Volksheld, Provokateur, Reformator

500 Jahre Luther in Worms

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Am Freitag, 16. April 2021, genau 500 Jahre nach seinem Einzug in die Stadt, beginnen in Worms die Feierlichkeiten zum großen Jubiläumsjahr "500 Jahre Wormser Reichstag".

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Martin Luther auf dem Reichstag in Worms 1521 (Foto: SWR)
Martin Luther auf dem Reichstag in Worms 1521

Das geschah vor 500 Jahren

Im Rathaus von Worms eröffnet Karl der Fünfte am 27. Januar 1521 den Reichstag. Vier Monate verhandeln Reichsstände, Fürsten und Geistliche schon politische Themen, als Martin Luther überraschend auf die Tagesordnung kommt.

Denn der Gesandte des Papstes stellt in Worms fest, "dass gar nichts anderes verkauft werde als Luthers Schriften" und das obwohl Luther gerade erst durch den päpstlichen Bann sozusagen zum Ketzer erklärt worden war.

Karl der Fünfte zitiert Luther nach Worms – er soll vor den weltlichen und geistlichen Mächtigen des Landes seine 95 Thesen widerrufen, die er vier Jahre zuvor in Wittenberg angeschlagen hat. 

Seine Kritik an Kirche und der Vergebung der Sünden durch den Verkauf von Ablassbriefen hat sich durch den Buchdruck erstaunlich schnell verbreitet. Luther und seine reformatorischen Thesen sind bei der Bevölkerung populär.

Am 2. April 1521 macht sich Martin Luther auf den Weg von Wittenberg nach Worms. Als er am 16. April in Worms ankommt, begrüßt ihn angeblich eine jubelnde Menschenmenge. Die Stadt ist überfüllt, statt der 7.000 Einwohner sind wegen des Reichstages 14.000 Leute in der Stadt.

Seine Kritik an Kirche und der Vergebung der Sünden durch den Verkauf von Ablassbriefen hat sich durch den Buchdruck erstaunlich schnell verbreitet. Luther und seine reformatorischen Thesen sind bei der Bevölkerung populär. Er selbst ist damals so etwas wie ein Star.

 Dr. Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau hat sich intensiv mit Martin Luthers Wirken auseinander gesetzt. (Foto: SWR)
Dr. Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau hat sich intensiv mit Martin Luthers Wirken auseinandergesetzt.

"Luther war im Grunde ein Volksheld. Es gab schon länger Kritik an der Kirche und da kam einer, der den Mut hatte, das auch auszusprechen. Für die damalige Zeit war es eine Sensation, dass jemand das Recht auf die eigene Meinung einforderte."

Am 17. April findet das Verhör des Mönches im Bischofssitz, dem Aufenthaltsort des Kaisers, statt. Zur Verwunderung von Luther wird es keine Disputation geben, er soll lediglich seine Thesen widerrufen. Luther erbittet sich Bedenkzeit, die der Kaiser ihm für 24 Stunden gewährt.

So waren Luthers berühmte Worte

Am nächsten Morgen spricht Luther deutliche Worte:
"Hier stehe ich. Ich kann nicht anders."

So soll sich Martin Luther vor dem Wormser Reichstag geweigert haben, seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel zurückzunehmen:
"Ich kann und will nicht widerrufen, weil weder sicher noch geraten ist, etwas wider das Gewissen zu tun."

Der Kaiser wird daraufhin ebenso deutlich:
"Denn es ist sicher, dass ein einzelner Mönch in seiner Meinung irrt… ."

Von zahlreichen Anwesenden begleitet, bejubelt und angefeindet, verlässt Luther den Saal. Luther gilt da schon als Ketzer, denn er war bereits exkommuniziert. Er gehört nicht mehr zur Kirche und ist "vogelfrei", durfte also straffrei getötet werden – ein sicheres Todesurteil in dieser Zeit.

Ein Schutzbrief sichert ihm 21 Tage freies Geleit zu, so kann er vorerst nicht verhaftet werden.

Am 26. April verlässt Luther Worms. Auf seinem Weg zurück nach Wittenberg wird er entführt, zu seinem Schutz. Er verbringt das nächste Jahr als Junker Jörg auf der Wartburg bei Eisenach.

Diese Folgen hat sein Auftritt

Mit Luthers Auftritt bricht das Zeitalter der Reformationsbewegung an. Es gibt nun zwei Strömungen im christlichen Glauben. Die Anhängerinnen und Anhänger Luthers werden als Protestanten bezeichnet, weil die evangelischen Fürsten mit dem katholischen Kaiser im Clinch lagen.

Luther wollte die Kirche reformieren, niemals spalten. Doch genau das passiert: der Bauernkrieg und der 30-jährige Krieg findet zwischen den beiden Glaubensströmungen statt.

So wird Luthers Rolle heute eingeordnet

Martin Luther war ein Volksheld seiner Zeit. Und er war streitbar, seine Aussagen zu anderen Religionen wie dem Judentum sind aus heutiger Sicht indiskutabel.

Sein Vorhaben die Kirche nicht zu spalten ging nach hinten los und doch war seine Kritik an der Kirche damals der Beginn eines neuen Denkens. Er stand in Worms zu seinen Thesen, bewies Zivilcourage, eine Eigenschaft, die auch ein halbes Jahrtausend später gut ankommt.

Hier wird in Worms gefeiert

Das Wochenende wird am Freitag den 16.4. 2021 um 16 Uhr mit einem Festakt eröffnet, an dem auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teilnimmt. 

  • Der SWR streamt die Online-Veranstaltung live aus dem Wormser Kultur- und Tagungszentrum.
  • Am Markplatz wird auf der Dreifaltigkeitskirche Luther und was er bewegt hat multimedial inszeniert. Am Samstagabend um 23 Uhr starten hier die spektakulären Bilder und werden live im SWR-Fernsehen übertragen.


  • Am Sonntag den 18.4. findet um 9:30 Uhr ein Evangelischer Gottesdienst statt. Dieser wird aus der Pfarrkirche St. Magnus in Worms im ZDF übertragen.
  • Das Museum der Stadt Worms präsentiert ab Juli in einer Ausstellung im Andreasstift Personen, die ihrem Gewissen folgten.
  • Die Nibelungen-Festspiele führen ab Mitte Juli vor dem Kaiserdom die Uraufführung von "Luther" auf.

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SWR Fernsehen