Erstaunliche Alternative zu konventionellen Agrartechniken

So geht Landwirtschaft ohne Gifte und Maschinen mit Permakultur

Stand

Das Zusammenspiel des Bodens und seiner Mikroorganismen steht für Bodenkultur und permanentes Ernten und Pflanzen. Ohne Maschinen und Gifte.
Sowohl beim Pflanzenanbau als auch bei der Tierhaltung in Permakultur ist die Verbesserung des Bodens oberstes Ziel. Der Mikrokosmos aus Pilzen, Insekten, Würmern, Bakterien etc. wird durch Permakultur gefördert, gleichzeitig wird dadurch auch der Ertrag zum Nulltarif, also ohne Einsatz von Dünger oder Maschinen, gesteigert.

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So kann Permakultur im eigenen Garten helfen

Böden nicht unbedeckt lassen


  • Das verhindert Beiwuchs ("Unkraut"), schützt den Boden vor Austrocknung und speichert Wärme. Wenn möglich wird dieses Ziel dadurch erreicht, dass die Pflanzen möglichst eng gepflanzt werden. Ist dies nicht möglich, werden die Freiflächen mit Rindenmulch bedeckt. Das gilt auch für Wege.

Misch- statt Monokultur


  • Es sollte eine möglichst große Vielfalt an Pflanzen angebaut werden. Idealerweise so, dass sie sich gegenseitig unterstützen. Möhren und Zwiebel nebeneinander halten sich gegenseitig zum Beispiel Ungeziefer fern. Dabei müssen die Pflanzen nicht unbedingt kreuz und quer durcheinander stehen. Gerade wenn man größere Mengen für den Eigenbedarf anbaut, können auch Reihen mit verschiedenen Pflanzen angelegt werden. Besonders effektiv wird die Nutzung auf Hügelbeeten, da sie auf gleicher Grundfläche mehr Pflanzfläche bieten.

Fruchtfolge richtig wählen


  • Insbesondere stark zehrende Pflanzen, also mit einem hohen Nährstoffbedarf, sollten nicht in Folge an der gleichen Stelle gepflanzt werden. Am besten werden sie mit schwach zehrenden im Wechsel gepflanzt.

Beispiele:

  • Stark Zehrer: Tomaten, Kartoffeln, viele Kohlarten, Sellerie, Lauch, Zucchini
  • Schwach- bzw. Mittelzehrer: Erbsen, Bohnen, Kräuter // Salate, Paprika, Zwiebeln, Spinat, Möhren

Bodenarbeit für Faule


  • Permakultur ist ideal für faule Gärtner. Einmal angelegt, ist kaum noch Arbeit notwendig. Im Normalfall muss man und sollte man auch nicht umgraben oder anderweitig tief in den Boden eingreifen. Wurzeln, zum Beispiel vom Salat bleiben nach dem Abschneiden einfach im Boden.

Hintergrund: Deshalb ist Permakultur unerlässlich

Angesichts des Klimawandels ist völlig klar: ein "Weiter so" kann und darf es in der Landwirtschaft nicht gehen. Selbst im Bioanbau ist der Einsatz von Maschinen, Dünger und Pestiziden üblich. Eine echte Alternative könnte die sogenannte Permakultur sein. In der Eifel haben zwei Betriebe den Umstieg darauf gewagt und erstaunliche Ergebnisse erzielt.

Die industrielle Landwirtschaft gilt als einer der Hauptverursacher des Klimawandels. Extensive Flächennutzung, Monokulturen, die den Einsatz von Maschinen und Agrarchemie erfordern und Massentierhaltung verursachen vor allem den Großteil von der klimaschädlichen Gase Methan und Lachgas, aber auch Kohlendioxid.

Landmaschine mit weit ausladender Spritzmittel-Vorrichtung fährt durch ein blühendes Rapsfeld (Foto: SWR)
Landwirtschaftliche Monokulturen sind wesentlich für das Insekten- und Artensterben verantwortlich.

Die daraus entstehenden Probleme sollen mit noch mehr Maschinen-, Insektizid, Pestizid und Düngereinsatz reduziert werden, aber eigentlich werden sie dadurch nur verschlimmert. Ein Teufelskreis.

Zahlreiche Forscher gehen davon aus, dass die Permakultur, die viele Hobbygärtner schon lange nutzen, der Ausweg aus diesem Teufelskreis sein kann. In der Eifel gibt es einen der wenigen landwirtschaftlichen Betriebe, die in Deutschland bereits nach Permakultur-Richtlinien arbeiten. Auf dem Scheuerhof in Wittlich werden Fleisch, Eier und bald auch Gemüse erzeugt.

Permakultur - einfach erklärt

Der Begriff leitet sich aus dem Englischen "permanent (agri-)culture" ab – übersetzt: eine dauerhafte Landwirtschaft.

Basis bilden wissenschaftliche Erkenntnisse über die natürlichen Ökosysteme. Diese werden dann im Anbau nachgeahmt. Ziel ist es, dadurch nicht nur möglichst wenig Ressourcen zu verbrauchen und die Umwelt zu schützen, sondern sie sogar zu verbessern.

