Vorsicht bei Autofahrten durch Waldgebiete

Wildunfälle - Gefahr in der Dämmerung

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Ein Schock für jeden Autofahrer: ein Unfall mit einem Wildtier. Häufig tauchen die Tiere ganz plötzlich auf, es bleibt zu wenig Zeit, um überlegt zu reagieren.

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Statistisch gesehen kollidiert in Deutschland alle zwei Minuten ein Auto mit einem Reh, Wildschwein oder Dachs. Und so ein Wildunfall kann heftig sein. 24.838 Wildunfälle hat der Landesjagdverband in Rheinland-Pfalz 2019 registriert, mehr als 60 Prozent davon im im wild- und waldreichen Norden des Landes. Am häufigsten sind bei uns im Land Rehe in Unfälle verwickelt.

Deshalb passieren kurz nach der Zeitumstellung mehr Wildunfälle

Wenn die Zeit im Herbst umgestellt wird, passieren die meisten Unfälle. Denn mit der Umstellung auf die Winterzeit kollidieren die Gewohnheiten von Wildtieren mit dem Berufsverkehr. Es wird eine Stunde früher dunkel und in der Dämmerung treten die Wildtiere aus dem Wald heraus und sind auf Nahrungssuche. Doch dabei müssen sie oft Straßen überqueren, und dann kann es zu Wildunfällen kommen.

Diese Maßnahmen helfen Wildunfälle zu vermeiden

Günther Klein vom Landesjagdverband Rheinland Pfalz spricht sich für Querungshilfen für Wildtiere aus. (Foto: SWR, SWR -)
Günther Klein vom Landesjagdverband Rheinland Pfalz spricht sich für Querungshilfen für Wildtiere aus.

"Mehr Wildbrücken. Damit könnten Wildtiere sicher und unbemerkt Straßen überqueren. Aber man könnte auch andere Fußgängerbrücken über Landstraßen oder Autobahnen so modifizieren, dass man sie verblendet."

Im Durchschnitt kostet eine Grünbrücke zwischen drei bis vier Millionen Euro. Dabei hängen die Kosten sehr stark vom Untergrund, der Dimensionierung und vielen anderen Randbedingungen ab. Bei allen Straßenbauvorhaben und auch bei bestehenden Straßen werden die Möglichkeit einer technischen Realisierbarkeit überprüft.

Blaue Reflektoren sollen Wildtiere davon abhalten, auf die Straße zu laufen. (Foto: SWR, SWR -)
Blaue Reflektoren sollen Wildtiere davon abhalten, auf die Straße zu laufen.

Als weitere Maßnahme sollen blaue Reflektoren Wildtiere davon abhalten, auf die Straße zu laufen. Die Reflektoren streuen das Licht von Scheinwerfern in Wald und Feld: so sollen die Tiere gewarnt werden. Eine neuere Studie zeigt jedoch: Die Zahl der Wildunfälle steigt trotz Reflektoren weiter. Forscher aus Göttingen und Zürich haben dies mit Infrarotkameras an Teststrecken herausgefunden. Die Untersuchung ist im Auftrag der Unfallforschung der Versicherer entstanden.

So können sich Autofahrer auf einen Wildunfall vorbereiten

Günther Klein vom Landesjagdverband Rheinland- Pfalz weiß, dass die Augen der Wildtiere Licht reflektieren. Wenn man dies sieht, kann man davon ausgehen, dass Wildtiere am Straßenrand stehen.

"Ein Wildtier kommt selten allein: Rehe sind meistens in Familienverbänden unterwegs und auch die Wildschweine in großen Rotten. Also: wechselt ein Wildtier die Straße, kann man nicht davon ausgehen, dass die Gefahr vorbei ist.“

Mit einem Fahrsicherheitstraining können sich Autofahrer auch auf Wildunfälle vorbereiten. Das gibt es zum Beispiel beim ADAC in Koblenz und bei der Landesverkehrswacht Rheinland-Pfalz. Auf der Fahrtechnikanlage Hunsrück bei Wüschheim zum Beispiel testen jährlich 2.000 Teilnehmer ihr Fahrkönnen, üben richtiges Lenken, Ausweichen und Bremsen. Das bringt auch was bei einem  Wildunfall.

Gerd Lenhard von der Kreisverkehrswacht Rhein-Hunsrück (Foto: SWR, SWR -)
Gerd Lenhard von der Kreisverkehrswacht Rhein-Hunsrück

"Ganz wichtig ist, es auf der Fahrspur zu bleiben. Das heißt also, selbst eine Kollision mit dem Wild in Kauf zu nehmen, aber niemals die Gefahr einzugehen, über ein undosiertes Lenkmannöver nach rechts in den Graben oder nach links in den Gegenverkehr zu fahren."

Das muss man bei einem Wildunfall tun

Ist ein Unfall passiert, muss man als erstes die Unfallstelle absichern. Danach muss die Polizei gerufen werden. Die Polizei kann, sollte das Wildtier verletzt sein, den zuständigen Jäger anrufen, damit dieser das verletzte Wildtier erlöst. Wenn das Unfalltier flüchtet, dann sollte man versuchen, sich die Fluchtrichtung zu merken, damit der Jäger möglichst gut die Suche starten kann.

Jäger sind berechtigt, eine Wildunfall-Bescheinigung auszustellen. Diese braucht man zur Vorlage bei der KFZ-Versicherung, wenn ein Schaden am Auto entstanden ist.

Von einem verletzten Tier sollte man unbedingt Abstand halten, denn das gestresste Tier könnte nochmal auf die Beine kommen und den Menschen angreifen. Besonders  Wildschweine sind gefährlich.  

Auf keinen Fall darf man ein totes Wildtier selbst mitnehmen, das wäre Wilderei und damit strafbar.

Fazit

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SWR Fernsehen