall, Trockenschäden. Das können wir sehr gut beobachten."

Die Bäume geraten zunehmend unter Stress: durch höhere Temperaturen, Dürre, Schädlinge und Krankheiten.

Die Wissenschaftler rechnen damit, dass den Bäumen auch in Zukunft weniger Wasser zur Verfügung steht. Zum einen verdunstet Niederschlag schneller bei höheren Temperaturen, zum anderen fällt Niederschlag vermehrt räumlich und zeitlich konzentriert. Das heißt, er fällt als Starkregen, kann vom Boden nicht aufgenommen werden und fließt ungenutzt ab.

Wie reagiert die Natur in Rheinland-Pfalz außerhalb des Waldes?

Unsere Beispiele sind nur punktuell, aber vielfältig:

  • Der Riesling-Traube wird es auf Dauer zu heiß in Rheinland-Pfalz.
  • Viele Winzer stellen sich darauf ein und setzen auf wärmeliebende Rebsorten. In einigen Weinanbaugebieten werden Merlot und Syrah zu den gängigen Rebsorten gehören.
  • Weinanbau wird auch bisher kälteren Regionen von Rheinland-Pfalz möglich sein.

Auch die Landwirte müssen umdenken:

  • Wenn die Böden wärmer werden, wird gesäht. Das heißt, dass sich die Pflanzzeit nach vorne Richtung Winter bewegt.
  • Die Früchte müssen entsprechend früher geerntet werden.
  • Gemüsesorten, die auch mal einen kühlen Boden brauchen wie Kartoffeln und Zuckerrüben werden langfristig (ca. ab dem Jahr 2050) nicht mehr profitabel sein.

Auch die Tierwelt reagiert:

  • Zugvögel sparen sich in milden Wintern die anstrengende Reise in den Süden und überwintern zuhause.
  • Vögel, die einen echten, kalten Winter brauchen, sterben aus, andere kommen vom Süden zu uns. Am Bodensee sind Flamingos gesichtet worden.
  • Viele Fischarten haben allergrößte Probleme, in aufgeheizten Gewässern zu überleben.
  • Im Gegenzug kommen neue Insektenarten in nördlichere Gefilde. Manch eine könnte gefährliche Krankheitserreger mitbringen.

Welche Folgen bringt der Klimawandel außerhalb der Natur mit sich?

Der Klimawandel berührt unter anderem die Bereiche Gesundheit und Wirtschaft:

  • Geschwächte Menschen kommen mit den hohen Temperaturen nicht zurecht, das Herz-Kreislauf-System ist überlastet.
  • Das führt in ganz heißen Sommerperioden auch häufiger zum Tod.

Die Hitze setzt Mensch und Maschinen bei der Arbeit zu. Sie hat Einfluss auf die Logistik:

  • Hitze und Dürre machen mit Niedrigwasser Transporte zu Wasser schwieriger, auf den Straßen platzt der Asphalt auf.
  • Unternehmen müssen mehr Lagerhaltung betreiben, können sich nicht mehr auf eine "just-in-time"-Logistik verlassen.
Temperaturkurve verdeutlich die Klimaerwärmung. (Foto: SWR)
Die Temperaturen steigen. Messwerte dokumentieren den Trend.

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SWR Fernsehen