Allan Savory gilt als einer der Gründerväter der Permakultur-Bewegung. Die Arbeit von Allan Savory, einem Ökologen und Farmer aus Simbabwe hat gezeigt, dass Tierhaltung nicht nur umweltschonend, sondern aufbauend sein kann. Er hat ganze Landstriche, die zuvor kahle Wüsten waren, mit seiner Haltungsform wieder zu grünen Landschaften gemacht.

Seit vielen Jahren wird der Anbau von Nutzpflanzen unter anderem von französischen Wissenschaftlern auf der Ferme biologique du Bec Hellouin erforscht. Beim Pflanzenanbau wird auf Maschinennutzung fast völlig verzichtet. Gleichzeitig werden die Pflanzen sehr effektiv und dicht gepflanzt und so kombiniert, dass sie sich gegenseitig unterstützen.

So funktioniert Pflanzenanbau in Permakultur

Obwohl oder besser gerade weil Permakultur-Landwirtschaft fast ausschließlich auf Handarbeit setzt, sind die Arbeitsweisen auf hohe Effizienz getrimmt. Die Pflanzen werden sehr eng gepflanzt. Das ist gerade dadurch möglich, dass keine Fahrwege für Traktoren notwendig sind. Dadurch verkürzen sich die Wege für den Landwirt. Die geringen Zwischenräume nehmen gleichzeitig unerwünschtem Beiwuchs das Licht und den Platz. Freiflächen wie die Wege werden mit Rindenmulch ausgestattet.

Bei der Pflanzenauswahl wird auf passende Kombinationen geachtet. So werden Möhren beispielsweise direkt neben Zwiebeln gepflanzt. Der Geruch der Zwiebeln hält die Zwiebelfliege weg und umgekehrt der Zwiebelgeruch die Möhrenfliege. Bei der Fruchtfolge wird darauf geachtet, dass auf stark zehrende Pflanzen immer leicht zehrende Pflanzen folgen, zum Beispiel wird nach Kohl Salat angepflanzt.

Bei der Ernte wird auch darauf geachtet, dass der Boden möglichst unberührt bleibt. Beispiel: der Salat wird abgeschnitten und die Wurzel mit allen Mikroorganismen, die in ihr leben, verbleibt im Boden. Die nächste Pflanze wird einfach daneben eingesetzt. Ein Umbrechen oder Pflügen nach der Ernte entfällt damit komplett. Das spart wiederum teuren Maschineneinsatz und fördert die Bodenökologie.

Die Feldfrüchte aus Permakultur haben dadurch einen höheren Nährwert und können günstig erzeugt werden.

Dadurch unterscheidet sich Tierhaltung in Permakultur von traditioneller Haltung

Die industrielle Tierhaltung ist einer der größten Klimakiller. Zum einen durch den Methanausstoß der Tiere, zum anderen durch die aufwändige Fütterung mit Soja, Weizen oder sogar Tiermehl. Dafür werden riesige Flächen gerodet, die eingesetzten Maschinen stoßen massenhaft Kohlendioxid aus und die Agrarchemie sorgt für Umweltschäden.

Kuhherde bei tief stehender auf einer großen Weide (Foto: SWR)
Merkmal der Permakultur ist, dem natürlichen Verhalten der Tiere zu entsprechen.

Rinder werden freilaufend auf der Weide gehalten. Morgens und abends werden sie durch mobile Zäune immer auf einen neuen Weideteil gebracht, wo sie in engerem Verband zusammenstehen. Das machen Herden in freier Natur auch als Schutz vor Raubtieren. Nach etwa sechs bis acht Wochen beginnen sie wieder auf dem Anfangsstück der Weide.

Durch dieses System wird das Gras nie komplett abgefressen. Es bleibt immer genug stehen, um den Bodenlebewesen ein Habitat zu bieten. Gleichzeitig beschattet das Gras den Boden und hält die Feuchtigkeit. Permakultur-Bauern berichten, dass sie selbst in den Trockensommern keine Probleme mit vertrockneten, braunen Weiden hatten. Untersuchungen zeigen, dass durch diese Form der Haltung sogar zusätzliches CO2 aus der Atmosphäre gebunden werden kann.

Vor- und Nachteile der Permakultur

Die Vorteile für die Umwelt liegen klar auf der Hand. Die Landwirte befreit die Permakultur von hohen Kosten für Landmaschinen und den Einsatz von Agrarchemie. Bislang hält sich noch der Glaube, dass Mechanisierung effektiver sei als Handarbeit.

Studien haben aber gezeigt, dass der Ertrag auf Permakultur-Höfen drei bis viermal höher liegt als auf konventionell betriebenen Flächen gleicher Größe. Es wäre also möglich mit deutlich geringerem Flächenverbrauch, die gleiche Menge Lebensmittel für unsere Versorgung sicherzustellen.

Ein Nachteil, sofern es überhaupt einer ist, besteht darin, dass die Permakultur auf regionalen und saisonalen Anbau setzt. Das erfordert sowohl bei Landwirten als auch beim Verbraucher ein Umdenken. Im Winter wird es keine Erdbeeren oder Tomaten geben. Idealerweise erfolgt die Vermarktung auch direkt beim Bauern und nicht über den Großhandel im Supermarkt. Das macht die Produkte günstiger und der Bauer verdient am meisten daran und nicht der Handel.

Fazit

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AUTOR/IN
SWR Fernsehen