Offensive in der Impfpolitik

Corona-Impfungen beim Hausarzt

Stand

Sie sollen den lang ersehnten Durchbruch im Kampf gegen die Pandemie bringen: flächendeckende Corona-Impfungen beim Hausarzt.

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Von den etwa 50.000 Hausarztpraxen in Deutschland machen bereits 45.000 mit - (Stand 12.4. 2021, Kassenärztlichen Bundesvereinigung KBV).
Seit der Woche nach Ostern impfen Hausärzte auch in Rheinland-Pfalz.

Diese Personen werden zunächst geimpft

Grundsätzlich gilt die in der Corona-Impfverordnung festgelegte Priorisierung, die schon in den Impfzentren zur Anwendung kam. Nach wie vor sind über 70-Jährige und Menschen mit Vorerkrankungen vorrangig zu impfen. Doch können Hausärzte die Regelungen unter bestimmten Voraussetzungen flexibler handhaben. Dazu heißt es von staatlicher Seite:

"Die tatsächliche Entscheidung der Priorisierung erfolgt nach jeweiliger ärztlicher Einschätzung vor Ort.“

Nach der geänderten Impfverordnung des Bundes vom 8. März 2021 kann von der Reihenfolge dann abgewichen werden, wenn dies für eine effiziente Organisation der Schutzimpfungen oder eine zeitnahe Verwendung vorhandener Impfstoffe notwendig ist.

Wenn also vereinbarte Termine nicht eingehalten werden, kann der Hausarzt, um keinen Impfstoff wegschmeißen zu müssen, jemandem den Vortritt lassen, der eigentlich noch nicht an der Reihe wäre. Denn - so Allgemeinmediziner - das Problem mit dem Impfstoff ist: Sobald die Impfdose angebrochen ist, ist sie nur sechs Stunden haltbar.

So erhält man einen Impf-Termin in der Praxis

Anders als in den Impfzentren gibt es beim Hausarzt keine Hotline und keine zentrale Stelle, die Termine vergeben und koordinieren. Das Besondere am Hausarztprinzip ist, dass die Hausärztinnen und Hausärzte ihre Patienten in der Regel kennen. Sie rufen die Patienten an, die für eine Impfung in Frage kommen. Wenn der oder die eine nicht kann, wird in der Liste weiter telefoniert. Die Termine können recht kurzfristig sein, etwa wenn ein Patient abspringt oder verhindert ist.

Der Impfvorgang an sich läuft so ab wie auch in  den Impfzentren: Es gibt ein etwa fünfzehnminütiges Beratungsgespräch, danach kommt die Impfung an sich, die nur wenige Minuten dauert. Anschließend muss der Patient zur Beobachtung noch mindestens weitere 15 Minuten in der Praxis warten.

Deshalb gibt es beim Hausarzt keine Impfstoffwahl

Auch in den Hausarztpraxen kann derzeit kein Impfstoff ausgewählt werden, denn nach wie vor herrscht eine Knappheit an verfügbaren Impfdosen. In den ersten zwei Aprilwochen 2021 erhalten die Praxen ausschließlich den Biontech/Pfizer-Impfstoff. AstraZeneca wird in dieser Zeit in den Impfzentren weiter verimpft.

Ab dem 19. April 2021 sollen auch die Praxen mit dem umstrittenen Impfstoff beliefert werden. Wenn der Hausarzt nur den AstraZeneca-Impfstoff hat, kann der Patient einen angebotenen Termin nur zusagen oder muss weiterhin warten.

AstraZeneca wird derzeit nur an ältere Menschen ab 60 Jahren verimpft, er kommt also für viele Menschen in Frage, die aktuell an der Reihe sind. Der Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers war in die Diskussion geraten, weil er in Verdacht steht, bislang für 42 Hirnvenenthrombosen in Deutschland verantwortlich zu sein.

Er darf deshalb in Deutschland vorerst nicht mehr an unter 60-Jährige verimpft werden. Der Grund, warum er derzeit nicht an Arzt-Praxen geliefert wird, sind allerdings die Lieferschwierigkeiten. Denn die Impfzentren sollen die Zweitimpfungen mit diesem Stoff sicherstellen.

Doch bald soll mehr Impfstoff zur Verfügung stehen und damit auch eine gewisse Auswahl möglich sein. In den vergangenen Monaten wurden Produktionskapazitäten in Deutschland für die Impfstoff-Herstellung ausgebaut.

Zudem stehen weitere Impfstoffe vor der Zulassung, wie der US-amerikanische von Johnson & Johnson, der nur einmal verimpft wird. Aber auch der Tübinger Hersteller Curavec oder sogar der russische Sputnik V-Impfstoff könnten demnächst zur Wahl stehen.

Laut Bundesgesundheitsminister Spahn sollen insgesamt über 15 Millionen Impf-Dosen alleine im April 2021 geliefert werden.

Das passiert mit den Impfzentren

Jeder, der seine Erstimpfung in einem Impfzentrum erhalten hat, wird dort auch seine Zweitimpfung verabreicht bekommen. Die Impfzentren bleiben wohl bis September 2021 bestehen. Pro Woche sollen sie mit 2,25 Millionen Impfdosen beliefert werden.

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SWR Fernsehen